In Nordgriechenland

In der Vikos- Schlucht, im Pindos-Gebirge und bei den Meteora- Klöstern

3. Oktober

Nach der Landung in Igoumenitsa haben wir uns zügig in die Berge Nordgriechenlands aufgemacht. Es geht über die alte E92 in vielen Serpentinen nach Osten hinauf bis nach Ioannina.

In der gut 110000 Einwohner fassenden Stadt Ioannina fahren wir am die Stadt begrenzenden großen See entlang bis zu der kleinen Halbinsel, auf der die Altstadt liegt.

Aslan-Pascha-Moschee

Hier umfasst noch die Stadtmauer den früheren Stadtkern. Von der Burg sind noch hohe Mauerreste erhalten und zwei Zitadellen. Ein byzantinisches Museum und die Aslan-Pascha-Moschee können für einen geringen Eintrittspreis besichtigt werden. Ich laufe durch die verwinkelten Gässchen, bevor wir die Fahrt Richtung Norden fortsetzen. Oberhalb des kleinen Ortes Perivleptos finden wir einen sehr ruhigen Nachtplatz im Nirgendwo mit toller Aussicht.

Von hier aus radeln wir am folgenden Tag in vielen engen Serpentinen weiter den Berg hinauf – gut, dass wir E-Bikes haben, denn 1000 Höhenmeter liegen schnell hinter uns. Die Ausblicke werden immer fantastischer, allerdings behindert etwas Dunst die Aussicht.

Wir überfahren den Pass des langgezogenen Bergmassivs und machen eine Pause in Dikorifo, einem sehr hübschen, allerdings völlig menschenleeren kleinen Dorf am Hang. Der typische Dorfplatz wird auch hier, wie überall in diesen Bergdörfern, von einer riesigen Platane bestimmt. Wo all die Menschen wohl hin sind?

Am Spätnachmittag laden wir die Räder wieder auf und reisen weiter nach Norden, in die Zagoria, die flächengrößte und gleichzeitig mit 4 Einwohnern / qm die einwohnerärmste Region des Epiros. Sie umfasst viele abgelegene historische Dörfer, die nur auf engen, kurvenreichen Straßen zu erreichen sind. Ein großer Teil dieses Gebietes steht als Nationalpark unter Naturschutz.

In Monodendri, einem hübschen Dorf am Ende einer Straße, wird das Übernachten auf dem Parkplatz am Dorfanfang geduldet, und gegen Abend ist es hier ruhig geworden. Wir erkunden von hier aus den kleinen Ort mit den gepflasterten Gassen und dem großen Dorfplatz, der – außer von den Tischen der anliegenden Restaurants – auch wieder von einer großen Platane eingenommen wird. Die Häuser bestehen aus unverputzen behauenen Steinen, und auch die Dächer sind mit Steinplatten belegt.

Am nächsten Tag klettern wir von hier aus über einen größtenteils von Bäumen gesäumten steilen Pfad zur Vikosschlucht hinunter. Die Schlucht soll mit 600 bis 1000 m die im Verhältnis zu ihrer Breite tiefste Schlucht Europas sein – unser Weg führt auf 1,5 km etwa 350 m hinab bis zum Grund. Hier fließt allerdings momentan kein Wasser. Im Flussbett liegen riesige rund geschliffene Steine. Die Wanderung durch die 14 Kilometer lange Schlucht bis zum nächsten „Ausstieg“ ist uns zu lang, deswegen geht es auf gleichem Wege wieder hinauf.

Stattdessen finden wir etwas später oberhalb der Schlucht einen Aussichtspunkt, von dem aus man viele Kilometer weit in die Vikosschlucht nach Norden sehen kann. Der Weg ist von knorrigen, flechtenüberzogenen Bäumen gesäumt, und ringsum türmen sich flache Steinplatten zu Felsen auf. Hierher kommen wohl die Steindächer der Zagoria!

Am Nachmittag fahren wir mit Biene einige Kilometer nach Norden, um am nächsten Tag vom neuen Standpunkt aus das andere Ende der Schlucht mit den Fahrrädern zu erkunden.

Abendhimmel bei Aristi

Auf der Radtour radeln wir am Folgetag zunächst nach Vikos hinauf, ein Dorf auf einem Felssporn mit – wieder einmal – wunderbaren Ausblicken und Zugang zur Schlucht. Auf dem Parkplatz vor dem Dorf treffen wir auf Stefan und Maren, zwei Omanis, mit ihrem Dino. Sie sind auf dem Weg nach Albanien, und wir tauschen unsere Erfahrungen aus.

Von Vikos radeln wir wieder hinab bis Aristi, und schon auf diesem Weg sehen wir den parallel verlaufenden, etwas später zu erklimmenden Bergkamm, der bis zu den kleinen Ortschaften Papigko und Micro- Papigko führt. Eine gewundene Straße schlängelt sich vom Tal des Voidomatis- Flusses empor. Dieser Fluss soll das sauberste Wasser Europas haben – die türkisene Farbe lässt uns das sofort glauben.

Leider liegen die Berge heute in einem leichten Dunstschleier, dennoch sind die Ausblicke atemberaubend.

In Papigko trinken wir in einem der vielen Cafés Kaffee und Wasser. Das Dorf liegt in einem recht gut erschlossenen Wandergebiet, bildet eine hübsche Kulisse und zielt auf den Besuch vieler Touristen ab, wirkt aber dennoch ursprünglich.

Ich radele schließlich noch ein paar Kilometer weiter hinauf bis nach Micro-Papigko, dem höchstgelegenen Dorf des Bergkammes.

Auf dem Weg überquere ich eine Brücke über den kleinen Fluss Rogovo und entdecke etwas oberhalb die Kalksteinbecken, die der Fluss im Laufe der Jahrtausende ausgespült hat. Schade, dass er momentan nur wenig Wasser führt, sonst könnte man darin baden!

7. und 8. Oktober

Durch Epirus fahren wir zurück nach Ioannina, am Nordufer des in der Sonne glitzernden großen Sees entlang und weiter Richtung Osten.

Es geht hinauf und hinab, weiter in die sich auftürmenden Gebirgslandschaften hinein, von 800 Metern bis auf 1400 Meter Höhe.

Oberhalb von Metsovo finden wir einen Nachtplatz, von dem aus wir radelnd am nächsten Tag die Landschaft rund um den Aoos- See erkunden. Sehr einsam ist es hier, außer Schaf- und Kuhherden und einigen großen Ställen sieht man keine Gebäude und überhaupt keine Menschen. Die großen Zuflüsse, die den See speisen, sind ausgetrocknet. Man kann jedoch erahnen, welche Kraft die Wassermassen im Frühjahr haben, sie haben Schotter und Geröll hinterlassen. Auf den gut ausgebauten Straßen sind manche Strecken ausgespült und müssen umfahren werden. Die Sonne begleitet uns den ganzen Tag, so dass sich die Temperaturen hier noch um 19 Grad bewegen.

Später wagen wir uns mit Biene nach Metsovo hinein – ein Fehler. Nach der äußerst engen Durchfahrt zwischen überall parkenden Autos und spazierenden Touristen hindurch finden wir keinen einzigen freien Parkplatz. Das Städtchen quillt über vor Touristen und Andenkenläden, Schönheit und Ursprünglichkeit lassen sich nur noch erahnen.

Metsovo

So schnell es geht verlassen wir Metsovo wieder und finden einen sehr ruhigen Nachtplatz am Aoos- See. Hier genießen wir die letzten Sonnenstunden des Tages mit Blick auf das Wasser.

Am folgenden Tag verlassen wir das Gebirge, fahren an verfallenen und mehr oder weniger vom Zahn der Zeit zerstörten Schi-Centern vorbei und staunen über die Hütten, in denen gut einsehbar vollständige Schi-Ausrüstungen lagern, aber offensichtlich nicht mehr genutzt werden. Frisches Quellwasser gibt es unterwegs an vielen Brunnen. Bergab geht es nun wieder, bis in den Osten des Pindos-Gebirges auf etwa 400m Meereshöhe.

Direkt angrenzend an die Städtchen Kastraki und Kalampaka liegen die Meteora- Klöster, die zum UNESCO- Weltkulturerbe gehören. Der Name bedeutet „In der Luft schwebend“ und beschreibt die beeindruckende Lage der Klöster auf den aus der Landschaft hoch aufragenden Felsen aus Sandstein. Die gesamte Anlage besteht aus 24 Klöstern, von denen sechs restauriert worden und noch – oder wieder – zu besichtigen sind. Die übrigen Klöster sind schwer zu erreichen oder wegen Einsturzgefahr verlassen.

Auf dem herunter gekommenen Campingplatz in Kastraki finden wir einen guten Ausgangspunkt für eine erste kleine Erkundungstour, bei der wir einige Ruinen erradeln und erlaufen, die in die Felsen gebaute, verlassene Wohnungen beherbergen. Gegen Abend essen wir in einer hübschen Taverne in Kastraki mit Blick auf die imposante Felskulisse.

Am 10. Oktober starten wir bei Sonne und 23 Grad zur großen Rad- und Wanderrunde rund um die Klöster. Im Uhrzeigersinn radeln wir vom „kleinsten“ Kloster Agios Nikolaos Anapafsas, in dem nur zwei Mönche leben, weiter hinauf zum Nonnenkloster Roussanou, dann zum Kloster Varlaam und schließlich zum Kloster Megalo Meteoro, das höchstgelegene und mit 60.000qm Grund größte Kloster.

Sagenhafte Aus- und Rundblicke prägen diese Tour, ebenso wie viele, viele Treppenstufen und kleine Brücken, die heute zu den jeweiligen Klöstern führen. Unterhalb der ersten vier genannten Klöster lassen wir die Räder stehen und steigen die Stufen hinauf. Gegründet wurden sie wohl auf dem Standort von Einsiedeleien im Laufe des 14. Jahrhunderts, Agia Triada im 15. Jahrhundert.

Kloster Nikolaos Anapavsas wirkt im Innern regelrecht gemütlich mit seinen rot bezogenen Bänken und der ausgeschmückten und bunt bemalten kleinen Kirche.

Auf dem Weg hinauf zum Kloster Roussanou halten wir immer wieder an, um die Aussicht auf die Felsen mit weiteren Klöstern zu genießen. Unvorstellbar, wie diese Bauwerke auf den Felsen nur mit Hilgsmitteln wie Leitern und Seilen erbaut wurden!

Weiter hinauf radelnd kommen wir zu den beiden größten Klöstern, zuerst Varlaam, dann Megalo Meteoro. Sie sind auf den etwa 400 m hohen Felsen gebaut und nehmen die ebene Fläche der Felsen vollständig ein. Beide besichtigen wir auch von innen. Natürlich sind nicht alle Räume zugänglich, da in allen Klöstern noch Mönche bzw. heute in Roussanou und Agia Triada Nonnen leben. Die Innenhöfe, die Kirchen, einen Weinkeller und hier untergebrachte Museen können jedoch besichtigt werden.

Blick auf Varlaam und Megalo Meteoro

Von Megalo Meteoro können wir Kloster Varlaam von Weitem sehen.

Am Kloster Agia Triada, zu dem man nur mit einer Seilbahn gelangt und welches im James-Bond-Film „In tödlicher Mission“ in einigen Szenen gefilmt wurde, fahren wir vorbei bis zum heute geschlossenen Kloster Agios Stefanos. Voller überwältigender Eindrücke gelangen wir schließlich wieder nach Kastraki.

Kirche in Kastraki

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