In Sonnenbühl , nur wenige Kilometer südwestlich von Schloss Lichtenstein, verbringen wir zwei Tage auf einem Campingplatz, um unsere Wäsche zu waschen. Während sie trocknet, drehen wir unsere Runden.
Die Tour an der Lauchert entlang hinab bis Hettingen und dann wieder die Fehla hinauf ist eine der schönsten Radstrecken in dieser Gegend. Zunächst geht es durch das Naturschutzgebiet „Bei der Mühle“ mit seinen großen Feuchtwiesen, in denen sich vor Allem die Steife Segge büschelweise ausgebreitet hat. Durch das breite Flusstal radeln wir weiter am Lauchertsee und am hoch gelegenen Kloster Mariaberg vorbei.
Die Fehla, Zufluss der Lauchert, mäandert in kleinen und großen Bögen durch die Wiesen und lädt zum Verweilen ein. Idylle pur! Hinter Melchingen stoßen wir auf die Quelle der Lauchert.
Am folgenden Tag radeln wir zunächst nach Norden Richtung Rossberg, um dann über Wiesen und Felder in einer großen Runde über Trochtelfingen zurückzukehren.
Bei Engstingen staunen wir, dass in Schwaben nicht nur sehr, sehr viele Wohnhäuser und Fabriken Solarmodule auf dem Dach, sondern auch an den Wänden haben…
Am Nachmittag fahren wir mit Biene weiter zur Burg Hohenzollern. Diese Burg, die in einer einzigartigen Lage auf dem kegelförmigen Zollernberg liegt, schon von Weitem sichtbar.
Die Nacht zum 16. Mai verbringen wir auf dem Parkplatz der Burg Hohenzollern, die etwas oberhalb des Platzes gelegen ist. Nachdem die Besucher den Platz verlassen haben, stehen wir hier mit einem weiteren Wohnmobil ruhig und einsam und hören nur noch die Vögel zwitschern.
Am nächsten Morgen steigen wir zur Burg auf, nachdem wir schweren Herzens 20€ pro Person für den Eintritt bezahlt haben. 15 Minuten läuft man durch den Wald, bis man die Burgmauern hoch über sich aufragen sieht.
Burg Hohenzollern befindet sich bis heute noch in Privatbesitz, und momentan werden mit viel Aufwand die Außenmauern der Bastionen und des Zugangs restauriert. Auch diese Burg wurde, wie Schloss Lichtenstein, auf den Grundmauern der mittelalterlichen Vorgängerburg errichtet. Im neugotischen Stil erbaute man sie in den Jahren 1850 bis 1867 im Auftrag des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm.
Über mehrere Zugbrücken und einen gewendelten Aufgang, der breit genug für Fahrzeuge ist, erreichen wir den Burghof, dessen Enden die katholische und die evangelische Kapelle bilden.
Von hier aus hat man bei klarem Wetter einen Rundblick von bis zu 100 Kilometern – wir können leider nicht ganz so weit schauen, eine Regenfront nähert sich.
Ärgerlicherweise erhalten wir – aus Gründen des Personalmangels – nicht den mit dem Eintrittspreis gezahlten selbstständigen Rundgang in unserem eigenen Tempo, sondern müssen an einer Führung teilnehmen, bei der wir den Inhalt der Sätze wegen des schwäbischen Dialektes und wegen des Halls in den großen Räumen nur unvollständig erahnen können. Zudem können wir nicht so schnell wie wir wünschen an all den Portraits der Familienmitglieder der Hohenzollern vorbeigehen.
Von den prunkvoll ausgestatteten Räumen sind wir allerdings mehr als angetan. Eine Freitreppe führt zunächst in die Stammbaumhalle und weiter in den Grafensaal und in weitere Gemächer.
Der Speisetisch im Grafensaal ist für ein königliches Mahl gedeckt, Fensternischen und Laibungen sowie die Fenster selber sind kunstvoll verziert.
Nach dem Rundgang durch die Burgräumlichkeiten erkunden wir die Schatzkammer und die Kasematten, und nach diesem eindrucksvollen Besuch geht es über den Waldweg zurück zu Biene.
Am Nachmittag fahren wir weiter nach Haigerloch. Wir werfen einen Blick in die barocke Saalkirche St. Anna und laufen weiter hinunter ins Tal.
Schon von der oberhalb liegenden Straße hat man einen schönen Blick auf den an einer Flussschleife liegenden Ort Haigerloch und das Schloss auf dem gegenüber liegenden Berg.
Da im Ortskern keine Gaststätte geöffnet ist, gehen wir den Berg vom Ort zum Schloss hinauf und versuchen dort unser Glück – leider vergeblich, die Gastronomie verschläft diesen Tag. So bleibt es bei einem kurzen Besuch des Schlosshofes und der barocken Schlosskirche, dann gehen wir zurück zum Wohnmobil. Auf dem Weg entdecken wir schließlich doch noch einen Imbiss, in dem es zumindest ein Radler für uns gibt.
Am Abend finden wir einige Kilometer weiter südlich gelegen in der Nähe von Fridingen an der Donau einen schön gelegenen Stellplatz in Bärenthal, die Bäralodge. Ein kleiner, sprudelnder Bach fließt direkt neben uns hinab ins Tal, es ist ruhig und friedlich.
Von hier aus radeln wir am Folgetag eine letzte Tour im Schwabenland. Es geht die Bära hinab bis zur Donau, ein Stück an der Donau entlang bis Tuttlingen und dann über die Berge und über Hausen zurück nach Bärenthal.
Der erste Teil der Strecke ist recht idyllisch und gut zu befahren, die Bära schlängelt sich durch die Wiesen im Tal, und die Donau fließt noch gemächlich durch das frische Grün. Bei Tuttlingen ändert sich das Bild, und bald sind die Radwege nicht mehr so schön glatt asphaltiert wie im nördlicheren Teil der Alb, sondern häufiger grob geschottert, oder die Strecke führt über verkehrsreichere Straßen ohne Radweg. Auf den Höhen fahren wir an Pistenraupen und Skiliften vorbei.
Am 18. Mai geht die Reise etwa 70 Kilometer weiter in den Schwarzwald.
Im Schwarzwald
Unsere erste Station ist die Wutachschlucht, wo wir auf einem Wanderparkplatz im Halbschatten einen Platz finden und später auch die Nacht verbringen. Zuerst wandern wir jedoch von der Schattenmühle die Wutach entlang – an diesem überaus heißen Tag eine Erholung. Es ist ein feuchter, mit Baumwurzeln überzogener Waldwanderweg, der immer wieder von kleinen, aus dem Berg sprudelnden Quellbächen überspült wird. Wir springen an diesen Stellen von Stein zu Stein oder versuchen, in großen Schritten über rutschige Holzbohlen zu balancieren, um keine nassen Füße zu bekommen. Unter den umgefallenen Bäumen schlüpfen wir hindurch und erreichen schließlich die aus römischer Zeit stammende Ruine der Dietfurt- Brücke, wo wir umkehren.
Im Anschluss an diese kleine Wanderung habe ich am Spätnachmittag noch Lust, die Lotenbachklamm zu erkunden, in welche direkt am Parkplatz der schattig – düstere Weg abzweigt. Nach der ersten Wegbiegung fühle ich mich wie in einem Zauberwald. Feucht und ein wenig zwielichtig ist es, Moose, Flechten und Farne hängen an den Felswänden herab, und das Wasser des Baches sprudelt durch die enge Klamm.
Es riecht nach Erde und Geheimnis, und ich steige über schmale, nasse Pfade, Treppchen und Stiege weiter hinauf. Das Wasser rauscht in tausend Rinnsalen neben und unter mir herunter, überall sprudelt, gurgelt und zischt es, und ab und zu rauscht ein größerer Wasserfall über die Felsen und Steinschwellen hinab. Das Moos leuchtet in den unterschiedlichsten Grüntönen, und wenn die Sonne durch die Blätter aufs Wasser trifft, spiegeln sich Lichtflecken glitzernd auf den Felsen. Insgesamt sechs Brücken führen über den Bach, für Mutige liegen Baumstämme, die der letzte Sturm umgeweht hat, kreuz und quer über der Klamm. An manchen Stellen wirken sie wie ein Riesenmikado.
Am folgenden Tag fahren wir mit den Fahrrädern von der Schattenmühle über einen Teil des sehr gut zu befahrenden Bähnleradweges nach Lenzkirch und überwinden bis zum Schluchsee Höhen von über 1000 Metern.
Jetzt geht es wieder hinunter zum Windgfällweiher und weiter zum Schluchsee, wo wir bei der Mittagsrast vereinzelten Surfern zuschauen. Ein guter Wind heute, aber nur wenige Surfer sind auf dem Wasser. Auf der Südwestseite des Schluchsees entlang geht es weiter und schließlich durch die Ortschaft Schluchsee nach Bonndorf und zurück zu unserem Auto. Diese Tour hat jede/n von uns eine ganze Akkuladung Strom gekostet!
Nach einer weiteren Nacht auf dem Parkplatz an der Wutachschlucht finden wir am nächsten Tag in Rothaus, einem Ortsteil von Grafenhausen, direkt neben der Rothaus- Brauerei einen Platz für die Nacht. Sie liegt in etwa 1000m Höhe und gilt als „höchstgelegene Brauerei Deutschlands“. Sie ist in Besitz des Landes Baden- Württemberg, und sie ist – neben ihrer eigentlichen Funktion – vor Allem eine Schaubühne der modernen Bierbrauerei mit Hotel, Erlebnispark und Spielplatz, Fanshop, Ausschank und einer Ausstellung auf 300m².
Wir buchen eine Führung, die angepriesen wird mit den Worten „erlebe echte Braukunst hautnah im Rahmen einer Brauereibesichtigung“ . Diese Besichtigung ist eine große Enttäuschung: Mit etwa 50 anderen Personen müssen wir uns zunächst einen etwa 20minütigen Film ansehen, danach werden wir im Pulk durch Flure mit Schautafeln geführt.
Schließlich sehen wir doch noch etwas von der eigentlichen Brauerei: In den Hallen zur Bierabfüllung staunen wir über die immense Größe der Anlagen. Alles ist jedoch wie ausgestorben – hier arbeitet Freitagnachmittags niemand mehr. Auch in den Waschanlagen für Bierflaschen und Bierkästen ist alles ruhig, weder Biergeruch noch andere würzige Düfte sind zu bemerken, Räume und Anlagen wirken vollkommen steril. Die Kupferhauben der Maischebottiche glänzen, als ob sie reine Schauobjekte sind. Unbefriedigt und nicht wesentlich schlauer als zuvor kehren wir in die Bar ein, holen uns ein Bier und eine Brezel ab und genießen Letzteres in der Sonne.