Sommerreise nach England 2024

In Brügge

Am 22. Mai fahren wir nach Brügge, der Hauptstadt Westflanderns im Nordwesten Belgiens. Auf dem stadtnahen Stellplatz gibt es noch einen freien Platz – für 30€ pro Nacht. Nicht billig, aber schön am Kanal gelegen und nur fünf Minuten Gehweg bis in die Innenstadt.

Dass Brügge im späten Mittelalter eine der wirtschaftlich und kulturell reichsten Städte des damaligen Europas war ist noch heute an den gut erhaltenen bzw. restaurierten prachtvollen Bauwerken innerhalb der Stadtmauern zu erkennen. Die Altstadt wird von Wallanlagen umgeben und von Kanälen durchzogen. Sie gehört seit dem Jahr 2000 zum UNESCO- Kulturerbe. 

Zwei Tage bleiben wir in Brügge, erkunden die Stadt zu Fuß und die Umgebung mit den Fahrrädern.

Belfort am Markt
Brügge

Erste Tage in England

Am 24. Mai setzen wir mit der Fähre von Calais nach Dover über. Da wir wegen Planungsunsicherheiten nicht vorzeitig gebucht haben, müssen wir nun gut 200€ für die einfache, 90 Minuten währende Fahrt bezahlen – kein Schnäppchen.

Vom Schiff aus haben wir bei sonnigem Wetter einen wunderbaren Blick auf die White Cliffs von Dover.

Noch etwas merkwürdig, aber einfacher als gedacht ist das Linksfahren; wir erinnern uns bei jedem Kreisverkehr gegenseitig an die ungewohnte Richtung. Und es gibt offenbar viele Kreisel in England! Nur eine Stunde dauert es bis zum ersten Ziel nahe Swingfield in Kent, der Chequers Caravan Campsite. Freundlich werden wir empfangen und einem Platz auf der großen Wiese zugewiesen. Das Grauwasser sollen wir, wie hier oft üblich, in die Wiese sickern lassen, Trinkwasser und Toiletten sind vorhanden. Außer unserem Camper gibt es hier nur wenige Wohnmobile, aber mehrere Wohnwagen –  anscheinend fahren viele Briten lieber mit PKW und Wohnwagen in den Urlaub.

Das Wetter ist sonnig und recht warm, deswegen machen wir gleich am nächsten Tag eine Radtour. Über meist schmale, heckengesäumte Straßen geht es zunächst nach Dover Castle. Der Eintrittspreis beträgt horrende 39£ pro Person – da schauen wir lieber nur von außen auf die riesige Burganlage.

In der Stadt Dover radeln wir um die St. Marys Church, holen Geld, kaufen etwas Gemüse und besuchen den nicht besonders attraktiven Market Square.

Am Hafen rasten wir in der Sonne und schauen den an- und abfahrenden Fähren, vor Allem aber den offenbar völlig kälteunempfindlichen Engländer*innen beim Baden zu. Bei 17 Grad Lufttemperatur und 13 Grad Wassertemperatur gerät man da als Mitteleuropäer*in ins Staunen.

Auf den Klippen von Dover geht es weiter, bis wir in Kingsdown wieder nahe ans Meer mit seinem blumenüberwucherten Kiesstrand kommen. Auch hier gibt es – neben der wilden Blumenpracht – in bunte Bademäntel gewickelte Engländerinnen zu bestaunen, die gerade ins oder aus dem Meer steigen. Auf meine Frage, ob es nicht kalt sei, antworten sie amüsiert: Nur beim Hineingehen, danach nicht mehr.

In Deal stehen hübsche Ferienquartiere direkt am Strand. Hier biegen wir wieder ins Inland ab, vorbei an der St. Martin´s Church in Great Mongeham, über schmale, nur für den Radverkehr und Fußgänger zugelassene, blumengesäumte Wege. Randstreifen mit hohem Gras und wild blühenden Blumen gibt es hier zuhauf, das sieht wunderschön aus, verhindert allerdings das Fahren am Rand und die gute Sicht auf die Straße.

Die nähere Umgebung um den Campingplatz herum erkunden wir am nächsten Tag bei einer kleinen Wanderung, bevor es weitergeht nach Rye.

In Rye

Nur etwa 40 Kilometer weiter südwestlich liegt Rye, ein hübsches kleines Städtchen mit blumengeschmückten Fachwerk- und Ziegelhäusern. Rye war im Mittelalter ein wichtiger Militärstützpunkt und wurde viermal von den Franzosen überfallen und geplündert. Im 16. Jahrhundert versandete der Hafen, und erst in den letzten Jahrzehnten hat der Tourismus die Stadt wieder entdeckt.

Vom großen Parkplatz am Bahnhof – für 2,50£ für 24 Stunden sehr preiswert – spazieren wir durch die schmalen Straßen bis zur St. Mary´s Church.

Auf dem Kirchhof stehen hunderte schiefer, verwitterter Grabsteine aus vergangenen Zeiten, deren Inschriften kaum noch zu entziffern sind. Wenn man im Tower der Kirche über extrem schmale Gänge und Treppen nach oben klettert, kann man das Uhrwerk aus dem 16. Jahrhundert und das Läutwerk bewundern. Von ganz oben bietet sich den Besucher*innen eine schöne Aussicht auf die Flüsse Rother und Brede, die das Städtchen begrenzen, sowie auf die Ziegeldächer der Stadt und den Ypres Tower.

Die Überreste der Burg, der „Ypres Tower“ mit vier runden Türmen, liegt auf dem weiteren Weg zur Mermaid Street, der wohl bekanntesten Straße in Rye.

Das „Mermaid Inn“ datiert aus dem Jahr 1420, gegenüber nennt sich das Haus „The House Opposite“. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt das alte Hospital. Die meisten Häuser in der Altstadt von Rye haben noch einfach verglaste Fenster, manche sind original bleiverglast. Viele wirken auf die Betrachterin, als seien sie im Zustand der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts belassen worden: charmant, morbide und auch energietechnisch ein bisschen aus der Zeit gefallen.

The Old Hospital

Die meisten Häuser haben einen Namen, und die Straßenschilder sind hier – wie überall bisher – groß und gut sichtbar angebracht oder aufgestellt.

Mittlerweile drängen sich Touristen auf den schmalen Gehwegen der High Street, und nachdem wir einige der ausgefallenen Geschäfte besucht haben, verlassen wir Rye durch das einzig verbliebene Stadttor wieder.

Landsgate in Rye

Bodiam Castle

In der Nähe des Bodiam Castle finden wir einen „Campingplatz“ auf der riesigen Wiese einer Farm – als einzige Camper. Neben Wasser scheint es hier nichts zu geben; gegen Abend kommt der Farmer vorbei, um 20£ abzuholen.

Am Morgen des 28. Mai ist es regnerisch. Das hält uns nicht davon ab, einen Spaziergang zum Bodiam Castle in der Nähe zu machen. Eindrucksvoll ragt die riesige Wasserburg auf. 1385 wurde sie erbaut, um das Hinterland von Hastings zu sichern. Im 17. Jahrhundert wurde sie zerstört, im 20. Jahrhundert ließ Lord Curzon die äußeren Mauern der Anlage restaurieren und vermachte sie dem National Trust.

Beim Besuch der Burgruine können wir erstmals genießen, eine Mitgliedschaft beim Verein „Bayrisches Kulturerbe“ abgeschlossen zu haben. Dieser Verein kooperiert – unter Anderem – mit dem National Trust, der in England viele Denkmäler und Gärten verwaltet. So müssen wir keinen Eintritt bezahlen und sparen 24,40£.

Über breitere, schmale und sehr schmale, heckenbestandene Straßen mit tiefen Löchern im Asphalt fahren wir zum nächsten Ausgangspunkt für weitere Entdeckungen.

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