An der Costa Vicentina entlang nach Lissabon und weiter bis Peniche

15. Februar

Von Lagos fahren wir Richtung Westküste. Sobald wir die Algarve verlassen, wird alles ruhiger und gemächlicher. Leere Straßen, wenig Menschen, grüne Pflanzen…

Wir finden auf dem großen Parkplatz am Praia do Amado einen guten Nachtplatz. Außer unserer Biene stehen hier noch mindestens fünfzehn weitere Camper, offenbar wird das Übernachten hier geduldet. Ruhig und einsam ist es hier, nur die Wellen rauschen.

Am nächsten Tag scheint die Sonne, und wir machen eine längere Radtour an der Küste nach Norden. Über die Landspitze führt die Route über Carrapateira und weiter durch das große Naturschutzgebiet am Praia da Bordeira vorbei bis Aljezur. Die Küste bei Carrapateira fällt steil ab, und die Felswände sind immer wieder beeindruckend schön.

Auch hier hat man, wie schon andernorts gesehen, Holzstege auf Stelzen über die Dünen auf dem Plateau gebaut, um die Spaziergängerströme zu lenken und den Bewuchs zu schonen. Heute sind außer uns jedoch nicht viele Menschen unterwegs.

Der Europa- Radweg R1 führt hier an der Küste entlang und ist zu einem Teil derselbe Weg wie der Wanderweg – keine sinnvolle Idee. Die portugiesischen Behörden haben allerdings eine andere Vorstellung von Radwegen als wir. Während anfangs die Wegoberfläche noch aus festem Lehm mit Kies besteht, verändert sie sich mit der Fortführung nach Norden und wird zu einer Strecke für Mountainbike- Fahrer*innen oder eher für Wander*innen – der gestrige Regen trägt seinen Teil zu einer schwierigen Wegstrecke bei.

Am riesigen Praia da Bordeira vorbei geht es bis zum Praia Amoreira, dazwischen durch Eukalyptuswald und mit Büschen bewachsenen Sandboden. Die ersten großen Korkeichen säumen unseren Weg, und schließlich biegen wir am Praia Monte Clerigo nach Aljezur ab und radeln – von Huckelpisten haben wir nun die Nase voll – über die Nationalstraße weiter im Inland zurück.

Küste bei Aljezur
Küste bei Aljezur

Tags darauf legen wir auf der Fahrt nach Norden einen Stopp an der Wanderroute des trilho dos pescadores (Fischerpfades), einem Teilstück der Rota Vicentina, ein. Diese führt von Porto Covo aus an der Westküste entlang nach Süden. Insgesamt ist der Wanderweg über 400km lang und besteht aus zwei Haupt- und etlichen Rundwegen, und Teile davon sind wir bereits mit dem Fahrrad gefahren. Der Pfad ist streckenweise recht abenteuerlich, er führt oft sehr nah an der steilen Felsküste entlang. Ab und zu muss man zu einer Flussmündung hinunterklettern, um diese zu durchqueren, glücklicherweise sind diese oft schmal und mit Steinen ausgelegt.

Für uns geht es heute nur wenige  Kilometer bis zum Forte de Nossa Senhora Queimada – mal oben auf den Klippen, mal unten am Strand entlang auf den ausgewaschenen Steinen oder durch den feinen hellen Sand. Zu dieser Jahreszeit blüht hier noch wenig, kleine gelbe Blümchen leuchten im Grün, und die Mittagsblumen erwachen langsam aus dem Winterschlaf.

Nachmittags fahren wir weiter bis zu einem relativ neuen Stellplatz zwischen Santo André und Melides, da wir nicht im Naturschutzgebiet nächtigen dürfen und wollen. Der Chef des Platzes, Pedro, ist ein sehr gesprächiger, freundlicher junger Mann, der Platz jedoch nichts Besonderes und mit 25€ für zwei Nächte viel zu teuer.

18. Februar

Vom Stellplatz aus radeln wir bei sonnig- wolkigem Wetter zur Lagoa de Santo André und erkennen erst  jetzt, dass wir hier vor drei Jahren schon einmal Rad gefahren sind. Der weite und lange helle Sandstrand ist bemerkenswert, und auch hier sind Holzstege für Spaziergänger und Badegäste durch die Dünen gebaut worden. Wir befolgen die Strandregeln und genießen die Sonne, den riesigen menschenleeren Strand und die Wellen.

Nach der Weiterfahrt über die sandige Küstenpiste kommt uns auch die Lagoa de Melides sehr bekannt vor.

Lagoa de Melides

Am 19. Februar geht die Reise weiter in für uns nun „endlich“ unbekannte Gegend, auf die große Halbinsel zwischen Setubal und Lissabon. In Portugal benutzen wir wegen der komplizierten Mautregelungen keine Autobahnen, aber über die hier gut ausgebaute IP8 kommen wir zunächst schnell voran. Später geht es, wie oft, über sehr holprige und löchrige Nationalstraßen nach Setubal.  

Auf der Südseite der Halbinsel liegt der Parque Natural da Arrabida, ein schmales Küstengebirge, von dem wir uns schöne Landschaft sowie einsame Nachtplätze und gute Radrouten erwarten.

Wir fahren auf der N 379-1 hoch über der Küste. Ja, schöne Landschaft und viele spektakuläre Ausblicke gibt es, diese werden durch die ziemlich dichte Wolkendecke leider etwas getrübt. Die Straße ist äußerst schmal, bedauerlicherweise gibt es kaum Haltepunkte, um in Ruhe zu schauen. Zudem rasen an diesem Sonntag Massen von Motorradfahrern beängstigend halsbrecherisch durch die engen Kurven, der Lärm ist unüberhörbar.

Noch haben wir Hoffnung auf eine ruhigere Radtour am Montag, doch freie Nachtplätze existieren hier aufgrund der Berghänge nicht, und der als Startpunkt angesteuerte einzige Campingplatz im Naturschutzgebiet erweist sich als „für Wohnmobile geschlossen“. Der Parkplatz in Sesimbra ist ungemütlich und dreckig. So landen wir schließlich an der Westküste in Nähe des Cabo Espichel am Praia da Foz. Oben auf den Klippen parken viele Camper, wir bleiben lieber unten auf dem Parkplatz und laufen lediglich oben auf den Klippen ein Stückchen.

Die für den nächsten Tag geplante Radtour erweist sich aufgrund des unbeständigen kühlen und windigen Wetters und auch aufgrund der sandigen holprigen Wege als undurchführbar. So bleibt es bei einem längeren Spaziergang über die Klippen mit Aussicht auf das Cabo Espichel.

Langsam verstehe ich, warum diese Ecke Portugals nicht von den Autoren unserer Wohnmobil-Reiseführer beschrieben wird. Es gibt keine schönen legalen Nachtplätze hier, und nach Norden hin ist die Halbinsel so dicht bebaut, es keinen Spaß macht zu radeln. Wir beschließen, direkt nach Lissabon zu fahren.

Ponte 25 de Abril

Der Campingplatz liegt etwas außerhalb der Stadt, scheint uns aber bei einem ersten Besuch die sicherste und einfachste Möglichkeit zu sein, Biene abzustellen. Von hier aus können wir die Stadt mit dem Bus und zu Fuß und mit dem Rad zu erkunden – die eine so, der andere so.

Wohl zu Recht heißt es, Lissabon sei eine der schönsten Großstädte Europas – finden wir jedenfalls nach unserem Besuch. Stundenlang erkunden wir die Hügel Lissabons, die riesigen, großen und kleinen Plätze, die unzähligen Aussichtsterrassen auf den Hügeln der Stadt und die Aufzüge und Bahnen dort hinauf und herab,  die alten Stadtviertel Alfama und Mouraria mit ihrem Gassengewirr sowie immer wieder die unzähligen wunderschönen Häuser mit den typischen Azuleios. An den Aufzügen und der berühmten Straßenbahnlinie 28 sind mir die Warteschlangen zu lang, so dass ich abends gefühlte tausend Treppenstufen gestiegen bin.

Blick vom Miradouro de Graca
Straßenbahn in die Oberstadt
So viele schöne Häuser!

22. Februar

Voller Eindrücke und gespannt auf einen weiteren Besuch – vielleicht im nächsten oder übernächsten Jahr – lassen wir die Großstadt hinter uns. Eigentlich wollten wir die Paläste in Sintra besuchen, doch die sind momentan nicht mit dem Camper zu erreichen, die Verkehrsführung in Sintra lässt keine Parkmöglichkeit in Wandernähe zu. Zudem wird hier eine Eintrittskarte für 15€ benötigt, womit man aber auch noch einmal etwa 90 Minuten in einer Warteschlange stehen muss, um sich dann im Schritttempo durch die Gänge schieben zu dürfen. Das lassen wir dann gerne und fahren gleich nach Westen weiter.

in der Ferne das Cabo da Roca

Eine kurze Mittagsrast, und die auch nur aus der Ferne, ist uns der westlichste Punkt Europas wert – das Cabo da Roca. Von Azenhas do Mar fahren wir an der Westküste über schmale und kaputte Straßen an vielen Windmühlen vorbei nach Ericeira und Lourinha und weiter nach Norden. Die Gegend hier gehört zu den bevölkerungsreichsten Distrikten Portugals – Dorf grenzt an Dorf, Kreisverkehr an Kreisverkehr, und ruhige Nachtplätze oder auch nur Parkplätze sucht man hier vergebens. Auf kurze Entfernung folgt Hügel auf Tal auf Hügel, eine anstrengende Fahrt. Wir sind froh, endlich in Peniche anzukommen, und checken für zwei Nächte auf dem heruntergekommenen „Camping“platz (es ist eher ein Stellplatz) an der Nordküste ein.

Nicht der Ort interessiert uns, sondern die zerklüftete felsige Halbinsel, auf der der Ort erbaut worden ist. Ein erster Erkundungsgang am späten Nachmittag an der Nordküste zeigt die Macht des Ozeans: Wir springen über die zerklüftete Felsenlandschaft, überwinden Spalten und erklimmen Vorsprünge, bis  – bei dem aktuell starken Nordwestwind – die Gischt an den steil aufragenden Felswänden viele Meter hinaufspritzt und uns völlig durchnässt.

Am nächsten Tag können wir die geplante Radtour nicht machen, denn das Wetter hat alles zu bieten, was in Deutschland zum Aprilwetter gehört. Dazu bläst immer noch der Nordwestwind mit bis zu 65 km/h, und so umrunden wir die Halbinsel zu Fuß. Auf den Felsformationen direkt an der Küste, den Vorsprüngen und den Treppen auf der Südseite hätte man sowieso nicht radeln können…

Beeindruckend ist es hier!

Gelbe Fischwegweiser zeigen auf der im Windschatten liegenden Südseite die Wege an den Felsen hinunter an. Über Treppen geht es hinab auf Vorsprünge, Balkone, zu einem Kletterspot und zur paläolithischen Höhle Gruta da Furninha, in die man einige Meter hineingehen kann.

Gut durchgepustet geht es durch die Neubausiedlungen der Halbinsel zurück zur Biene, wo der nächste Regenschauer nicht lange auf sich warten lässt.

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