Von Petalidi nach Koroni

12. – 16. Januar

Wir verlassen Kalamata und richten uns 30 Kilometer weiter, am nördlichen Ende des westlichen Fingers, in Petalidi ein.

Ein schöner Platz ist das hier: Direkt an der Küste, noch in der Bucht mit Blick auf Kalamata und auf das Taygetos- Gebirge, auf einem Platz, der so groß und so weit weg vom Ort ist, dass man niemanden stört, aber nah genug an den Geschäften, so dass Einkaufen möglich ist. Hier verbringen wir einen ruhigen Tag und eine noch ruhigere Nacht, bevor wir einen Ausflug zu den Polylimnio- Wasserfällen unternehmen.

Schon das letzte Stück Straße dorthin lässt vermuten, dass sich hier im Herbst und frühen Winter heftige Unwetter ausgetobt haben. Der Belag, bestehend aus festgestampftem Splitt und Lehm, ist ausgewaschen, hier müssen Bäche, nein, Flüsse die steilen Wege herab geflossen sein.

Eigentlich wollten wir eine längere Wanderung unternehmen oder Radfahren, aber dazu ist es zu kalt, und zudem hängt uns die Impfung noch in den Knochen. So wird es nur ein kurzer Spaziergang, zumal der Pfad am Bach entlang, der im Sommer vermutlich noch begehbar war, nicht mehr vorhanden ist. Der Gehweg über die Felsen ist überspült, die Brücke über den Fluss von den Regenfällen der letzten Wochen komplett weggespült worden. Auch an einem anderen Zugang ist die ehemals eingezeichnete Brücke nicht mehr vorhanden. Hier haben die Fluten sehr viel Müll angespült und den Naturplatz zu einem unansehlichen Flecken gemacht.

Müll in Griechenland

Ist Müll noch ein Thema auf dem Peloponnes? Ja, ist es. Obwohl ich schon deutlich sehe, dass sich der Müll in den Straßengräben, auf Plätzen und in freier Natur in Grenzen hält, wenn man das mit Montenegro oder gar Albanien vergleicht. Dennoch: Beim Radfahren sieht man ab und zu Plastikflaschen und Aluminiumdosen und anderen Müll im Straßengraben liegen, aber nicht allzu häufig, und wenn, dann eher „gebündelt“: Wo Eine/r etwas hingeworfen hat, wirft man gern etwas dazu.

Schwerwiegender ist wohl das Problem der Müll- Abfuhr. Viele Müllcontainer (hier gibt es keine Mülltonnen für jeden Haushalt) stehen an den Straßen, allerdings werden diese offenbar nicht in jedem Ort oder zu selten geleert. Etliche Male habe ich überquellende Müllcontainer gesehen, und einen Deckel hat kaum eine – wenn doch, steht dieser offen, so dass der Wind und die überall herumlungernden hungrigen Katzen Mülltüten aufreißen und deren Inhalt über die Straße verteilen können. Viele Male habe ich Bewohner mit ihren Mülltüten zu Containern gehen und diese dort ordentlich abladen sehen. Mülltrennung ist allerdings in den meisten Orten wohl noch ein Fremdwort: Egal ob der Container blau, grau oder gelb ist – Plastikflaschen und Restmüll finden sich in jedem.

In Touristenorten ist für die Abfuhr des Mülls offenbar gut gesorgt, an Orten, die für Touristen uninteressanter sind, in deren Nähe aber viele Menschen wohnen, wie zum Beispiel am Strand vor Kalamata, findet man recht viel Abfall herumliegen. Auch Bauschuttdeponien oder Deponien für Sperrmüll findet man dann und wann am Straßenrand, insbesondere Matratzen werden gerne im Freien entsorgt.

In Meeresbuchten trifft man bei ungünstig stehendem Wind auf massenweise Müll, insbesondere Plastikmüll, ebenso in Hochwassergebieten, wo alles, was illegal entsorgt wurde, wieder angespült wird.

Dennoch: Insgesamt kommen mir die Städte und Städtchen, aber auch die Straßengräben und Naturpfade, die ich gefahren und gegangen bin, unvergleichlich viel sauberer als in den zuvor bereisten Ländern vor.

In den Bergen – und zurück nach Petalidi

Wir übernachten an diesem ruhigen Fleckchen Erde in den Bergen; es wird eine sternklare und sehr kalte Nacht – in den Pfützen ist das Wasser zu Eis gefroren.

Am nächsten Morgen unternehmen wir einige Kilometer entfernt, bei Agia Sotira, eine kleine Wanderung, um danach nach Petalidi zurück zu kehren.

Die Wanderung beginnt an der Olivenölfabrik in Agia Sotira- zur Zeit eine der wichtigsten Einrichtungen im Land – um dann an mehreren Kapellen und Kirchlein, die allesamt in lieblicher Umgebung liegen, vorbeizuführen.

An der Kirche sind wohl an die hundert Säcke voller Oliven nummeriert und gestapelt und warten auf ihre Verarbeitung. Es duftet intensiv nach Olivenöl.

Der Wanderweg führt steil bergauf und bietet immer wieder neue Fernsichten und großartige Landschaftspanoramen.

Panoramablick

Immer wieder fasziniert uns das Taygetos- Gebirge, die schneebedeckten Bergkuppen ziehen den Blick magisch an.

In den Olivenhainen sind die Arbeiten noch nicht beendet, noch werden Säcke voller Früchte geerntet, Äste werden von den Olivenbäumen abgeschnitten und nach kurzer Trockenzeit verbrannt. Die Feuerchen sind weithin auszumachen, es qualmt überall.

Der Weg wird schließlich von einem reißenden Flüsschen überspült, welches auf dem Foto nur wie ein dünner Bach ausschaut. Wir getrauen uns nicht, diesen barfuß zu durchschreiten, da viele Algen und Moos den Untergrund glitschig aussehen lassen. Also biegen wir ab, um das Gewässer links liegen zu lassen – das gelingt allerdings nur halb, der Rest des Weges zurück zum Dorf ist ein Hüpfen und Springen um tiefe Pfützen, sumpfige Wiesenflächen und glitschige Lehmspuren.

In der nächsten und auch in der darauffolgenden Nacht sind wir wieder mit Biene in Petalidi am Hafen.

Die Sonne scheint am nächsten Tag von einem strahlendblauen Himmel, und es sind milde Temperaturen von 16 Grad vorausgesagt, so dass wir eine etwas größere Radtour in die Berge wagen. Von Petalidi fahren wir über einen nagelneuen Radweg, der die neu gebaute Umgehungsstraße an der Küste begleitet – doch nach etwa drei Kilometern stehen wir vor geschlossenen Leitplanken. Irgendwie haben die Planer hier noch nicht ganz zu Ende gedacht…

Mal wieder geht es in die Berge – wohin auch sonst, hier auf dem Peloponnes beginnen die Berge an der Küste! Die Straßen sind asphaltiert und von Autos kaum befahren. Immer wieder halten wir an, um die großartigen Ausblicke zu genießen – und immer wieder zieht das Gebirge auf der Mani mit seinem höchsten Berg, dem Profiti Ilias, die Blicke an.

Wir entdecken am Straßenrand den ersten blühenden Mandelbaum diesen Jahres und radeln schließlich bis auf fast 700m Höhe, durch kleine Siedlungen und an hübschen Kirchen und farbenfrohen Wiesen vorbei.

Auch heute führt uns der „Tourführer“ komoot wieder durch Bäche, die geplant über Straßenvertiefungen fließen, allerdings radeln wir heute mit den Fahrrädern hindurch.

Was für Wassermassen müssen noch vor kurzer Zeit vom Himmel gefallen sein, die Straßen zerstört und weggespült haben! Etwas weiter ist die Straße aufgebrochen, und eine Wasserquelle sprudelt heraus.

Wir umschiffen auch diese Hürde und radeln nach etwa 50 Kilometern zurück nach Petalidi an die Küste, wo wir einen letzen gemütlichen Abend verbringen.

16.-19. Januar

Schließlich geht es weiter nach Koroni, dem südlichsten Städtchen auf dem kleinen Finger des Peloponnes. Drei Nächte verbringen wir an dem kleinen Zaga-Strand auf der Südseite des Zipfels, wo es etwas eng und mühsam war hinzugelangen durch die schmalen Gassen, aber so schön ist, dass wir gerne etwas bleiben. Auch unsere Nachbarn Peter und Denise mit den drei Mädchen trudeln nach einer Nacht ein.

Den Strand direkt vor uns, können wir hier faulenzen, die Stadt mit ihrer Festung besichtigen, Strandspaziergänge machen und Rad fahren. Im Sommer wäre dies auch ein guter Urlaubsort für Surfer/innen und Segler/innen, die Surfschule liegt nahebei.

Die Stadt mit der eindrucksvollen Zitadelle aus venezianischer und türkischer Zeit ist liebenswert und gemütlich, am Hafen haben sogar einige Restaurants geöffnet, und in den Gassen gibt es ein paar schöne kleine Geschäfte, in denen ich Mitbringsel erstehe.

Durch den venezianischen Turm kommt man von der Festung in die Stadt

Am sonnigen und relativ warmen Dienstag machen wir eine Fahrradtour von Koroni über Finikounda in die Berge und erkunden somit einen großen Teil des Südzipfels. Heute haben wir weit über 1000 Höhenmeter zu bewältigen – was den Vorteil von immer neuen, großartigen Ausblicken mit sich bringt!

In Finikounda finden wir in einem Bikeshop einen fähigen Frickler, der Toms Fahrradbremse entlüftet, so dass er nun bei Abfahrten auch wieder mit der Hinterradbremse bremsen kann – was hier dringend notwendig ist!.

Die Vesper- Wiese vermittelt uns mit dem hohen, saftig- grünen Gras, und den blühenden Blumen einen ersten Hauch von Vorfrühling. Auch am Straßenrand blühen Butterblumen, gelbe Margariten und große Gänseblümchen.

Über schmale, asphaltierte, teils etwas löchrige Straßen geht es hinunter an die Ostküste. Schon von Weitem können wir Koroni erblicken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert