In den Bergdörfern Arkadiens und weiter zum Argolischen Golf

Vom Ladona-See aus erkunden wir die bergige, abgeschiedene Welt des mittleren Peloponnes auf zwei Fahrradtouren. Die erste führt uns hoch über der Schlucht des Ladon- Flusses über 20 Kilometer an den Berghängen entlang bis Kondovazena und wieder zurück. Die Blicke verlaufen sich im helleren und dunkleren Grün der Berge. Vor Allem verschiedene immergrüne Eichenarten wachsen hier, es sieht – trotz des nahenden Herbstes – saftig und lebendig aus. Hier ist nichts vertrocknet, nur der Pegelstand des Flusses und des Sees zeugen vom vergangenen Sommer. Auf der zweiten Radtour fahren wir zunächst über eine schmale Straße steil bergauf Richtung Süden, immer wieder die schönen Ausblicke auf den See, in die Schluchten und auf die Berge genießend.

Hier in den Bergen treffen wir nur sehr selten auf Autos. Man hört nichts außer Ziegengeläut, dem Zirpen der Grillen (ja, auch am 31. Oktober noch), und dem Rascheln im Unterholz, wenn Vögel oder kleineres Getier forthuschen um sich zu verstecken. Ab und an sehen wir ärmliche Hütten, manchmal mit vereinzelten Steinwänden, vor Allem aber zusammengezimmert aus alten Holzbrettern und viel Wellblech. Mit Sicherheit sind das Ziegen-, manchmal auch Schafställe – aber ob darin außerdem auch Menschen wohnen, ist unklar. Auf diesen Grundstücken liegt viel Müll herum. Dörfer schmiegen sich an die Hänge, kleine Kirchlein säumen den Weg.

Am 1. November fahren wir mit dem Camper weiter über das kleine, auf knapp 1000m gelegene Bergdorf Langadia nach Dimitsana. Hier, im Hochland Arkadiens, hat es uns im letzten Jahr so gut gefallen, dass wir – nun bei 23 Grad anstatt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt – noch einmal wiederkommen.

Langadia

In Langadia frühstücken wir mit Blick in die Schlucht gemütlich in der Sonne, mit uns fünf hungrige Katzen, die nur darauf warten, dass etwas Leckeres herunterfällt.

In der Nähe des erlebenswerten Wasserkraft- Museums in Dimitsana, einem weiteren wunderschönen arkadischen Bergdorf, parken wir für ein paar Nächte. Das Museum haben wir im letzten Jahr besucht, in diesem Jahr haben wir vor, die Schluchten zu erradeln und zu erwandern.

Am 2. November unternehme ich eine längere, ziemlich anstrengende Wanderung durch die Lousios- Schlucht zwischen den Bergdörfern Dimitsana und Stemnitsa. Der Wander-Abschnitt ist ein Teil des Menalon- Trails (www.asi-reisen.de/r/2grath005t). Währenddessen macht Tom eine lange Radtour über Dimitsana nach Langadia.

Der Wanderweg vom Museum bis an den Lousios führt über zwei Kilometer durch einen gerölligen Trampelpfad steil hinab. Mich begleitet ein schnell und kräftig fließendes Bächlein, ab und zu in Rinnen aus Holz oder Stein gefasst, dann wieder frei fließend. Aus den Wänden im Hohlweg fließt und tropft es.  Wassermangel gibt es hier nicht. Im Umkreis von Dimitsana gab es um 1821 elf Pulvermühlen, in denen praktisch die gesamte Schießpulvermunition für die damaligen Aufstände hergestellt wurde. Eine Pulvermühle ist im Museum zu besichtigen, die Ruinen zweier weiterer liegen am Rand des Wanderweges.

Ich bin froh, als ich nach dem Abstieg unten am Fluss angekommen bin. Der Wanderweg ist gut gekennzeichnet und führt, nachdem die Lousios- Brücke überquert ist, auf der anderen Seite der Schlucht wieder den Abhang hinauf und daran entlang.

Hoch über der Schlucht laufe ich jetzt, an steil aufragenden Felswänden entlang, auf schmalen Wegen, oft durch Kermeseichenwald. Ab und an eröffnen sich schöne Blicke auf die tiefblauen Tümpel, die der Lousios an manchen Stellen ausgebildet hat. Immer wieder höre ich die kleinen Tiere im Unterholz rascheln, ab und zu sehe ich eine Eidechse oder auch ein Streifenhörnchen, das sich schnell davon macht.

Nach etwa fünf Kilometern erreiche ich das kleine neue Kloster Filosofou, von wo man eine herrliche Aussicht in die Schlucht bis Dimitsana auf der einen Seite, auf der anderen Seite zum Kloster Prodromou hat.

Am Platz vor der Kirche beginnt ein gepflasterter Pfad, der die Felswand hinabführt. Weitere 1,5 Kilometer später erreiche ich, nachdem der Lousios ein weiteres Mal über eine Brücke überquert werden musste, das Kloster Prodromou. Es ist an einem Nordwesthang in eine nach oben überkragende Felswand eingefügt und scheint mit dem Fels fast zu verschmelzen. Abgestützt werden die einzelnen Gebäudeteile und Balkone durch viele mehr oder weniger morsche Holzbalken.

Nach der Außenbesichtigung dieses noch von wenigen Mönchen bewohnten Klosters laufe ich in der nachmittäglichen Hitze dieses Novembertages den Weg weiter hinauf und über eine weit über der Schlucht liegende schmale Straße zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung.

3. November

Fahrt nach Stemnitsa
Stemnitsa

Auf einem letzten, heute geruhsamen Ausflug radeln wir nach Stemnitsa, einem weiteren wunderschön gelegenen arkadischen Dorf. Viele Häuser sind hier passend und einfühlsam renoviert, aber wohl nur noch zeitweilig als Sommer- oder Ferienhäuser bewohnt. Wir schauen beim Frühstück dem bunten Treiben der Menschen auf dem großen Dorfplatz mit der Kirche und einigen Tavernas zu. Viele Touristen sind nicht mehr unterwegs, obwohl es auch heute mit 23 Grad wieder sonnig und warm ist.

Nach einem Gang zum Freiheitsdenkmal – auch Stemnitsa war neben Dimitsana und den Klöstern wichtiger Stützpunkt der immer wieder geehrten Kämpfer 1821 bis 1829 –  radeln wir gemächlich wieder zurück zu Biene.

Am Nachmittag verlassen wir die wunderschöne Gegend mit ihren außergewöhnlichen Dörfern in Richtung Tripoli, nach Osten, denn langsam zieht es uns in Richtung Meer.

Zum Argolischen Golf

Über eine einsame, gut ausgebaute Hauptstraße – es begegnet uns kein Auto – fahren wir durch dichten, dunklen Tannenwald. Im Spätnachmittagslicht wirkt die herbstliche Landschaft magisch.

Etwa 20 Kilometer westlich von Tripoli finden wir einen Nachtplatz, von dem aus wir am folgenden Tag eine Radtour durch die dunklen, hohen Tannenwälder machen.

Auf dieser Tour verändert sich erst nach 20 Kilometern die Landschaft und ist nun durch Felsen mit Büschen und Stachelgewächsen, vor Allem in der Ebene aber auch wieder durch Walnussbäume geprägt. Auf der gesamten 42 km langen Strecke begegnen uns fünf Autos.

An einem Feld, auf dem ein Landwirt Kohl erntet, bekommen wir einen Blumenkohl und zwei dicke Brokkoli geschenkt. Immer wieder begegnen wir so freundlichen Menschen hier!

zwischen Tripoli und Astros

Nachmittags laden wir die Räder wieder auf und fahren durch diese stille Einsamkeit nach Tripoli. Erst kurz vor der Stadt wird es wieder belebter. Zu Lidl wollen wir, um die Vorräte aufzufüllen. Kein einfaches Unterfangen, denn die Stadt ist groß, der Verkehr ist stark, doch die Sträßchen in der Innenstadt sind schmal, sodass bei Gegenverkehr immer wieder in enge Lücken ausgewichen werden muss.

Im schwindenden Abendlicht geht es nun der Küste Arkadiens entgegen, und im Halbdunkel erreichen wir den Platz am Schakalstrand, der uns vom letzten Jahr bekannt ist.

ein erster Blick aufs Meer

Der nächste Tag ist nochmals ein warmer, sonniger Tag. Wir faulenzen, lesen am Strand und  baden im noch 22 Grad warmen Meer. Abends treiben uns die Stechfliegen und Mücken hier im Sumpfgebiet zügig ins Auto.

In der Nacht beginnt es zu regnen.

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