Aus dem Süden Spaniens zurück nach Deutschland

31. Januar – 2. Februar

Den herrlichen Klippenstellplatz an der Cala Blanca kennen wir schon von der Hinfahrt – vor wenigen Wochen waren wir nur drei Buchten weiter. Nun stehen wir ganz oben auf dem Felsabsatz und können zu den Buchten hinunterwandern.

Das mache ich auch, während Tom die Umgebung mit dem Fahrrad erkundet und durch den Parque Regional de Cabo Cope zum Mirador hinaufradelt. Endlich ist es so warm und sonnig, wie es sich für eine spanische Küste im Winter gehört.

Mich zieht es nach Westen an der Küste entlang in Richtung des Cabo Cope, den Sendero del Mediterraneo nach Südwesten kenne ich schon vom letzten Aufenthalt im Dezember. Auf dem Weg zum Cabo Cope gibt es nicht mehr viele Steigungen, stattdessen erstrecken sich hier landwirtschaftliche Anpflanzungen von Gemüse und Salaten bis nahezu ans Meer. Hotelbauten oder Ferienwohnungen gibt es hier nicht. Gräser und Bambus stehen am Wegesrand, nur vereinzelte kleine Blumen blühen.

Nachmittags besuchen wir die Höhlenwohnungen in der Cala Blanca. Sie sind recht geräumig, und die Unterteilung in verschiedene Funktionsbereiche ist noch gut erkennbar. Die folgenden Buchten nach Osten bis zur Playa de Los Hierros sind einsam und ruhig, sie sind mit dunklem Sand oder Kies überspült und mit Auto nicht zu erreichen.

2. Februar

Bei warmem Sonnenschein legen wir heute eine lange Reisestrecke über die wunderschöne aussichtsreiche Bergstrecke bis Mazzaron und schließlich bis Quesa kurz vor Valencia zurück. Nachmittags schlendern wir durch den kleinen Ort zum Kalvarienberg – zum Radfahren ist es hier, nicht mehr an der Küste, sondern in einer der zahlreichen Bergregionen, zu kühl.

Blick vom Kalvarienberg nach Osten

Nach einer ruhigen Nacht am Sportzentrum in Quesa setzen wir die Fahrt durch die bergigen Regionen im Südwesten von Valencia fort. Bis nach Millares sind es nur 25 Kilometer, über die glatt asphaltierte, schmale serpentinenreiche steile Straße dauert die Fahrt einige Zeit. Bis auf eine Hochebene auf 560m Höhe geht es hinauf, bevor wir nach Millares wieder hinunter fahren. Immer wieder halten wir an, um zu schauen, zu staunen und zu fotografieren. Was für eine grandiose Landschaft!

El Chorrador del Bosque, den 65m hohe Wasserfall im Barranco del Nacimiento hinunter in die Schlucht des Flusses Jucar, will ich erwandern, während Tom die schmale, sauber asphaltierte Straße erradelt. Der kleine Ort Millares lehnt am Berghang, gegenüber thronen die Reste des Castillet von Millares. Hier führt der schmale Pfad zum Wasserfall vorbei. An der Molino de los Moros ist eine Kiefer fast umgestürzt, daneben beginnt der Abstieg über eine wenig vertrauenswürdige, völlig marode und letztendlich abgestürzte Betontreppe – und endet nach etlichen Stufen an einem abenteuerlichen Abbruch. Den Wasserfall kann ich leider nicht erreichen und muss umkehren. Im weiteren Verlauf des Wanderweges durch den Barranco del Nacimiento – heute ein schmaler Bach – sind verheerende Verwüstungen zu erkennen, zu denen der Starkregen im Herbst geführt hat. Bäume sind ausgerissen, Bambus weggespült, und Brücken und Straßenabschnitte liegen hier noch in Trümmern im Bachbett und auf dem Weg.

Durch Millares, eine nicht weiter sehenswerten Stadt, laufe ich oberhalb des Ortes über einen kaum auffindbaren Bergpfad zur Biene, die an einem wunderschönen spanischen Friedhof steht. Hier übernachten wir heute.

4. Februar

Sonnig, aber zu kühl zum Radfahren ist es zumindest mir hier in den Bergen, und so verabschieden wir uns aus dieser wunderschönen Gegend, in der es doch so viel mehr noch zu entdecken gäbe. Bis Dos Aguas folgen wir der Schlucht des Jucar und seinen Zuflüssen, phänomenale Blicke bieten sich auch auf diesem Weg, so dass wir immer wieder anhalten.

Dos Aguas

Bis auf 560m führt die Strecke auf eine Hochebene hinauf, die schmale Straße weist kein einziges Loch im Asphalt auf und ist rennradgeeignet. Erst vor Real  befinden wir uns wieder im Tal, Obst- und Mandelbäume zieren die Wegesränder. In El Catllar kurz hinter Tarragona finden wir einen geeigneten Übernachtungsplatz an einem Flussbett. Bevor es dunkelt, ist noch ein Spaziergang durch den Ort mit Burg, mit diversen interessanten lost places und in die Umgebung möglich. Ein schönes altes Viadukt, das vor langer Zeit mit Bouldergriffen versehen wurde, befindet sich ganz in der Nähe.

5. Februar

Ein Tag, an dem nichts so klappt, wie wir es uns wünschen. Die Handy-Mobilverbindung ist stundenlang gestört, der Einkauf im Supermarkt dauert Stunden, obwohl wir früh unterwegs sein wollen. Um Barcelona herum ist die Autobahn so voll, dass die Fahrt gefühlte Ewigkeiten dauert und wegen der aggressiven Fahrweise der LKW´s nervenaufreibend ist. Letztendlich landen wir am frühen Nachmittag in Vallgorguina. Eine Wanderung zu den Dolmen de Pedra Gentil ist uninteressant und führt ohne Ausblicke und ohne Sonne immer nur bergauf bzw. bergab. Als ich zurück zu Biene komme, ist die Tür halb offen, die Treppe ausgefahren – hat wohl jemand vergessen abzuschließen. Zum Glück fehlt nichts! Zu guter Letzt geht beim Kochen das Gas aus, und bei Eiseskälte und im Dunkelheit muss Tom die Gasflasche tauschen.  Was für ein Tag!

6. Februar

Ein größerer Sprung von knapp 170 Kilometern, und schon sind wir nicht nur in Frankreich, sondern westlich von Perpignan in Ille-sur-Tet. Vom Parkplatz bei den Orgues, ganz besonderen Gesteinsformationen, laufen wir über einen etwa 800m langen Weg durch das Flusstal zweier Gebirgsbäche, die sich hier vereinen und bei Hochwasser den Weg unbegehbar machen. Das Gebiet der Orgues öffnet sich wie ein Theaterhalbrund. Es besteht aus zehn bis zwölf Meter hohen, aneinander gereihten oder auch vereinzelt stehenden Säulen aus Sandstein. Sehr empfindlich gegen jede Art von Erosion sind diese sogenannten Feenkamine, sie verändern sich mit jedem Regenguss. An den flacheren Hängen gibt es Einschnitte in Form vieler Orgelpfeifen. Diese besondere Landschaft gilt als Kulturerbe und steht seit 1981 unter Schutz. Das Gebiet ist nicht besonders groß, aber faszinierend anzusehen. Es erinnert an die Bardenas Reales südlich von Pamplona, bizarre Gesteinsformen aus Sand- und Kalkstein und Lehm.

Nach dem Besuch dieses sehenswerten Naturmonuments geht es endgültig und zügig auf die Heimreise. Bei Agde übernachten wir auf dem Aire de Veyrac, einem schönen kleinen Privatstellplatz, in der Nacht danach an der Saone bei Seurre. Am 8. Februar verbringen wir den Abend auf einem Stellplatz auf dem Weingut Weber in Ettenheim und lassen den Tag und die Reise im dazugehörigen hervorragenden Restaurant ausklingen.

Auf dem Weg zurück nach Sevilla und durch den Süden Spaniens

23. Januar: Durch die Extremadura

Schweren Herzens verlassen wir Monsaraz und das Zentrum des Alentejo. Die Wetterprognose sagt zehn Tage mehr oder weniger viel Regen und viel Wind sowie kühle Temperaturen voraus, und in einer Woche müssen wir uns sowieso auf den Heimweg machen.

Bei Regenwetter überqueren wir die Grenze nach Spanien und folgen der Landstraße durch die Extremadura. Hier fängt für uns Neuland an, und wir sind entzückt von der Landschaft. Saftig grüne Wiesen, die zur Zeit teilweise unter Wasser stehen, darauf große Steineichen und viele schwarze Schweine, die sich hier satt und rund fressen können, ab und zu ein paar Rinder mit großen Hörnern. Die Wiesen werden durch steinerne Mauern voneinander getrennt, Reiher fressen in den kleinen Seen und Bächlein Frösche und Fischchen. An den Hängen dieser schon sehr bergigen Gegend sieht man weiße Städtchen, ganz oben krönt eine Burgruine den Hügel. Einsam ist es hier, und bis Fregenal de la Sierra sehen wir kaum Autos. Bis Santa Olalla del Cala setzt sich diese schöne Landschaft fort. Orangen- und Zitronenbäume flanieren die Durchfahrtsstraßen in den kleinen Dörfern, die dadurch ein ganz besonderes Flair haben. Jeder Ort würde einen Halt lohnen, wenn das Wetter etwas trockener wäre!

23. Januar: In Sevilla

Was wir vor einem Monat versäumt haben, holen wir nun nach: Ein Besuch in Sevilla. Dank eines Tipps von Reisefreunden finden wir den nicht schönen, im Hafenindustriegebiet gelegenen, aber sicheren und nachts ruhigen, nicht teuren und relativ stadtnah gelegenen Stellplatz bei Stockauto Sur. In der Dämmerung laufen wir von hier aus noch über die Puente de las Delicias und weiter durch den Parque de Maria Luisa bis zur Plaza de Espana mit dem riesigen Gebäudekomplex des Cuartel General Fuerza Terrestre.

Plaza de Espana

Auf dem Rückweg bewundern wir den Pabellon Mudejar (heute Museum für Volkskunst und Brauchtum) und den Pabellon Real (heute Amtsgebäude), marokkanisch anmutende Bauten an der Plaza de América und zu Beginn des letzten Jahrhunderts konzipiert und erbaut.

Für den Vormittag des 24. Januar haben wir Eintrittskarten für den königlichen Palast in Sevilla gebucht. Damit wir alles in Ruhe ansehen können, schließen wir die Fahrräder, mit denen wir hergeradelt sind, mit 3 dicken Ketten an einem Verkehrsschild an – sind doch hier die Räder von Freunden gerade erst gestohlen worden. Später können wir sie unversehrt wieder abholen.

Die Palastanlage wird noch heute von der spanischen Königsfamilie bei Besuchen in Sevilla genutzt. Der Bau geht bis ins Mittelalter zurück, einige Mauern aus dieser Zeit sind noch erhalten. Ursprünglich als maurisches Fort angelegt, wurde der Palast im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert und zeigt heute ein Sammelsurium verschiedenster Baustile, vor Allem aus Gotik und Renaissance.

Innenhof Alcazar

Auch die Gartenanlagen des Alcazar sind einen Besuch wert. Kleinteilig gegliedert geben die zahlreichen Mauern Schutz gegen die sommerlichen heißen Winde. Viele dekorative Details schmücken die Höfe und Wege, und die interessante Anlage der Wasserläufe erinnert uns an diejenigen im Alcazar in Granada.

Im Anschluss an den Besuch im königlichen Palast haben wir noch viel Zeit, durch diese beeindruckende Stadt zu schlendern. Die große Kathedale haben wir vor wenigen Jahren schon einmal ausführlich besichtigt, nun zieht es uns in die Gassen der Altstadt bis hin zu den Setas de Sevilla. Die Setas, wie der „Metropol Parasol“ genannt wird, ist eine Hybridkonstruktion aus Beton, Holz und Stahl des deutschen Architekten Jürgen Meier, die zwischen 2004 und 2011 errichtet wurde. Die Setas sind das neue Wahrzeichen von Sevilla und gelten als das größte Holzbauwerk der Welt (Infos aus Wikipedia). Aussehen, Standort und Baukosten führten zu öffentlichen Kontroversen – uns beeindruckt das Bauwerk.

Nachmittags freuen uns über eine Kaffeepause an der Kathedrale, radeln am Guadalquivir entlang,  am Torre del Oro vorbei und genießen die Gitarrenmusik am Studierendentreff vor der Puente de Isabell II mit Blick auf den Torre Sevilla.

25.-27. Januar: In Canillas de Albaida

Nach Stadt kommt Land: Die Reise geht Richtung Südosten weiter und wieder in die Berge, nach Canillas de Albaida bei Competa.  Einen wunderschön gelegenen Stellplatz gibt es oberhalb dieser kleinen Ortschaft, die wir vor zwei Jahren schon einmal mit dem Fahrrad von Torrox aus besucht haben.

Schon früh am Morgen starten wir zu einer kleinen Wanderung vom Stellplatz nach Competa. Der Weg führt nahezu eben am Hang entlang und bietet fortwährend prachtvolle Ausblicke in die umliegenden Ortschaften, in das von Avocado-Plantagen geprägte Tal und bis zum etwa 12 Kilometer entfernten Meer. Auf jedem Grundstück thront ein großer Wasserbehälter zum Wässern der Bäume und Sträucher.

Competa

Competa ist eine kleine weiße Stadt, sehr gepflegt und idyllisch, und gefällt uns ausnehmend gut. Das Zentrum mit der Plaza Almijara und der etwa 500 Jahre alten Kirche ist sonntäglich belebt, vor den Cafés sitzen Touristen und Einheimische beim Kaffee. An der rechten Außenwand der Kirche fällt der Paseo de las Traditiones ins Auge, schöne Mosaike, die in Bildern von der Geschichte dieser Stadt erzählen. Die Skulptur am Ende ist dem Fandango gewidmet.

Eine weitere kurze, aber steigungsreiche Wanderung mache ich am Nachmittag hoch hinauf über den Ort Canillas. Trotz der aufziehenden Wolken lohnt der Ausblick auf das nord- und westwärts gelegene Bergmassiv den anstrengenden Auf- und vor Allem Abstieg. Bergab wird der Weg nämlich schwierig: Abgebrannte, verkohlte und umgestürzte Pinienstämme versperren den Wanderweg, hinzu kommt eine Wegführung, die nicht (mehr) wie auf komoot, meiner Wanderapp, angegeben existiert. Nach etlichen Umwegen finde ich zurück zum Stellplatz.

27. Januar: Las Negras

Bei tief hängenden Wolken wachen wir auf, und bei dichtem Nebel mit Sichtweite unter 10 Metern fahren wir sehr, sehr langsam die kurvige Straße bis zum Meer wieder hinab. An der Küste lichtet sich der Nebel. Auf der Autobahn A7 geht es für uns weiter über 200 Kilometer nach Osten. Entsetzt schauen wir unterwegs zunächst auf das Meer von Touristenbunkern unmittelbar an der Küste, etwas später auf das Meer von Plastiktreibhäusern rund um Almeria. Flach, trocken und grau-beige-braun ist die Landschaft hier am Cabo de Gata. Dazu kommt heute ein enormer Sturm, der den Sand in Augen, Mund und Nase bläst, die Fenster unserer Biene einnebelt und das Aussteigen nahezu unmöglich macht.

Auf der Ostseite des Cabo de Gata wird die Gegend ansprechender – dazu gehört auch, dass die Küstenregion hier wieder bergiger wird. Las Negras wird in Reiseberichten als eine zum Wandern und Radfahren geeignete, ansprechende Umgebung beschrieben, und hier nisten wir uns für drei Nächte ein. Die erste Nacht verbringen wir noch vor dem überfüllten Campingplatz „Wecamp“, zwei weitere dann ziemlich beengt auf dem Platz zwischen Dauercampern und Glampinghütten.

Den Versuch, am nächsten Tag eine Fahrradtour zu unternehmen, muss ich nach vier Kilometern beenden, da mich der Wind mit 80 km/h umweht. Stattdessen laufe ich von Las Negras aus auf dem Küstenwanderweg Richtung Osten um den Cerro Negro herum – eine eintönige Strecke über grau-grün-beige, spärlich bewachsene wüstenartige Hügel bis zur Burgruine in San Pedro und auf gleichem Weg wieder zurück. 

Erst auf dem Rückweg bei Las Negras wird es wieder etwas abwechslungsreicher, die Bucht vor dem Campingplatz leuchtet blau in der Sonne.

Am 29. Januar lässt der starke Wind etwas nach, und wir fahren mit den Fahrrädern zur Isleta del Moro und weiter nach Südwesten bis nach Los Escullos im Parque Natural Cabo de Gata. Das Castillo liegt unmittelbar am Meer und ist auf einer stark zerklüfteten Kalksteinfelsformation gebaut. Die Anlage wurde in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut, ist allerdings Teil eines sehr viel älteren Küsten- Verteidigungssystems.

Auf der Rückfahrt entdecken wir bei einem Abstecher die Bateria de San Ramon bei Rodalquilar, ein ähnliches Verteidigungsbauwerk wie das gerade besichtigte und ebenfalls in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut. Wie San Felipe kann auch diese Anlage nur von außen besichtigt werden, doch interessanter als die Bauruine ist auch hier die Lage auf den zerklüfteten Sandsteinfelsen.  

30. Januar

Über kleine Straßen fahren wir über die AL 5106 nach Carboneras und folgen somit dem ausgeschilderten Radweg EV8. Vor dem Ort Carboneras befindet sich zunächst eine Beton- Industriezone und später eine sehr touristische, dicht bebaute Strandzone. Etwas weiter westlich beginnt eine einzigartige Bergstrecke über die AL 5107. Steile Serpentinen führen bis auf  200m hinauf, über in und an den Hang gebaute spektakuläre Straßenabschnitte mit perfekten Aussichten auf Berge und Meer bis zum Mirador de la Granadilla.

Hinunter geht es über Mojacar wieder am Meer entlang, hier ist alles dicht bebaut. Massen von Wohnmobilen stehen an der Küste, jeder freie Platz am Strand oder in den Ortschaften ist von mehreren Campern besetzt, oft sind es riesige Ansammlungen. Offizielle Stellplätze bilden an dieser Küste eine Ausnahme: Wer hier bleiben oder übernachten will, hat kaum eine Wahl.  

30./31. Januar: Playa de los Cocedores

Wir finden einen freien Nachtplatz auf einem dieser vielbevölkerten, oft illegalen, aber offensichtlich geduldeten Stellplätze an der Playa de los Cocedores. Die Sonne lässt das Blau in der Bucht erstrahlen, hell heben sich die umgebenden Sandsteinfelsen ab. Ein wenig klettern wir auf den umliegenden Hügeln herum, besuchen die Wohnhöhlen und schauen uns die riesige Ansammlung von Campern von oben an.

Am Morgen führt uns ein Spaziergang über die Klippen zur nächsten Bucht mit der Playa La Carolina in Richtung Aguilas. Wohnhöhlen gibt es auch hier, und aussichtsreiche Miradores über dem Meer.

Mittags verlassen wir diesen Platz, um nur 25 Kilometer weiter in eine weniger bevölkerte Klippenlandschaft in einer unserer Lieblingsgegenden zu gelangen.

Von Guadalest durch den Süden Spaniens bis zur portugiesischen Grenze

Alcoi liegt im Hinterland der Costa Blanca auf einer Höhe von 560m. Dass es in dieser Höhe merklich kühler ist, sehen wir schon an der von Reif überzogenen Wiese am Morgen. Die Fahrradtour etwas später am Vormittag führt uns rund um den Naturpark Del Carrascar de la Font Roja. Auf rund 1000m Höhe strampeln wir hinauf, bevor die Straße nach Ibi wieder hinunterführt.

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Nach Spanien und Portugal im Winter 2024/25

Die ersten Stationen in Spanien

4.-7. Dezember

Endlich fahren wir wieder nach Süden! Das heißt: Zunächst geht es über Trier nach Luxemburg und am 6. Dezember dann bis kurz hinter Lyon. Wir durchfahren Frankreich sehr zügig, da der Wetterdienst für den nächsten Tag Schneefälle in der Nordhälfte Frankreichs und in den Bergen westlich und östlich der Rhone meldet. Da wir die Mautstrecken für das schnelle Weiterkommen nutzen, kostet uns die Fahrt 130€ Maut.

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Zurück nach Dover – Abschluss und Resumée

Im Dartmoor

Auf dem Rückweg nach Dover wollen wir noch das Dartmoor besuchen. Allerdings verhindert das nasse und kalte Wetter eine intensivere Erkundung. In Lydford am Rande des Dartmoors nehmen wir Quartier auf einem überteuerten Campingplatz. Von hier aus ist es nicht weit zur Lydford Gorge, der mit 30 Metern tiefsten Schlucht Südenglands. Sie wird vom River Lyd durchflossen und bildet einen feuchten, tiefgrünen Märchenwald mit tropfenden Felshängen. Auf schmalen, etwas rutschigen Wegen gelangt man bis zu einem Pool, in den das Wasser sprudelt.

Kurz vor den nächsten Regenschauern durchqueren wir den Ort Lydford mit Kirche und Burgruine und laufen zurück zum Campingplatz.

Am Folgetag schauen wir uns einen anderen, etwas südlicher gelegenen Teil der Schlucht mit dem White Lady Waterfall an. Neben dem Fluss entdecken wir Coin Trees, in welche tausende von Münzen geschlagen worden sind. Ein Brauch, der Glück bringen soll.

Das gesamte Gebiet wird vom National Trust verwaltet, und so fallen uns auch hier, wie überall zuvor bei Besichtigungen, einige „typisch englische“ Details ins Auge. So wird, wo immer es möglich ist, besondere Rücksicht auf Besucher*innen mit Behinderungen und auf Menschen mit kleinen Kindern genommen: Rollis und Rückentragegestelle sind umsonst auszuleihen. Die Wege und Zugänge sind selbst hier, in diesem zerklüfteten und hügeligen Gebiet, soweit wie möglich behindertengerecht gestaltet.

Auch auf die Hunde der Besucher*innen wird besonders eingegangen, sei es mit Pfählen zum Anbinden von vierbeinigen Begleitern vor den Toiletten oder mit dem Angebot an Hunde- Eis. Dennoch wird die Sicherheit und das Wohlbefinden der Besucher*innen geachtet.

Da Radfahren bei 12 Grad und Dauerregen nicht attraktiv ist, verschieben wir die Erkundung weiterer Sehenswürdigkeiten im Dartmoor auf einen trockeneren Sommer. Nach einem Stadtrundgang in Tavistock, einer kleinen historischen Stadt am Westrand des Dartmoors mit riesigem Rathaus und einer großen gotischen Hallenkirche, vielen kleinen Geschäften und einer imposanten Markthalle, durchfahren wir zügig das unter Naturschutz stehende Gebiet. Die steilen Hügel des Dartmoors verschwinden in den Wolken, die Heide- und Moorlandschaft und auch die Tors, typische Steinaufhäufungen, sind nur zu erahnen. Schade, denn hier begrenzen einmal keine Hecken wie in Cornwall den Blick.

Bis Salisbury kommen wir gut voran. Diese als besonders sehenswert beschriebene Stadt wollen wir anschauen – allerdings ist das aufgrund der Parkplatzsituation nicht möglich. Der große Parkplatz am Stadtrand ist eine riesige Baustelle, auf der sich lange Staus bilden und es unmöglich ist, eine Lücke für Biene zu finden. Entnervt geben wir nach einer Stunde auf und wagen uns auf die M25, die südlich an London vorbei führt. Aufgrund der katastrophalen Verkehrssituation hat sich um London herum auf dieser Strecke ein etwa 50 Kilometer langer Stau gebildet, und die Möglichkeiten auf andere Straßen abzufahren sind genauso schlecht wie durchzuhalten – wir brauchen entsprechend lange, um am heutigen Etappenziel bei Sevenoaks anzukommen.

Zwei Herrenhäuser in Kent

Inzwischen befinden wir uns in der Grafschaft Kent auf einer Campingsite des National Trust. Eine letzte Entdeckungstour ohne Regen gelingt am 10. Juli. Auch wenn immer wieder schwarze Wolken durchziehen, bleibt es trocken, und so radeln wir zunächst zum Knole House, einem Herrenhaus, das ursprünglich als Bischofspalast vor etwa 600 Jahren erbaut wurde. Heinrich VIII verleibte sich das Anwesen schließlich 1538 ein und baute es weiter aus, weilte dort jedoch selber nie lange Zeit. Seit 1566 gehörte es der Familie Sackville- West, die dort über 400 Jahre lebte. Mit jeder neuen Generation wurde erweitert, angebaut und umgebaut. Angeblich gibt es im Haus 7 Innenhöfe, 52 Treppen und 365 Räume – gesehen haben wir davon nur einige. Seit 1946 gehört das Anwesen dem National Trust.

Knole House vom Park aus

So spektakulär wie der Bau ist auch das Interieur. Wandteppiche, Möbel, aufwendig gestaltete Kamine und königliche Betten aus dem 16. und 17. Jahrhundert lassen uns staunen.

Durch den Damwild- Park radeln wir zu einem weiteren Besitztum des National Trust, es liegt nur acht Kilometer entfernt. Es ist nicht so prunkvoll und groß, aber ebenfalls ein besonderes Herrenhaus und hat in den ältesten noch erhaltenen Teilen das stolze Alter von 700 Jahren erreicht: Ightham Mole. Nur geringfügige Änderungen in der Grundstruktur des Hauses lassen es heute noch ähnlich wie damals erscheinen. Es hat einen Innenhof, um den sich die vier Seiten gruppieren und nach innen orientieren, nach außen umschließt das Gebäude ein Wassergraben.  Äußerlich erinnert es an Bauten in der Normandie, da es aus Stein und einem Fachwerk aus vielen senkrechten Eichenstämmen erbaut ist.

Ightham Mote

Der weitläufige Garten erstreckt sich über eine Rasenfläche hinaus bis zu einem Teich, der durch einen kleinen Bach gespeist wird. Ein Teil des Gartens ist mit Blumenflächen, Gemüsebeeten und Brunnen gestaltet. Wie in jedem bisher gesehenen englischen Garten herrscht eine angenehme Atmosphäre von gepflegt- verwilderter Gestaltung mit vielen blühenden Pflanzen, Büschen und Bäumen.

Canterbury

Das letzte Ziel der Reise ist Canterbury in Kent. Canterbury liegt nur noch eine halbe Fahrstunde von Dover entfernt und – besonders erwähnenswert: Es gibt einen preiswerten Stellplatz für Wohnmobile, von dem aus man bequem und kostenfrei die Altstadt in wenigen Minuten erreichen kann.

Canterbury ist vor Allem durch die Kathedrale bekannt, die auch heute noch der Sitz des Erzbischofs und damit Zentrum der Anglikanischen Kirche ist. Die Studentenstadt hat Flair und wird von vielen Jugendgruppen besucht, schließlich hat sie außer der Kathedrale noch einige Sehenswürdigkeiten zu bieten.

Das Old Weaver House am River Stour aus dem 15. Jahrhundert erinnert an die Weber, die sich hier niederließen; es gibt die King´s School, eine Privatschule und älteste Schule der Welt, das Beaney House of Art and Knowledge,  das Eastbridge Hospital, das Denkmal Thomas Becket´s und weitere interessante Gebäude wie das Canterbury Castle und etliche Kirchen. Einige davon sind mit Flintstein verkleidet, was der Wand einen besonderen Glanz verleiht.

Old Weaver´s House

Die Canterbury Cathedral überragt alle anderen Bauten und liegt in einem abgeschlossenen großen Gebäudekomplex, der Domfreiheit. Die Kathedrale wurde bereits im 11. Jahrhundert erbaut, Reste hiervon sind heute noch in der Krypta zu sehen. Die meisten Bauteile stammen aus romanischer und gotischer Zeit. Die schiere Größe der Kathedrale mit ihren unzähligen Kapellen lässt uns Staunen.

ein Teil der Kathedrale von Canterbury

Die Besichtigung Canterburys ist ein gelungener Abschluss der Reise, und am Morgen des 12. Juli bringt uns die Fähre von Dover nach Calais und damit nach fast acht Wochen zurück aufs Festland.

Ein kleines Fazit

Fremd war uns England in den ersten Tagen, nicht nur wegen des Linksverkehrs, sondern weil alles ein bisschen „anders“ ist: Das hohe Verkehrsaufkommen auf Straßen, die in Teilen autobahnähnlich sind, dann aber wieder in einen Kreisverkehr münden, an dem sich alles staut; die Campingplätze, die oft nur große Wiesen sind ohne Grauwasserentsorgung; die kleinen Läden, die es – anders als in Deutschland – noch vielfach gibt; die alten, oft noch einfach verglasten und ungedämmten Häuser und vor Allem und immer wieder die Freundlichkeit der Menschen.

Südengland war für uns landschaftlich beeindruckend schön. Saftig-grüne und farbenfrohe, ungemähte hohe Wiesen, Hecken und steile Hügel, eine zerklüftete und wunderbar wanderbare Küste mit Felsen, Kies- und Sandbuchten und hübsche kleine Städte haben für Abwechslung und Wohlbefinden gesorgt. Die nicht sommerlichen, etwas niedrigen Temperaturen haben unsere Unternehmungen nicht behindert, zumal es in den ersten Wochen kaum geregnet hat. Und schließlich haben wir in den gesamten fast acht Wochen keine Mücke und keine Pferdebremse gesehen oder gespürt.

Entgegen vielen Kommentaren im Internet haben wir das Radfahren in England zwar wegen der steilen Berge als anstrengend, aber nahezu durchgehend schön und ungefährlich empfunden und genossen. Es war fast immer möglich, die Routen so zu wählen, dass sie nicht über stärker befahrene A-Straßen führten, und meistens war auf schmaleren Straßen nur wenig Verkehr. Auf einspurigen Straßen haben die Autofahrer*innen stets Rücksicht genommen, oft angehalten und uns freundlich grüßend vorbei fahren lassen.

Anders erging es uns als Autofahrer*in. Weite Strecken zu fahren empfanden wir als sehr anstrengend. In Südengland kommt man nur langsam voran: Entweder ist es voll oder eng. Die Verkehrsplanung in England ist so gewöhnungsbedürftig, dass wir auch auf der Rückfahrt noch Schwierigkeiten mit aufeinander folgenden Kreisverkehren, sehr langen oder fremd ausgeschilderten, teilweise kilometerlangen Auf- und Abfahrten haben.

Ganz beeindruckend positiv ist die Freundlichkeit und Zugewandtheit der Menschen in England. So viele Engländer*innen haben uns angesprochen und sich nach Erfahrungen und Wohlbefinden erkundigt, Tipps für Ausflüge und Einkaufsmöglichkeiten gegeben und Wege gewiesen. Keine einzige schlechte Erfahrung mussten wir im Umgang mit Menschen machen. Diese Umsichtigkeit und Höflichkeit spiegelt sich auch im Umgang mit Verbotsschildern (als Bitte formuliert), mit gehandikappten Menschen (ich habe noch nie so viele Rollstuhlfahrer*innen in der Öffentlichkeit gesehen) und nicht zuletzt mit Hunden (schätzungsweise gibt es in England ebenso viele Hunde wie Menschen, aber keine Hundehaufen auf den Gehwegen). Die Engländer*innen haben unsere Herzen erobert!

Eine gute Entscheidung war es, im Vorfeld der Reise dem Verein „Kulturerbe Bayern“ für 18€ jährlich als Mitglied beizutreten, da dies den kostenfreien Besuch sämtlicher Denkmaler des National Trust beinhaltet. So hat jede*r etwa 135 Pfund (etwa 150€) bei den Eintritten für Denkmäler des National Trust gespart, da in England die Eintrittsgelder sehr hoch sind.

In England gewöhnt man sich das Rauchen ab: Nachdem wir für eine Schachtel Zigaretten umgerechnet 20€ bezahlt haben, schmecken die Zigaretten nicht mehr. Zudem ist das Rauchen fast überall nicht erwünscht oder zumindest nicht gern gesehen – auch nicht im Außenbereich von Cafés. Rauchende Engländer*innen haben wir sehr selten gesehen.

Erstaunt hat uns die oft schlechte Internet- Verbindung in einigen Gebieten Südenglands – und dass wir kaum deutsche Camper gesehen haben. Gegen Ender unserer Reise wurden es langsam mehr; England ist wohl für die meisten Deutschen ein eher ungewöhnliches Sommer- Reiseland.

Für uns steht fest: Wir werden nicht zum letzten Mal in England gewesen sein!

An der Nordküste Cornwalls

Von Saint Agnes nach Newquay

Am 26. Juni fahren wir etwa 50 Kilometer weiter nach Nordosten und nehmen bei Saint Agnes für zwei Nächte Quartier auf einem besonders preiswerten, gut ausgestatteten Campingplatz. Der Tag ist trüb, so dass es bei einem kleinen Spaziergang in den Ort bleibt und wir anschließend lesen und faulenzen.

Am nächsten Tag sieht es wieder freundlicher aus – die Wetterlage wechselt schnell und ist grundsätzlich nicht voraussagbar. Neben Verpflegung werden die Regensachen eingepackt, dann drehen wir eine große Radrunde entlang der Atlantikküste mit ihren abwechslungsreichen Buchten, über Perranporth und Holywell und in einem Bogen über Land zurück. Der größte Teil des Weges führt über schmale Straßen mit wenig Verkehr, auf denen das Radeln Freude macht. In Holywell fühlen wir uns an die Nordsee versetzt – hier gibt es Sanddünen mit dem typischen Strandhaferbewuchs und einen großen Sandstrand.

Das Trerice- Haus liegt auf unserem weiteren Weg nach Newquay. Trerice ist ein großes, sehenswertes elisabethianisches Herrenhaus, welches im 16. Jahrhundert erbaut wurde und sehr lange Zeit im Besitz zweier adeliger Familien war. 1957 wurde es vom National Trust übernommen und restauriert. Typisch sind der E-förmige Grundriss, die großen, vielfach unterteilten Fenster und die Innenaufteilung des Hauses. Die zu besichtigenden Einrichtungsgegenstände stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, einige sind auch späteren Datums.

Trerice House

Im Knotengarten fängt gerade der Lavendel an zu blühen, es gibt Apfelbäume und gemütliche Ecken mit Bänken und etwas höher gelegen eine Wiese mit alten Kegelbahnen. Ein Café nahe den Stallungen lädt zum Verweilen ein, doch auch auf den Wiesen breiten die Menschen ihre Picknicks aus.

Nahe der größeren Küstenstadt Newquay verbringen wir bei „Piggies“ auf dem großen Wiesen- Campingplatz zwei Tage. Die Besitzer sind sehr freundlich und erkundigen sich täglich, wie es uns geht – sie sind neu im Geschäft und haben den Platz erst im November übernommen.

Von hier aus erkunden wir am 30. Juni Newquay, das größte Seebad Cornwalls. An der Küste liegen mehrere Sandstrände, die den Ort für Touristen attraktiv gemacht haben – heute macht er auf uns einen in Teilbereichen etwas verwahrlosten Eindruck.

Im kleinen, etwas abgeschiedenen Hafen erkennt man noch, dass Newquay einst ein Fischerdorf war, doch heute spielt sich das Leben oberhalb der Strände in den Straßen ab. Quirlig, bunt und überfüllt ist es hier, fast alle Menschen sind sommerlich gekleidet, kurzärmelig und mit kurzen Hosen und kurzen Röcken unterwegs und trotzen den kühlen Temperaturen. Engländer haben eine hohe Schmerzgrenze gegenüber den ortstypischen Temperaturen, die bisher die 18-Grad – Marke nicht überstiegen haben, eher meist darunter liegen. Surfshops, Bekleidungsgeschäfte und vor Allem Imbissgeschäfte gibt es hier zuhauf.

Über eine Landzunge führt der Weg von der Stadt zum Headland mit dem Luxushotel „The Headland“ und schließlich zurück am Huer´s Hut vorbei, einer heute weiß gekalkten Steinhütte, von der aus früher ein Beobachter den Fischern die Sichtung von Fischschwärmen lautstark Kund tat.

Von Newquay nach Padstow

Leider wird das Wetter insgesamt kühler und windiger als in den ersten Wochen und auch häufiger nass, was unsere Aktivitäten etwas behindert. Wir verlagern unseren Ausgangspunkt an die Küste auf eine riesige Camper-Wiese ohne jeglichen Komfort für 25£ in bar, aber mit tollem Blick auf den Atlantik und unmittelbar am Coast Path gelegen.

Von hier aus geht es bei sehr windigem, aber trockenem Wetter über den SWCP zu den Bedruthan Steps, gewaltigen, der Küste vorgelagerten Felsen, auf denen einst der Riese Bedruthan an Land gestiegen sein soll – so ein cornisches Märchen. Immer aufs Neue begeistert uns der Pfad, der – mal breiter, oft schmal, hier ohne Hecken mit direktem freiem Blick aufs Meer, unmittelbar an der Küste entlangführt.

Anderntags, am 1. Juli, laufen wir in die entgegengesetzte Richtung zum kleinen Ort Porthcothan, in der nächsten Bucht gelegen. Bei Niedrigwasser läuft das Wasser so weit aus der flachen sandigen Bucht heraus, dass Badende mehr als 200 Meter laufen müssen, um noch nasse Füße zu bekommen. Sehr attraktive Ferienhäuser gibt es hier, mit riesigen Fenstern dem Meer zugewandt.

Im Dorf gibt es zwar einen kleinen Laden, doch hier können wir, entgegen anders lautenden Informationen, keine englischen Pfund holen. Das letzte Bargeld, zusammengekratzt aus sämtlichen Jackentaschen, ermöglicht uns eine weitere Nacht auf der Atlantikwiese, dann müssen wir weiter.

Auf dem Weg nach Padstow kommen wir an Prideaux Place vorbei, einem noblen Herrenhaus, das 1592 erbaut wurde. Noch heute ist es im Besitz der Prideaux- Familie. Rosamunde-Pilcher-Fans werden es aus einigen der verfilmten Bücher wiedererkennen.

Prideuax Place

Das Haus besichtigen wir nur von außen, wandern durch die Gärten und am hauseigenen Damwild- Gehege vorbei und fahren schließlich nach Padstow, wo wir einen etwas außerhalb gelegenen Tagesparkplatz für Biene finden.

Padstow, ein weiterer kleiner, recht hübscher Küstenort mit Hafen, ist touristisch sehr überlaufen. Nach einer Laufrunde durch den Hafen und die anliegenden Sträßchen haben wir genug gesehen und suchen wir einen Campingplatz auf der anderen Seite des River Camel auf, Blakes Keiro Farm. Mal wieder eine große Wiese mit Aussicht, für die wir zunächst 32£ pro Nacht zahlen sollen, letztendlich nach einigen Verhandlungen aber nur 20£ bezahlen. Unbedingt möchten wir von hier aus den Camel Trail radeln.

Campsite Blakes Keiro Farm mit Blick Richtung River Camel

Ein sehr freundlicher älterer Nachbar bringt sogar noch eine eigens für uns erstellte Zeichnung des zu fahrenden Weges vorbei und gibt Tipps, in welchem Pub man am besten essen könne. Allerdings durchkreuzt das stürmische Regenwetter des nächsten Tages unsere Pläne, wir bleiben eine Nacht länger und verschieben die Tour auf den 4. Juli, an dem es zumindest trocken ist.

Bis zum Beginn des Trails auf einer stillgelegten Bahnstrecke – für uns in Tresarrett – radeln wir über etliche Hügel nach Osten, danach führt die Strecke am River Camel entlang zurück bis Padstow. Gemütlich geht es hier immer ein wenig bergab, zuerst durch knorrige Wälder, später durch die Wiesen- und Wasserlandschaft bis Padstow, wo die Fähre uns hinüber bringt nach Rock. Ein schöner Rad- und Fußwanderweg, der allerdings zwischen Wadebridge und Padstow sehr voll wird – hier gibt es Fahrradverleihe und zusätzlich laufen viele Spaziergänger diese letzten Kilometer entlang. Während wir radeln, füllt sich der Fluss immer mehr mit dem einströmenden Meereswasser.

Leider stürmt und regnet es am folgenden Tag wieder, so dass weder eine weitere Radtour noch eine Wanderung sinnvoll sind und wir die Reise an der Nordküste Cornwalls fortsetzen.

Von Padstow nach Tintagel

Einen Stopp legen wir bei Port William ein und vertreten uns die Füße in dieser hübschen kleinen Hafenbucht mit dem Trebarwith Beach. Windig und regnerisch ist es auch hier, doch Felsstrand und Ort laden zum Schauen und Fotografieren ein.

Nachmittags findet sich ein kostenfreier Parkplatz in Nähe der St. Materiana Church bei Tintagel. Von hier aus kann man mit einem kleinen Spaziergang an der Küste entlang den Felsen mit der Burg Tintagel erreichen. Die Burgruine, hoch gelegen auf zwei heute mit einer Brücke verbundenen Klippen, ist Grund für die Touristenmassen, die hier jährlich angeschwemmt werden (im Jahr 2022 waren es 280.000). Hier in dieser Burg soll nach der Legende Artus gezeugt worden und unter Anleitung des Zauberers Merlin aufgewachsen sein. Die Höhle unterhalb des Burgberges wird denn auch Merlin´s Cave genannt und ist vom Strand aus bei Niedrigwasser zugänglich.

Den Eintritt von über 20£ pro Person für die Überquerung der Brücke und eine Nahaufnahme der Skulptur König Artus´ sparen wir uns. Die Edelstahlskulptur, die König Artus darstellt, steht auf dem vorgelagerten Felsen und hat eine Höhe von 5,80m.

Wir erkunden statt dessen lieber die Bucht mit ihren riesigen Felsen, der Höhle und einem Wasserfall.

Am 5. Juli spielt das Wetter wieder mit: Zwar stürmt der Wind in Böen bis 70 km/h, doch die Sonne scheint und es bleibt trocken während der Wanderung vom Wohnmobilstellplatz in Tintagel bis nach Boscastle. Wie an anderen Streckenabschnitten zuvor begeistert uns auch jetzt wieder der hier besonders steil auf und ab führende Küstenweg mit seinen Ausblicken auf Wasser, Felsen und übers Land.

In Boscastle haben wir genügend Zeit uns den Teil des schmucken Städtchens zwischen Carpark und Hafen anzuschauen, bevor der Bus uns zurückbringt nach Tintagel.

Auch ein Erlebnis der besonderen Art ist es, mit dem Bus durch die engen Straßen Cornwalls zu reisen! Touristen-Passagiere schreien immer wieder auf und weichen von der Außenseite zurück, wenn es an Hecken oder im Millimeter-Abstand an Autos vorbei geht.

Am 7. Juli statten wir dem über 600 Jahre alten Old Post Office in Tintagel noch einen Besuch ab, bevor wir Cornwall Richtung Osten verlassen. In dem alten Stadtbauernhaus biegen sich die Dachbalken unter dem Schieferdach, das im 17. Jahrhundert gegen ein Reetdach ausgetauscht wurde. Die mittelalterlichen offenen Feuerstellen wurden im 17. Jahrhundert durch Kamine in jedem Zimmer ersetzt. Innen ist das Haus mit Möbeln und Utensilien aus dem 16.-19. Jahrhundert ausgestattet.

Old Post Office, Tintagle

Etliche kleine Geschäfte verkaufen in Tintagel die typischen Andenken, einige ansprechende Steinhäuser vervollständigen das Ortsbild.

Im westlichsten Zipfel Cornwalls

Rund um St. Hilary

Der nächste Ausgangspunkt liegt für uns in St. Hilary bei Marazion. Der neu eröffnete Stellplatz ist offenbar noch kaum bekannt und bietet viel Platz, wir sind fast die Einzigen auf dem großen, sorgfältig angelegten und gepflegten Wiesenplatz. Von hier aus radeln wir am nächsten Tag nach Porthleven, etwas südöstlich an der Küste Cornwalls gelegen. In der hügeligen Umgebung entdecken wir auf dem Weg zwischen den drei Meter hohen Hecken, die mit Farnen, Brombeeren, Fingerhut und vielen Gräsern bewachsen sind, die Ruine einer ehemaligen Kupfer- und Zinnmine.

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Von Kingsbridge zur Lizard-Halbinsel

An der Südküste Englands bewegen wir uns langsam weiter nach Westen. Längere Strecken können wir über die autobahnähnliche A38 fahren, die Abstecher in küstennahe Kleinstädtchen und Dörfer führen oft über schmale, mit hohen Hecken gesäumte und kaum einsehbare Straßen. Auf diesen Wegen legen wir manchmal nur 15 Meilen in einer Stunde zurück. Die Landschaften und Dörfer in Küstennähe sind beeindruckend saftig, grün, farbenfroh und bergig. Die Engländer, mit denen wir ins Gespräch kommen, sind auch vom etwas wechselhaften, aber meist trockenen Wetter begeistert: Sobald die Sonne herauskommt, ist es ein lovely day und lädt zum Wandern, Baden oder Reiten ein. Footpathes und auch bridleways gibt es überall zuhauf.

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Entlang der südenglischen Küste

Von Alfriston zu den Seven Sisters

Zwischen Eastbourne und Brighton liegt das hübsche Städtchen Alfriston, wo wir zwei Tage auf einer riesigen „Camping“wiese verbringen. In Alfriston gibt es einige schöne alte Fachwerkhäuser, ein Marktkreuz, eine 700 Jahre alte Kirche mit großem Kirchhof und das Clergy House, eines der ältesten noch erhaltenen Wohnhäuser Englands.

Campingplatz Alfriston
Clergy-House aus dem 13. Jahrhundert
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Sommerreise nach England 2024

In Brügge

Am 22. Mai fahren wir nach Brügge, der Hauptstadt Westflanderns im Nordwesten Belgiens. Auf dem stadtnahen Stellplatz gibt es noch einen freien Platz – für 30€ pro Nacht. Nicht billig, aber schön am Kanal gelegen und nur fünf Minuten Gehweg bis in die Innenstadt.

Dass Brügge im späten Mittelalter eine der wirtschaftlich und kulturell reichsten Städte des damaligen Europas war ist noch heute an den gut erhaltenen bzw. restaurierten prachtvollen Bauwerken innerhalb der Stadtmauern zu erkennen. Die Altstadt wird von Wallanlagen umgeben und von Kanälen durchzogen. Sie gehört seit dem Jahr 2000 zum UNESCO- Kulturerbe. 

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