31. Januar – 2. Februar

Den herrlichen Klippenstellplatz an der Cala Blanca kennen wir schon von der Hinfahrt – vor wenigen Wochen waren wir nur drei Buchten weiter. Nun stehen wir ganz oben auf dem Felsabsatz und können zu den Buchten hinunterwandern.
Das mache ich auch, während Tom die Umgebung mit dem Fahrrad erkundet und durch den Parque Regional de Cabo Cope zum Mirador hinaufradelt. Endlich ist es so warm und sonnig, wie es sich für eine spanische Küste im Winter gehört.
Mich zieht es nach Westen an der Küste entlang in Richtung des Cabo Cope, den Sendero del Mediterraneo nach Südwesten kenne ich schon vom letzten Aufenthalt im Dezember. Auf dem Weg zum Cabo Cope gibt es nicht mehr viele Steigungen, stattdessen erstrecken sich hier landwirtschaftliche Anpflanzungen von Gemüse und Salaten bis nahezu ans Meer. Hotelbauten oder Ferienwohnungen gibt es hier nicht. Gräser und Bambus stehen am Wegesrand, nur vereinzelte kleine Blumen blühen.




Nachmittags besuchen wir die Höhlenwohnungen in der Cala Blanca. Sie sind recht geräumig, und die Unterteilung in verschiedene Funktionsbereiche ist noch gut erkennbar. Die folgenden Buchten nach Osten bis zur Playa de Los Hierros sind einsam und ruhig, sie sind mit dunklem Sand oder Kies überspült und mit Auto nicht zu erreichen.





2. Februar
Bei warmem Sonnenschein legen wir heute eine lange Reisestrecke über die wunderschöne aussichtsreiche Bergstrecke bis Mazzaron und schließlich bis Quesa kurz vor Valencia zurück. Nachmittags schlendern wir durch den kleinen Ort zum Kalvarienberg – zum Radfahren ist es hier, nicht mehr an der Küste, sondern in einer der zahlreichen Bergregionen, zu kühl.




Nach einer ruhigen Nacht am Sportzentrum in Quesa setzen wir die Fahrt durch die bergigen Regionen im Südwesten von Valencia fort. Bis nach Millares sind es nur 25 Kilometer, über die glatt asphaltierte, schmale serpentinenreiche steile Straße dauert die Fahrt einige Zeit. Bis auf eine Hochebene auf 560m Höhe geht es hinauf, bevor wir nach Millares wieder hinunter fahren. Immer wieder halten wir an, um zu schauen, zu staunen und zu fotografieren. Was für eine grandiose Landschaft!



El Chorrador del Bosque, den 65m hohe Wasserfall im Barranco del Nacimiento hinunter in die Schlucht des Flusses Jucar, will ich erwandern, während Tom die schmale, sauber asphaltierte Straße erradelt. Der kleine Ort Millares lehnt am Berghang, gegenüber thronen die Reste des Castillet von Millares. Hier führt der schmale Pfad zum Wasserfall vorbei. An der Molino de los Moros ist eine Kiefer fast umgestürzt, daneben beginnt der Abstieg über eine wenig vertrauenswürdige, völlig marode und letztendlich abgestürzte Betontreppe – und endet nach etlichen Stufen an einem abenteuerlichen Abbruch. Den Wasserfall kann ich leider nicht erreichen und muss umkehren. Im weiteren Verlauf des Wanderweges durch den Barranco del Nacimiento – heute ein schmaler Bach – sind verheerende Verwüstungen zu erkennen, zu denen der Starkregen im Herbst geführt hat. Bäume sind ausgerissen, Bambus weggespült, und Brücken und Straßenabschnitte liegen hier noch in Trümmern im Bachbett und auf dem Weg.
















Durch Millares, eine nicht weiter sehenswerten Stadt, laufe ich oberhalb des Ortes über einen kaum auffindbaren Bergpfad zur Biene, die an einem wunderschönen spanischen Friedhof steht. Hier übernachten wir heute.



4. Februar
Sonnig, aber zu kühl zum Radfahren ist es zumindest mir hier in den Bergen, und so verabschieden wir uns aus dieser wunderschönen Gegend, in der es doch so viel mehr noch zu entdecken gäbe. Bis Dos Aguas folgen wir der Schlucht des Jucar und seinen Zuflüssen, phänomenale Blicke bieten sich auch auf diesem Weg, so dass wir immer wieder anhalten.





Bis auf 560m führt die Strecke auf eine Hochebene hinauf, die schmale Straße weist kein einziges Loch im Asphalt auf und ist rennradgeeignet. Erst vor Real befinden wir uns wieder im Tal, Obst- und Mandelbäume zieren die Wegesränder. In El Catllar kurz hinter Tarragona finden wir einen geeigneten Übernachtungsplatz an einem Flussbett. Bevor es dunkelt, ist noch ein Spaziergang durch den Ort mit Burg, mit diversen interessanten lost places und in die Umgebung möglich. Ein schönes altes Viadukt, das vor langer Zeit mit Bouldergriffen versehen wurde, befindet sich ganz in der Nähe.






5. Februar
Ein Tag, an dem nichts so klappt, wie wir es uns wünschen. Die Handy-Mobilverbindung ist stundenlang gestört, der Einkauf im Supermarkt dauert Stunden, obwohl wir früh unterwegs sein wollen. Um Barcelona herum ist die Autobahn so voll, dass die Fahrt gefühlte Ewigkeiten dauert und wegen der aggressiven Fahrweise der LKW´s nervenaufreibend ist. Letztendlich landen wir am frühen Nachmittag in Vallgorguina. Eine Wanderung zu den Dolmen de Pedra Gentil ist uninteressant und führt ohne Ausblicke und ohne Sonne immer nur bergauf bzw. bergab. Als ich zurück zu Biene komme, ist die Tür halb offen, die Treppe ausgefahren – hat wohl jemand vergessen abzuschließen. Zum Glück fehlt nichts! Zu guter Letzt geht beim Kochen das Gas aus, und bei Eiseskälte und im Dunkelheit muss Tom die Gasflasche tauschen. Was für ein Tag!


6. Februar
Ein größerer Sprung von knapp 170 Kilometern, und schon sind wir nicht nur in Frankreich, sondern westlich von Perpignan in Ille-sur-Tet. Vom Parkplatz bei den Orgues, ganz besonderen Gesteinsformationen, laufen wir über einen etwa 800m langen Weg durch das Flusstal zweier Gebirgsbäche, die sich hier vereinen und bei Hochwasser den Weg unbegehbar machen. Das Gebiet der Orgues öffnet sich wie ein Theaterhalbrund. Es besteht aus zehn bis zwölf Meter hohen, aneinander gereihten oder auch vereinzelt stehenden Säulen aus Sandstein. Sehr empfindlich gegen jede Art von Erosion sind diese sogenannten Feenkamine, sie verändern sich mit jedem Regenguss. An den flacheren Hängen gibt es Einschnitte in Form vieler Orgelpfeifen. Diese besondere Landschaft gilt als Kulturerbe und steht seit 1981 unter Schutz. Das Gebiet ist nicht besonders groß, aber faszinierend anzusehen. Es erinnert an die Bardenas Reales südlich von Pamplona, bizarre Gesteinsformen aus Sand- und Kalkstein und Lehm.













Nach dem Besuch dieses sehenswerten Naturmonuments geht es endgültig und zügig auf die Heimreise. Bei Agde übernachten wir auf dem Aire de Veyrac, einem schönen kleinen Privatstellplatz, in der Nacht danach an der Saone bei Seurre. Am 8. Februar verbringen wir den Abend auf einem Stellplatz auf dem Weingut Weber in Ettenheim und lassen den Tag und die Reise im dazugehörigen hervorragenden Restaurant ausklingen.

