Sommer im Norden

Wir haben uns entschlossen, nach Schleswig- Holstein und weiter nach Dänemark zu fahren; zu Hause ist es uns derzeit zu heiß.

Zunächst geht es aber mal wieder nach Detmold, meiner Lieblingsstadt. Wir schlendern durch die Stadt und über den Markt, gehen hier und da eine Kleinigkeit einkaufen, besuchen liebenswerte Menschen und nutzen die Gelegenheit essen zu gehen.

Der Stellplatz mitten in der Stadt liegt günstig im Hinblick auf kurze Wege, aber schon früh am Morgen schallt der Verkehr der Haupteinfallstraße ziemlich laut herüber. Die zweite Nacht verbringen wir deswegen an einem ruhigeren Ort in Stadtnähe mit Ausblick auf Stadt und Herrmann und mit einem schönen Sonnenuntergang.

Am 29. Juni reisen wir weiter nach Norden, zunächst bis Egestorf in der Lüneburger Heide. Der Stellplatz am Barfußpfad und Naturschwimmbad ist erstaunlich leer – höchstens ein Viertel der Plätze ist belegt.

Hier bleiben wir einen weiteren Tag und erkunden die Nordheide mit den Fahrrädern. Zunächst radeln wir über Undeloh nach Handeloh und dann über den Seeve- Radweg an der Holmer Wassermühle vorbei über Lüllau bis zur Kunststätte Bossard.

Das Ensemble der Kunststätte Bossard ist in den Jahren 1911- 1950 entstanden und umfasst ein Wohn- und Atelierhaus, einen Kunsttempel und verschiedene gestaltete Gartenräume. Hier sollte die Idee der Lebensreformer, die Freikörperkultur, die Einheit mit der Natur, der Religion und dem Tierschutz mit der Kunst zu vereinen, verwirklicht werden.

Das Wohn- und Atelierhaus des Ehepaares Bossard wurde im sogenannten Heimatschutzstil errichtet, das Atelier ist heute als Edda-Saal mit monumentalen Wandgemälden zu bewundern, welche nordische Heldensagen thematisieren.

Atelierhaus (rechts) und Kunsttempel (hinten)

Der Kunsttempel, ab 1926 erbaut, orientiert sich an expressionistischen Baukörpern seiner Zeit. Es ist fast würfelförmig und zeigt außen expressionistische Klinkerskulpturen in Backstein und Ton.

Innen sind die gläserne Decke und die Fenster bemalt, und an den Wänden sind bunte vielschichtige Bildzyklen zu sehen.

Im Kunstttempel

In beiden Gebäuden beeindrucken uns die bunten Fußbodenmosaike.

gestalteter Gartenraum – früher waren hier Ackerflächen zur Selbstversorgung

Wir schlendern nach der Besichtigung der Gebäude noch durch den Garten und schwitzen in der Sonne bei 30 Grad, bevor wir uns auf den Rückweg über Jesteburg machen und schließlich den Tag im Naturschwimmbad Egestorf ausklingen lassen.

Am 1. Juli setzen wir die Reise in Richtung Norden fort und finden einen einfachen und preiswerten Stellplatz in Pahlen direkt am Eider- Bootshafen. Der Regen verzieht sich langsam, und am nächsten Tag radeln wir durch die Moor- Landschaft an der Eider bis Friedrichstadt.

Stellplatz in Pahlen

Schmale, wenig befahrene asphaltierte Straßen wechseln mit gekiesten Radwegen ab, das Land ist weit und grün, nur die weiß getünchten oder rot geklinkerten Häuschen und die Bootshäfen bilden einige Farbtupfer.

Friedrichstadt überrascht uns mit seinem holländischen Flair. Unzählige kleine Kanäle, auf denen Touristen Bootsfahrten unternehmen, durchziehen das Städtchen, die farbigen Brückengeländer sind mit Blumen geschmückt, und auf dem großen Marktplatz sowie in den engen Straßen stehen hübsche Klinkerbauten.

Der Rückweg führt nördlich der Eider durch saftig-grüne Wiesen und die Moorgebiete der Alten Sorge- Schleife bis zur Hohner Fähre.

Eine weitere Radtour führt uns von Pahlen aus am nächsten Tag nach Rendsburg. Nochmals nutzen wir die Hohner Fähre, um über die Eider zu gelangen, und radeln dann nördlich des Flusses durch Wiesen und kleine Wäldchen, vorbei an Seenflächen und Wasserläufen. Die Radwege sind heute etwas gewöhnungsbedürftig: Kaum 20cm breite Rillen durch Grasstreifen und vor Allem sehr sanierungsbedürftige ehemals asphaltierte Radwege. Mit Schildern „Vorsicht, Radwegschäden“ hat man nicht gespart. Wenn man die Kosten für die Schilderproduktion in die Sanierung der Wege gesteckt hätte…

Dagegen ist die Landschaft wunderbar weit, grün, blau und weiß.

Rendsburg wirkt an diesem Sonntag ein bisschen verschlafen. Nach einer kurzen Mittagsrast radeln wir gleich weiter an den Nord-Ostsee- Kanal.

Merkwürdigerweise sind auf der „Straße der Traumschiffe“, auf der man „jede Menge große Pötte“ (wikipedia) bewundern kann, keine Schiffe unterwegs – von den Segelschiffen einmal abgesehen. Erst am Ende unserer 20 Kilometer langen Route entlang des Kanals entdecken wir einen relativ „großen Pott“. Ob die Sonntags- Fahrverbot haben? Dennoch: Meditativ ist es, hier am Kanal entlang zu fahren.

Pünktlich vor dem Gewitter kommen wir in Pahlen an, können gerade noch die Fahrräder auf dem Träger verstauen – und schon regnet es wie aus Kübeln. Glück gehabt!

Am 4. Juli machen wir einen größeren Sprung bis nach Nordstrand. Hier finden wir den sehr schön gelegenen und ruhigen Stellplatz „Womoland“ im Norden der kleinen Halbinsel. Erwartet hatten wir, dass man kaum einen Platz findet, schließlich ist Ferienzeit. Falsch gedacht: Es ist fast leer hier!

Von hier aus machen wir einen Fahrradausflug über die Deichstraße bis nach Reußenköge. Es weht ein kräftiger Wind, zudem ist es deutlich kühler geworden, sodass wir auf dem Rückweg lieber die kleinen Straßen über Land nehmen.

Von Nordstrand fahren wir am nächsten Tag mit der Fähre hinüber nach Pellworm, um Freunde zu besuchen und die Insel zu erkunden. Die Sonne begleitet uns selten, aber wir können glücklicherweise den Tag draußen genießen.

Nach einem schönen Wiedersehensbesuch umradeln wir Pellworm, eine Insel ganz ohne Sandstrand mitten im Wattenmeer. Uns gefällt das gut, nur relativ wenige Touristen sind hier, das Land ist weit und grün, an der Windmühle, der Alten Kirche und am Leuchtturm vorbei sehen wir tausende von Stockrosen und noch mehr Schafe.

Am Horizont können wir die Hallig Hooge erkennen. Auf dem Deich lässt mich eine Bisamratte ganz nahe an sich heran, um sie bei ihrer zerstörerischen Wühlarbeit zu fotografieren.

Die letzte Fähre an diesem Tag bringt uns zurück nach Nordstrand, und in dem Moment, in dem wir auf dem Rückweg über Nordstrand in einem Fisch-Bistro etwas zu essen bestellen, geht ein kräftiges Gewitter mit Sturmböen nieder. Mal wieder richtig Glück gehabt!

Nach dem Essen ist auch das Unwetter vorbei, und wir radeln zurück zu Biene.

Da es etwas kühl, regnerisch und windig bleibt, wechseln wir von der Nordsee zur Ostsee und fahren nach Flensburg, um die Stadt zu erkunden. Der Museumshafen mit den zahlreichen alten Schiffen und dem nach altem Vorbild neu erbauten Hafenkran zieht uns in seinen Bann.

Bei einem Stadtbummel bestaunen wir die hübschen kleinen, blumengeschmückten alten Fischerhäuser einerseits und die geschäftige und lebendige Atmosphäre in der Innenstadt andererseits. Hier stehen noch viele große und großartige Geschäftshäuser, die um 1900 erbaut wurden.

Nach dem Kaffee auf einem der zahlreichen Plätze kehren wir zurück und übernachten einige Kilometer weiter auf einem Parkplatz am Waldrand, um am nächsten Tag Richtung Glücksburg aufzubrechen.

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