Vom Etschtal bis nach Trogir

Viele Wohnmobile kommen uns aus Richtung Meran entgegen, etliche fahren auch mit uns in die entgegengesetzte Richtung. Richtung Meran weitet sich das Tal, die Berglandschaft begleitet uns über Bozen hinaus. Bei Trient biegen wir nach Osten ab, legen einen kurzen Stopp am Lago di Caldonazzo ein. Hier ist Herbstruhe eingekehrt, die Campingplätze sind geschlossen, nur wenige Menschen, meist Einheimische, laufen am Seeufer entlang.

Wir fahren weiter Richtung Triest, Richtung Borgo durch das Suganertal, bis wir gemeinsam mit dem Fluss Piave aus den Bergen in die italienische Ebene gelangen. Der Piave – oder besser gesagt: dessen breites, grau-gerölliges Flussbett – begleitet uns viele Kilometer.

Plattes Land folgt, Industriebauten, Felder, beliebig zusammengewürfelte Häusergruppen, ohne dörfliche Einheit, alles ist zugeteert, zugebaut.

In Santo Stino di Livenza, dem ersten hübschen Städtchen hier, übernachten wir auf einem Stellplatz und werden am Sonntagmorgen vom Glockenklang der nahe gelegenen Kirche geweckt. Mittags geht es weiter, die Navigation nervt, weil „Luzie“ uns ständig über kurvige Strecken durch die Berge führen will.

An der Grenze zu Slowenien ändert sich die Landschaft schlagartig: Berge, grüne Wälder, wild und schön. Vorsichtshalber kaufen wir eine Vignette, um dann kaum 20km später in Kroatien einzureisen. In Sibinj, etwa 100 Kilometer hinter Rijeka, übernachten wir auf einem Stellplatz nahe am Meer – und obwohl das Gelände steil abfällt, werden wir durch die Fahrgeräusche auf der direkt über uns laufenden Straße geweckt.

Am nächsten Morgen beschließen wir, von der Küstenstraße mit ihren wunderbaren Ausblicken abzufahren auf die nächstgelegene Insel, Pag. Wir wollen endlich wieder Rad fahren, und das ist direkt an der Küste nicht möglich aufgrund des starken Verkehrs und lediglich sehr weniger kleiner Nebenstraßen. In Prizna befahren wir mit unserer Biene die Fähre, die uns nach Pag hinüberbringt. Hier finden wir einen relativ preiswerten kleinen Campingplatz im Norden der Insel, Autokamp Skovrdara. Er ist terrassenförmig angelegt, und wir haben das Glück, direkt in der 1. Reihe am Meer stehen zu können.

Da es noch früh ist, satteln wir unsere Räder und starten zu einer Tour nach Novalja, 12 Kilometer südlich gelegen, um dort einzukaufen.

Die Strandpromenade in Novalja ist verlassen, Marktstände und Souvenirläden haben geschlossen: Hier ist eindeutig Nachsaison.

Nach der Tour gehen wir am Stellplatz baden, das Wasser ist noch warm, die Wellen hoch.

Am nächsten Tag wagen wir noch eine Fahrradtour in den Nordwesten, nach Lun, am Ende der Insel. Es geht durch Olivengärten, deren Erhaltung durch EU- Fördermittel gesichert wurde. Die riesigen alten Olivenbäume sind beeindruckend.

In Lun gibt es eine kleine Bucht mit ein paar Booten, ansonsten herrscht Leere in den Gassen und wohl auch in den wenigen Sommergast-Appartements.

Auf dem Rückweg zeigen die Ausblicke schon das kommende Regengebiet, die ersten Wolken begleiten uns schon, bald wird es dunkler. Die Landschaft ist karg und felsig, überall Mauern aus kunstvoll gestapelten Feldsteinen, ab und zu ein paar magere Schafe – Gemüse- oder Getreideanbau ist hier nirgendwo möglich. Alles wirkt ursprünglich, von den wenigen Ferienappartements und Campingplätzen einmal abgesehen. Neue Häuser sind dezent auch in den nächsten kleinen Ort, Jakisnica, eingebettet.

Eine Stunde nach unserer Rückkehr erleben wir ein Gewitter direkt über uns, und Biene wird von Sturmböen geschüttelt. Der Starkregen macht jede Unterhaltung unmöglich, und erst in der Nacht hören Donner und Blitz auf.

Das Wetter bleibt instabil, am nächsten Tag machen wir zwischen den Regengüssen einen langen Strandspaziergang, nach Südosten, immer am Wasser entlang. So viele schöne kleine Buchten!

Am 7. Oktober geht die Reise weiter, bei Sturm und Böen mit bis zu 110 Stundenkilometer, über das langgestreckte Pag nach Südosten. In Kolan kaufen wir den leckeren Pager Käse, auf der Anhöhe bei der Stadt Pag pustet der Wind so stark, dass er uns Brille und Kopftuch vom Kopf weht. Schnell hinunter! Gut, dass die Brücke von Pag auf das Festland nicht gesperrt ist, das runde weiße Schild mit dem roten Rand beachtet niemand. Schnell auch hier hinüber!

Blick auf die Stadt Pag bei Sturm und Regen

An Zadar und Biograd na Moru vorbei geht es bis kurz hinter Drage zum CP Kamp Oaza Lucica. Dort haben wir uns mit zwei liebenswerten Menschen aus der Heimat verabredet. Mit ihnen verbringen wir einen netten Abend, bevor wir wieder vom Sturm in den Schlaf geschaukelt werden.

Am Morgen beschließen wir, aufgrund der Wetterprognose eine Radtour zu wagen. Es soll um den Vransko Jezero gehen, einen großen Süßwassersee, der nur durch eine schmale Landzunge vom Meer getrennt ist.

Bevor wir starten können, muss ich feststellen, dass der elektrische Antrieb meines Fahrrades nicht mehr funktioniert. Nach zwei Stunden des Wackelns, Verbindungen – Überprüfens, Schraubens und vor Allem Schwankens zwischen Optimismus und Verzweiflung (ohje: eine Reise ohne Rad?) funktioniert alles wieder einigermaßen, wie es soll. Jetzt aber los!

Vransko Jezero im Sturm

Die als Radstrecke gekennzeichnete Tour erweist sich zu zwei Dritteln als Mountainbike- und Singletour. Es geht über losen groben Schotter und durch eine Art ausgewaschenes Flussbett. Die Gegend gefällt uns gut, es ist hügelig, grün, mit den schönsten Ausblicken.

An einer kleinen Kirche rasten wir in einer besonderen Athmosphäre auf den ins Freie gestellten Kirchenbänken zwischen Bronzestatuen und einem improvisierten Altar.

Die Weiterfahrt wird auch wegen des zunehmenden Windes sehr anstrengend.

Mit einem wunderbaren Sonnenuntergang können wir uns verabschieden von hier und fahren am nächsten Morgen weiter Richtung Süden.

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