Winterreise 2023

Vom kalten Deutschland durch die Schweiz und Frankreich nach Spanien

Ende Januar starten wir erneut gen Süden, die Reise soll nach Portugal gehen. Vom kalt-grauen Schmuddelwetter in die Sonne.

Auf dem Weg besuchen wir Verwandte und Freunde und statten, wie so oft, Firma Burow einen Besuch ab, die Elektronik im Oman funktioniert einmal mehr nicht richtig. Mit erneuertem Shunt fahren wir am Bodensee bei Freunden vorbei und schließlich am nächsten Tag durch die Schweiz. Die Kulisse ist grau, von Bergen sehen wir nichts, und rund 200 von den 350 Kilometern stehen wir – bis Bern – im Stau oder zumindest in zähfließendem Verkehr. Die Nordschweiz scheint – zumindest an einem Wochenende im Januar – ein einziges Verkehrschaos zu sein. Am Spätnachmittag des 28. Januar kommen wir im französischen Departement Auvergne-Rhone-Alpes an und übernachten auf einem im Winter kostenlosen Stellplatz am Ufer des Lac du Bourget.

Während der Weiterreise am nächsten Tag lugt die Sonne immer häufiger durch die Wolken, der Wind allerdings bläst kalt und kräftig. Bei besserem Wetter könnte man hier wunderbar Rad fahren, denn breite Radfahrbahnen sind abgetrennt von der Straße. Durch riesige Walnussplantagen fahren wir, machen einen Halt in St. Nazaire-en-Royans, um das Aquädukt über die Drome zu bestaunen, und fahren dann weiter bis nach Portiragnes nahe Beziers.

Am 30. Januar verfahren wir in Frankreich bis zur spanischen Grenze unsere letzten Tropfen Diesel. Der ist hier nämlich recht teuer, in Spanien dagegen mit etwa 1,70€ deutlich preiswerter. Zudem müssen wir auf den französischen Autobahnen insgesamt 78€ Maut bezahlen – doch das lohnt sich, wenn man nicht alle  zwei Kilometer an einem Kreisverkehr anhalten möchte.

Mit der Sicht auf die in der Sonne strahlende Bergkette der Pyrenäen kommt endlich das „Jetzt-sind-wir-im-Süden-Feeling“ auf.

Nach dem Volltanken geht es bis Begur nahe Girona weiter. Es ist früher Nachmittag, und so laufen wir vom Parkplatz den Berg zum hübschen Städtchen hinauf, dann wieder hinunter und noch einmal hinauf bis zum Castell. Von hier aus können wir auf einen Teil der Costa Brava hinunterschauen.

Der Parkplatz, auf dem Wohnmobile ohne Kosten über Nacht stehen dürfen, ist ruhig und leer, und so bleiben wir zwei Nächte und wagen am 31. Januar unsere erste Radtour in diesem Jahr – eine kurze Tour, die es mit 590 Höhenmetern allerdings in sich hat. Von Begur aus geht es an der Küste entlang, immer bergauf und wieder bergab, in Buchten und auf Aussichtspunkte.

Mein Bild von der Costa Brava war deutlich negativ vorbelastet, ändert sich aber nun. Zwar ist die Küste dicht bebaut, doch die Häuser schmiegen sich hier an die Hänge und passen sich in die Landschaft ein. Überall trennt dichter Pinienbewuchs die Siedlungen und Häuser voneinander, der Blick über Felshänge und Buchten ist wunderschön.

Wenige Kilometer weiter Richtung Barcelona sieht man an der Küste wieder Bettenburgen ohne Ende – schnell weiter! Auf dem Weg Richtung Valencia übernachten wir in einem dieser Touristenorte, die im Winter völlig leer stehen, direkt an der Küste vor den Hochhäusern ungestört auf einem Strandparkplatz. Am nächsten Tag geht es dann über die Autobahn bis vor Valencia und ab hier über die C35 in Richtung der nördlich gelegenen Berge. Wir wollen uns mit lieben Menschen, die wir im letzten Jahr unterwegs kennen gelernt haben, bei Sot de Chera in der Provinz Valencia treffen. Oberhalb von Sot de Chera finden wir einen schönen Platz mit Ausblick für zwei Tage und Nächte. Am Nachmittag und Abend freuen wir uns bei guten Gesprächen, Wein und leckerem Essen über das Wiedersehen.

Tags darauf radeln wir die fünf Kilometer, die über die Berge nach Sot de Chera hinaufführen, wieder hinab, um Chulilla zu erkunden.

Das Dorf Chulilla liegt am Hang eines hohen Vorgebirges auf einem Kalksteinplateau. Es wird überragt von den Mauern einer ehemaligen maurischen Burg und befindet sich an einer sehr beeindruckenden Schlucht, die der Fluss Turia geschaffen hat.

Chulilla

Wieder ein beeindruckendes Stückchen Spanien, einem Land, das uns immer wieder mit seinen abwechslungsreichen Berg- und Tallandschaften in seinen Bann zieht! Deswegen bleiben wir auch noch eine Nacht und wandern am 4. Februar durch die Turia- Schlucht, vom Charco Azul die Ruta de Los Calderones entlang.

Der Weg ist abwechslungsreich und nicht zuletzt wegen der den Fluss überquerenden Brücken und der zahlreichen Kletterer hoch über uns an den steilen Felswänden spannend.

Wir verabschieden uns von den Freunden am nächsten Morgen, um über Sot de Chera, Chera und Requena durch die Berge weiterzufahren. Eine abenteuerliche, wunderschöne Strecke! Über viele Kilometer geht es einspurig in Serpentinen durch die gebirgige Landschaft. Spanien ist das EU-Land mit der größten Fläche an Bergen – das wird uns sehr bewusst, als wir hindurchfahren. Und immer wieder verstecken sich Stauseen zwischen den Bergen.

Embalse de Buseo

Mandelbaumplantagen wechseln sich mit Olivenplantagen ab, ab Albacete geht es über gut ausgebaute, breite Straßen durch riesige Hochebenen Richtung Granada. Immer wieder ragen zwischen den kahlen Ebenen Gebirgszüge auf. In den flachen Regionen stehen kaum Bäume, von den ausgetrockneten Böden wirbelt der Sand und Staub hoch. An einer Tankstelle kaufen wir unterweg noch zwei Flaschen guten, preiswerten Wein – heute ist Sonntag, und wir haben vergessen einzukaufen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir unser heutiges Ziel: Die Wüste von Gorafe in der Provinz Granada. Sie wirkt auf uns, als ob wir auf einem anderen Planeten gelandet sind – ein einzigartiges zerklüftetes Relief. Es ist eine spektakuläre Landschaft, die von einem Flusstal durchschnitten wird. Es gibt ein Zentrum, in dem die Geschichte der Wüstenlandschaft dargestellt wird, und zudem einige Höhlenwohnungen zu besichtigen. Uns reicht vorerst die Fahrt über einige Kilometer Schotterpiste und der Spaziergang durch einen kleinen Teil dieser faszinierenden Landschaft.

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