Festungen und Strände

In Koroni verabschieden wir uns von Denise und Peter und fahren nur wenige Kilometer weiter westwärts, zunächst zum Bikeshop in Finikounda, dann weiter nach Methoni. Da Tom mit der Reparatur der Bremse seines Fahrrades zufrieden war, gibt er nun sein Rad dort ab, damit eine komplette Inspektion mit einigen weiteren Reparaturen gemacht werden kann. In Deutschland wartet man auf solch einen Termin für eine Wartung in einer Fachwerkstatt Monate – hier geht das problemlos am selben Tag und ist dazu auch noch deutlich preiswerter!

Parkplatz in Methoni

In Methoni stehen wir auf einem Parkplatz direkt an der Küste mit zwei weiteren Wohnmobilen. Nicht besonders schön, aber in der Nacht sehr ruhig. Leider regnet es nachmittags und auch in dieser Nacht stark und lange, aber am nächsten Tag können wir die sehr beeindruckende venezianische Festung besichtigen. Sie wurde erst nach langen Kämpfen von den Türken um 1500 eingenommen und war 300 Jahre lang in deren Hand. Die Festung liegt auf einer Landzunge mit scharf gezackten Klippen, die eine Einnahme vom Meer her unmöglich machten.

Von Land her betritt man die Festung über eine Steinbrücke aus vierzehn Bögen. Man muss mehrere Mauerringe und Tore durchschreiten, um ins Innere der mehrere hundert Meter langen Anlage zu kommen.

Wir lieben es, dass man beim Besuch von alten Burgen und Festungen im Süden Europas nicht durch Zäune, Absperrungen und Schilder vom Herumstöbern abgehalten wird. Man muss selbst darauf achten, nicht von Mauern oder in Löcher zu fallen und darf grundsätzlich nahezu überall herumlaufen.

Wir laufen bei unserem Besuch der Festung an der östlichen Mauer entlang und bis zum Bourtzi- Turm, der auf einer kleinen Felseninsel am Ende liegt und über eine Brücke erreichbar ist.

In den Turm kann man hineingehen, aber nicht mehr aufsteigen.

Interessant erscheint uns auch der Aufgang für Rolli- Fahrer sowie die Tafel mit Blindenschrift. Es sind die einzigen Maßnahmen für Gehandykapte, und bis zur brüchigen Rollstuhlrampe aus Hartfaserplatten führt auf beiden Seiten ein steiniger, nur für Fußgänger mit festen Schuhen begehbarer Weg.

Auf dem Weg von Bourtzi zurück in die Festung erstrahlt deren Südseite kurz im Sonnenschein.

Das spektakuläre Meerestor der Festung Methoni

Beim Herumstöbern innerhalb der inneren Festungsmauern müssen wir aufpassen, nicht in eines der Löcher zu fallen, die zu einem mehr oder weniger unterirdischen Gang führen, und davon gibt es viele! Das hohe nasse Gras verdeckt diese Löcher gut. Auch auf die umgebenden Festungsmauern zu klettern ist kein Problem!

Überblick über die Festung Methoni

Die Funktion des Gebäudes im rechten Bild oben hat sich mir auch nach Recherche nicht erschlossen. Eine Moschee? Aber warum dann die Löcher in den Kuppeln? Ein türkisches Bad? Vielleicht weißt du es und schreibst es mir in einem Kommentar.

Nachmittags können wir das reparierte, gesäuberte und wieder voll funktionsfähige Fahrrad in Finikounda abholen und danach einen Spaziergang in einer Badebucht vor Methoni machen, bevor wir unser erstes Abendessen seit Wochen außerhalb des Wohnmobils in einer Taverna in der kleinen Stadt einnehmen.

Vorspeisenplatte

Es gibt viele unterschiedliche Vorspeisen, und schon vor dem Hauptgang sind wir stopfsatt.

Auf dem Weg nach Pylos kommen wir am Aquädukt von Pylos vorbei, hier ist ein Teil der 1696 von den Osmanen erbauten Wasserleitung noch gut erhalten. Bis 1907 wurde sie noch genutzt. Wir laufen unten durch und bekommen nasse Füße im hohen Gras.

Kaum fahren wir in Pylos ein, kommt uns ein Oman entgegen. Wie schön! Wir treffen uns am Hafen und gehen mit Thomas und Dagmar etwas essen und einen Kaffee trinken, tauschen Infos und Erfahrungen aus. So ein interessantes unerwartetes Treffen!

Die Stadt Pylos selber hat nicht viel für uns zu bieten. Der Hafen, in dem wir stehen, ist kaum belebt, die Festungsanlage macht gerade zu, als ich um 15 Uhr ankomme, um sie zu besichtigen, und der Vodaphone- Shop macht erst um 18 Uhr auf. Bis zum nächsten Regenschauer gehe ich die steilen Treppen hinauf und wieder herunter.

In der Nacht regnet es viel und stark, und auch morgens fällt noch Regen. Somit hole ich mir nur beim nun geöffneten Telefonshop eine neue SIM- Karte, die Festung bleibt unbesichtigt. Komische Öffnungszeiten sind das hier in Griechenland: Sonntagmorgens um 8 Uhr öffnet man ein Museum, um um 15 Uhr wieder zu schließen. Geschäfte öffnen ebenso früh, schließen aber schon um 14 Uhr, um gegen Abend wieder zu öffnen. Keine Zeiten für uns, da wir morgens lange herumklüngeln und abends beim Dunkelwerden im Camper sind, aber im Sommer wohl sinnvoll.

22. Januar

Wir fahren weiter bis zu der Landzunge, die die Gialova Lagune von der Bucht von Navarino trennt. Die Nordseite der Bucht mit dieser Landzunge ist als Golden Beach bekannt und unter Campern im Winterhalbjahr ein Freistehparadies. Wir freuen uns, dass außer uns nur wenige Wohnmobile, oft ausgebaute LKWs, gut verteilt am Strand zwischen den Büschen stehen – man sieht sich kaum. Biene fällt da schon ein bisschen auf, knallig gelb wie sie ist.

Es ist kaum 10 Grad morgens früh, und dazu fegt ein recht strenger Wind über die Lagune, für mich zu kalt zum Radfahren. Also mache ich eine Wanderung von diesem sehr schönen Stellplatz aus um die Gialova Lagune herum. Die Lagune ist ein Vogelparadies und für Zugvögel der südlichste Zwischenstopp auf dem Balkan. Man kann dort Seidenreiher und Flamingos beobachten, ich hatte das Glück, beide Arten zu sehen.

Flamingos

Wenn man die Lagune zu zwei Dritteln entgegen dem Uhrzeigersinn umrundet hat, gelangt man zur berühmten Ochsenbauchbucht – manche bezeichnen sie als die schönste Bucht des Peloponnes. Durch eine Meeresenge drängen heute hohe Wellen herein in die Bucht, die Gischt spritzt.

Die ganze eindrucksvolle Schönheit der Bucht zeigt sich erst, als ich den ziemlich beschwerlichen Kletterpfad zum Paleo Kastro hinaufklettere. Auch die weiteren Ausblicke sind spektakulär.

Ochsenbauchbucht
Küste Richtung Norden

Bevor ich oben an der alten Festung ankomme, liegt auf dem Weg die Nestor- Höhle, in deren Dunkelheit ich mich allerdings nur ein paar Meter hineinwage. Der Mythologie nach soll der sagenhafte Herrscher von Pylos, König Nestor, hier seine Rinder gehalten haben. Es tröpfelt von der Decke und den Wänden, innen fällt etwas Licht aus einem Loch hoch oben in der Decke. Immerhin 12m hoch und 20m tief soll die Höhle sein, die bereits in mykenischer Zeit bewohnt war.

Nach einiger Kraxelei gelange ich sozusagen vom rückwärtigen Eingang – einer niedrigeren Mauer – an die Festungsanlage Paleo Kastro und klettere hinüber.

Auf der bergigen Landspitze des Kap Koryphasion, welches nur durch eine Meerenge von der Insel Sphaktiria getrennt ist, liegen die Reste der Festungsanlage, die überwiegend aus venezianischer Zeit stammen. Die Venezier bauten, wie auch bei den anderen Festungen, auf den Mauern früherer Festungen auf.

Im Festungsring, der immerhin 20.000qm umschließt, suche ich mir einen Weg durch die dichte Vegetation und die vielen herumliegenden Mauersteine. Wie viel von der Burganlage noch vorhanden ist, konnte man von unten nicht erkennen!

Schließlich geht es auf einfachem und flacherem Weg wieder hinab zum Golden Beach und zu Biene.

Am Morgen des 23. Januar wachen wir bei der ersten Morgensonne und strahlend blauem Himmel auf – allerdings ist es gerade mal 3 Grad.

Ob der Golden Beach deswegen seinen Namen hat?

So wird das mit dem Radfahren nichts – ich laufe noch einmal zur Ochsenbauchbucht, heute auf einem kürzeren Weg durch die Dünen. Anschließend wird in der Sonne am Strand gechillt, bis es zu kalt wird.

Am nächsten Tag verabschieden wir uns von diesem schönen Ort und fahren knapp 60 Kilometer nach Norden. Hier übernachten wir am Elia Beach, einem weiteren Camperparadies. Hier gibt es unglaublich viel Platz mit Sand- Grünflächen hinter den Dünen. Der Strand erstreckt sich kilometerlang zwischen Kyparissia und Pyrgos. Wir laufen allerdings nur kurz zum Strand, da es – unglaublich!- zu schneien beginnt. Gut, dass Bienes Heizung es schnell wieder gemütlich macht!

Wir beschließen, da das Strandleben für uns nicht interessant ist und es weiterhin für Radtouren zu kalt sein wird, dass wir die nächsten Sonnentage nutzen, um in die Berge zu fahren.

Platz am Elia- Beach

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