Durch Nebelwände fahren wir über die kaum befahrene A-4050 eine wunderschöne Bergstrecke von Granada bis nach Almunecar an die Küste. Leider sieht man von der Landschaft nicht viel, wolkenverhangen sind nach der Nacht auf einem einsamen Platz die umliegenden Berge und Schluchten der Sierra Almijara.
In der Nähe der Stadt Almunécar suchen wir einen Stellplatz auf, denn an der Küste ist das Freistehen verboten. Viele Camper wagen es trotzdem – allerdings sehen wir auch die Guardia Civil, die diese wegschickt. Die Küstengegend gefällt mir nicht besonders gut, alles ist sehr dicht besiedelt und die Strandstraße mit hässlichen Hotels früherer Jahrgänge und Hochhäusern verschandelt.
Die Wolkendecke lichtet sich langsam, sodass es wärmer wird und wir von hier aus eine erste Radtour wagen. Sie führt uns nach Salobrena, einem Städtchen auf einem Felsen etwas weiter östlich. Wir müssen über die befahrene Küstenstraße radeln, da es keine kleinen Verbindungssträßchen gibt. Glücklicherweise sind die spanischen Autofahrer*innen sehr rücksichtsvoll und halten immer genügend Abstand.
Durch schmale Gassen geht es sehr, sehr steil zur restaurierten maurischen Burg am Felsvorsprung hinauf, bevor wir auf demselben Weg zurück radeln.
8. Dezember
Nach einem nächtlichen Regen kommt die Sonne hervor, und wir machen noch eine zweite Radtour von diesem Stellplatz aus, diesmal nach Westen bis La Herradura. Zuerst radeln wir durch den sehr dicht bebauten Ort Almunécar am Strand entlang, dann steil hinauf auf kleinen Straßen über die Punta de la Mona, wieder hinab und hinauf über La Herradura bis über die Landspitze Cerro Gordo, wo wir den Mirador besuchen und eine Kaffeepause einlegen. Über die hier wenig befahrene Nationalstraße N340 fahren wir nach Almunécar zurück.
9. bis 12. Dezember
Nur etwa 60 Kilometer weiter die Küste hinab nach Westen bleiben wir auf einem netten, preiswerten Campingplatz in Torrox-Costa. Auch hier ist es sehr dicht besiedelt (auf dem Campingplatz und an der Küste), und die schmalen Strände sind grau gekiest. Sie wirken nicht einladend. Doch wir wollen von hier aus in die Berge radeln und hoffen dort auf weniger Verkehr und eine weniger dichte Bebauung.
Über die Autobahn hinweg radeln wir durch die hübsche Stadt Torrox, deren Sträßchen mit originellem „Weihnachtsschmuck“ verziert sind.
Avocado- Land wird die Gegend hier auch genannt, und kurz hinter Torrox tun sich Avocado-Plantagen auf, soweit das Tal reicht. Leider sind die Früchte noch nicht reif, und so bleibt es beim Schauen…
Die Täler, die sich unter uns ausbreiten, sind von Sandwegen durchzogen, weiße Fincas und kleinere Gebäude schauen aus dem Grün-Braun hervor. Bald sehen wir Frigiliana, eine weiß leuchtende Stadt am Berghang, vor uns auftauchen. Von hier geht es wieder hinab bis nach Nerja an die Küste. In Nerja schauen wir vom Balcón de Europa auf die Küste hinunter, bevor wir zurück radeln.
Anderntags fahren wir mit den Fahrrädern noch eine weitere kurvenreiche Bergstrecke, diesmal nach Compéta. Freundliche spanische Autofahrer*innen halten weiten Abstand und sorgen für eine angstfreie Fahrt. Auch an diesen Hängen begleiten uns Avocado- Plantagen, soweit wir sehen können. Viele weiße Häuschen, Farmen und Ferienhäuser, liegen in den Bergen und auf den Hügeln ringsum. Jedes Haus, jede Siedlung hat einen etwas höher gelegenen meist runden Wasserspeicher. Wir fragen uns, ob darin noch Wasser ist, denn die Bäche sind allesamt trocken.
Compéta ist ein großer, geschäftiger Ort, der, wie alle Orte hier, an einen Berghang gebaut ist. Mit Blick aufs Meer radeln wir zurück, bergab, an Sayalonga mit seinem interessanten Friedhof vorbei bis zur Küste.
Am Meer angekommen, sind die tief über dem Wasser und der Strandstraße liegenden Wolken so dicht, dass die Nässe schnell die Jacken durchweicht. Rasch nach Hause zur Biene!
12. Dezember
In weitem Bogen fahren wir um Malaga und Marbella herum bis nach Gibraltar. Im Yachthafen von La Linea de la Conceptión gibt es einen wunderbar gelegenen, ruhigen Stellplatz, auf dem wir zwei Nächte bleiben – zwischen schönen Booten und dem Felsen von Gibraltar.
13. Dezember
Gegen Mittag überqueren wir mit den Fahrrädern die Grenze nach Gibraltar. Nach der Passkontrolle – mit Personalausweis ist da nichts zu machen – kommen wir ins britische Hoheitsgebiet und dürfen das Flugfeld zügig überqueren, bevor der nächste Flieger startet und die Start- und Landebahn für Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und Autoverkehr gesperrt wird.
Der Verkehr ist katastrophal dicht, die Verkehrsführung völlig undurchsichtig, und ein Radweg endet im Nichts – naja, wir sind sowieso die einzigen Radfahrer*innen. Irgendwie schaffen wir es, über gefühlte 20 Kreisverkehre zu kommen und den Weg auf den Felsen zu finden. Im Windungen führt die Straße hinauf, immer wieder bieten sich Ausblicke auf die Bucht mit Algeciras auf der gegenüber liegenden Seite und auf die Meerenge von Gibraltar mit Afrika – zuerst in der Ferne, schließlich bei besserer Sicht ganz nah.
Natürlich dürfen hier auch die Affenfotos nicht fehlen – zutraulich, aber nicht aufdringlich oder frech haben sie extra für uns posiert.
Leider kommen wir mit den Fahrrädern nicht bis ganz oben, dazu müssten wir sie stehen lassen und laufen. Da hier angeblich viel gestohlen wird, begnügen wir uns mit dem Erlebten.
Wieder unten schlendern wir durch die Main Street und schauen uns die britischen „Markenzeichen“, die teils schönen Geschäfts- und Herrschaftshäuser und den Vorweihnachtstrubel an und radeln schließlich noch um die Halbinsel herum. Vom südlichsten Punkt Gibraltars aus wirkt Marokko ganz nah.
Noch eine Nacht verbringen wir am Hafen, am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Algeciras zum berühmten Carlos, der in Büchern und Gruppen als Spezialist für Fährkarten nach Marokko empfohlen wird. Unkompliziert und schnell erwerben wir Tickets für Camper und 2 Personen nach Ceuta, der spanischen Exklave. 230€ für die Hinfahrt und die offene Rückfahrt erscheint uns günstig.
Schnell noch zwei Kanister Wasser, etwas Wein und Brot gekauft, und schon stehen wir in der kurzen Autoschlange für die Fähre.
Auf geht´s nach Marokko!