Über Lothringen und das Saarland zurück nach Hause

28. September

Genug Elsass erkundet – die Fahrt geht weiter in Richtung Nordosten, durch die Ausläufer der Vogesen bis in die große Seen- Landschaft östlich von Saarbourg. Am Petit Étang, Ableger des Grand Ruisseau, finden wir einen sehr ruhig gelegenen Campingplatz in Gondrexange. Auf dem Platz haben sehr viele Dauercamper ihre Wohnwagen platziert, doch am hinteren Ende der Wiese stehen ein paar Wohnmobile, und hier, in unmittelbarer Seenähe, lassen wir uns für drei Nächte nieder.

Die Sonne scheint auch Ende September immer noch und beschert uns tagsüber milde Temperaturen. Nur morgens in der Frühe vermissen wir die Heizung ein wenig, denn die Nächte sind schon empfindlich kühl.

Behelfs- Heizung am Morgen

In dem kleinen Ort Gondrexange finden wir einen Bäcker, der die besten Baguettes Frankreichs backt und in seinem Laden zudem noch Wein und viele süße Leckereien verkauft. Mit den knusprigen Broten geht es an den nächsten Tagen auf Tour, zuerst nach Osten in die hügeligere Landschaft der Vogesen, wobei wir zu Beginn und am Ende der Route immer wieder auf den Kanal Sarre-au-Rhin treffen.

Unterwegs entdecken wir die Grotte Saint-Leon, oberhalb von Walscheid im Wald gelegen und mit 32 Metern die tiefste natürliche Grotte der Vogesen.

Am zweiten Tag unseres Aufenthalts radeln wir durch die beeindruckende Seen- und Kanallandschaft. Der Grand Ruisseau sowie der Étang des la blanche Chaussée werden immer wieder vom Canal de la Marne au Rhin und vom Canal des Houillières de la Sarre überquert oder begleitet. Manchmal sieht man drei Gewässer nebeneinander, und der Kanal überquert dabei die anderen beiden Gewässer.

Die mit 15,70 riesig hohe Schleuse von Réchicourt im Canal de la Marne au Rhin ersetzt seit 1964 sechs Schleusen, die es hier auf 2,4 Kilometer gab. Hierdurch wurde ein Zeitgewinn von über zwei Stunden erzielt. Wir schauen eine Weile gespannt zu.

Zu Abschluss dieser tollen Tour kommt schließlich die besondere Herausforderung: Die Fahrräder tragend und schiebend müssen die besonders steile Treppe und die Brücke über den Kanal, der zwischen den Seen dahinfließt, gemeistert werden.

1. Oktober

Wir machen uns auf in Richtung Luxemburg. Einen Stopp legen wir zwischen Mettlach und Merzig ein. Da der kostenlose Stellplatz am Wolfspark liegt, spazieren wir am Nachmittag noch durch diesen Park und bekommen einige Wölfe aus verschiedenen Regionen der Erde zu Gesicht. Einer der Mitarbeiter geht in ein Gehege und zeigt, wie „harmlos“ diese Tiere sein können – eine mit Skepsis zu betrachtende Vorführung.

Nachts heulen uns die Wölfe in den Schlaf.

Von diesem Platz aus machen wir am nächsten Tag eine Radtour, um die uns völlig unbekannte Gegend zu erkunden. Schon auf den ersten Kilometern stellen wir fest: Voller Autos ist es hier, Radwege (und Radfahrer*innen) gibt es kaum. Über stark befahrene Straßen quälen wir uns vom Wolfspark nach Mettlach zur Saar. Am Fluss entlang geht es bis Serrig. Der Saar-Radweg ist enttäuschend unattraktiv: Schlechte Beläge wie Schotter und Kies wechseln mit durch Baumwurzeln zerstörte Asphaltbeläge, Steinschlaggefahr, Schilder, die Radler*innen zum Absteigen auffordern, und von der gegenüber liegenden Flussseite herüber schallender Lärm durch Industrie und Verkehr.

Nach 24 Kilometern verlassen wir den Weg und fahren bergauf bis nach Orscholz, von wo es einen Fuß- und Radweg zum Baumwipfelpfad und zum bekannten Saarschleifen-Blick gibt.

Hier drängen sich die Touristen, und nach einem Blick hinunter auf die Saarschleife radeln wir wieder bergab. Im Gegensatz zum Aussichtspunkt hoch über dem Fluss ist es an der Saarschleife unten im Tal still. Keine Straße, nur der Radweg führt hier entlang, und über einige Kilometer genießen wir die Ruhe, bevor wir an der großen Staustufe und wieder in Mettlach ankommen und Hektik und Lärm uns einholen.

Nach dieser Tour steht für uns fest: Nie mehr im Saarland Rad fahren!

Leider müssen unsere Reisefreunde aus Luxemburg unseren Besuch bei ihnen kurzfristig absagen, da sie erkrankt sind. Aus diesem Grund fahren wir am 4. Oktober nach Remseck, wo diese Reise (fast) begonnen hat. Wir laden mein neues und mein altes, kaputtes Fahrrad auf den Fahrradträger, und während ich mit Biene so in die Nähe des Fahrradladens nach Affalterbach auf einen sehr schön gelegenen Platz fahre, radelt Tom hinterher.

Da der Fahrradladen in Backnang, wo ich das neue Rad zur Erstinspektion noch einmal abladen möchte, erst am Donnerstag wieder öffnet, spaziere ich an diesem Mittwoch erst nach Affalterbach und auf den Lemberg, später durch Backnang. An diesen beiden Tagen radelt Tom zu unserem nächsten Treffpunkt am Main. Am Donnerstagnachmittag treffen wir beide  in Kleinwallstadt, kurz vor Aschaffenburg, ein.

Schön hatten wir uns die Rückfahrt vorgestellt: Am Edersee wollten wir uns wieder treffen und hier noch einmal gemeinsam unsere Runden drehen, bevor das Regenwetter einsetzt und wir endgültig das Zuhause ansteuern. Doch schon nach wenigen Kilometern meldet Tom, der Rahmen seines Rades sei gebrochen – und so hat diese Reise ein abruptes Ende.

In Aschaffenburg hole ich ihn ab, und mit dem dritten Fahrrad im Wohnraum reisen wir in wenigen Stunden nach Hause.

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