Von Guadalest durch den Süden Spaniens bis zur portugiesischen Grenze

Alcoi liegt im Hinterland der Costa Blanca auf einer Höhe von 560m. Dass es in dieser Höhe merklich kühler ist, sehen wir schon an der von Reif überzogenen Wiese am Morgen. Die Fahrradtour etwas später am Vormittag führt uns rund um den Naturpark Del Carrascar de la Font Roja. Auf rund 1000m Höhe strampeln wir hinauf, bevor die Straße nach Ibi wieder hinunterführt.

Auf den letzten 9 Kilometern führt die Strecke über die Via Verda d´Alcoi – leider nur eine kurze Strecke. Ein meist geschotterter oder geteerter Bahntrassenweg ist das, und zehn Tunnel sind auf diesen neun Kilometern zu durchfahren. Die beiden längsten sind etwa einen Kilometer lang und stockdunkel, da die Beleuchtung an der Tunneldecke nicht funktioniert, und zudem eiskalt.

18. Dezember

Wir verlassen Alcoi noch am Nachmittag Richtung Elx. Durch schöne Gebirgslandschaften fahren wir hinab in eine weite, extrem staubig-trockene und flache Industrielandschaft im Norden von Elx und landen schließlich auf einem privaten Stellplatz in der Einflugschneise des Flughafens Alicante. Die Betreiber machen Werbung mit „Ruhe“ und „schönen Radtouren“ in die Umgebung. Wir testen letzteres und sind entsetzt. Ein ungepflegter Radweg führt an einer stark befahrenen Hauptstraße über viele Kilometer durch Industriegebiete bis Aspe, und auch nach 15 Kilometern bleibt die Landschaft langweilig und steinig-staubig.

An der Wallfahrtskirche Santuari de Santa Maria Magdalena bei Novelda, einer äußerlich interessant wirkenden und ein wenig an die Architektur Gaudís erinnernde Kirche aus dem 19. Jahrhundert  kehren wir um und radeln schließlich auf einem weniger ausgebauten, geschotterten, dafür aber ruhigerem Weg bis Elx. Der riesige Palmengarten und die architektonischen Highlights der Altstadt versöhnen uns ein wenig mit dieser ansonsten öden Radtour.

Torrevieja und der sogenannte „Pink Lake“ , den wir am nächsten Tag ansteuern, sind wohl Ziele, die wir sicher nicht noch ein zweites Mal anfahren werden: sehr verkehrsreich, vollgebaut, laut, flach, müllübersät, schmutzig, staubig, und der See weist keinesfalls irgendeine ins Rosa gehende Färbung auf. Schnell weg hier – bei dem Stau gar nicht so einfach!

Über die Autobahn geht es zügig zum Mar Menor und Richtung Cartagena.

19. Dezember

Zwei Nächte verbringen wir an einem ruhigen Standort am Mar Menor, einer riesigen Salzwasserlagune mit deutlich mehr Salzgehalt als das Mittelmeer. Im kleinen Ort Mar de Cristal gibt es zu dieser Jahreszeit kaum Touristen, umso besser können wir hier mit Biene parken und nächtigen.

Eine Radtour führt uns über die Nehrung „La Manga“, die das Mittelmeer vom Mar Menor trennt. Über 18 Kilometer ist die Nehrung lang, an den meisten Stellen allerdings nur 100m breit. Hohe Hotelbauten säumen die von Anfang bis Ende breit ausgebaute Straße – mit Radweg! – viel mehr als dies und ein Streifen Strand passt hier auch nicht hin. Momentan gibt es auch auf La Manga kaum Touristen, die Bauten stehen leer und warten auf den nächsten Ansturm im Frühsommer.

21. Dezember

Cartagena liegt nur etwa 30 Kilometer entfernt von La Manga. Hier verbringen wir einen interessanten Tag und erfreuen uns an der lebhaften, freundlich-bunten Studierendenstadt- Atmosphäre. Wir sind beeindruckt von der riesigen Festungsmauer Muralla del Mar aus dem 18. Jahrhundert,  die den (ehemaligen) Militärstützpunkt vom Hafen abriegelt. Auch heute ist die Stadt bedeutender Handelshafen und die größte Marinebasis am Mittelmeer. Doch auch der Yachthafen ist groß und interessant.

Durch einen Eingang in der Mauer gelangen wir durch einen interessanten Aufgang nach oben. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf den Yachthafen.

Aufgang zur Stadt

Wir schlendern durch die weihnachtlich geschmückten Einkaufsstraßen, in denen viele alte repräsentative Bauten stehen. Wir essen Empanadas und bestaunen die einzigartigen Gummibäume, die auf den Plätzen der Stadt zu sehen sind.

Die Architektur, mit welcher Häuser mit klassizistischen und Jugendstil- Elementen in Neubauten eingebunden wurden, ist sehr interessant.

Zudem gibt es ein römisches Theater aus dem 1. Jahrhundert nach Chr. und einen Hügel mit dem Castillo de la Conception, der aber heute leider nicht zugänglich ist. Etliche römische Ausgrabungen könnte man noch im Museum ansehen, doch danach steht uns der Sinn nicht.

Gegen Abend verlassen wir Cartagena gen Westen und finden einen einsamen Platz an der Costa Calida in einer der vielen, über holprige Lehm- und Sandpisten erreichbaren Buchten. Absolut ruhig ist es hier, nur das Wellenrauschen hört man, vereinzelte Möwenschreie, und in dem Canarischen Lavendel summen vereinzelt ein paar Bienen.

22. Dezember

Anderntags wandere ich auf dem Sendero del Mediterranéo zur Cala Horta und zurück. Einige Kilometer geht es über einen teils einfach begehbaren Wanderweg, teils über einen felsigen Bergpfad an der Küste entlang. Einzelne kleine Buchten erschließen sich nur mühsam, der Blick schweift über die weite felsige Küste und verliert sich im Blau von Meer und Himmel. Der schmale Pfad hinunter in die Cala Horta ist grün und feucht, Gras und Klee wachsen, und an den Büschen duften gelbe und lila Blüten und Zitronenmelisse.

Nach zwei Tagen verlassen wir den Platz, um in die Tabernas-Wüste zu fahren. Sie gilt als eine der trockensten Gegenden Europas. Während in Reiseberichten die Fahrt durch die Wüstenlandschaft als aufregend und abenteuerlich beschrieben wird, kommen wir gar nicht erst hinein. Jede Zufahrt ist mit einem Gatter oder Zaun versperrt,  die einzige geöffnete Zufahrt ist diejenige zum „Fort Bravo“, wo wir gleich 24€ für eine Westernshow, die wir nicht sehen wollen, zahlen sollen. Zahlreiche Western sind hier gedreht worden, so auch „Spiel mir das Lied vom Tod“, doch die Gebäude sind recht verfallen und nicht attraktiv.

Kilometerlang umfahren das Gebiet weiträumig und folgen der schmalen Straße, von der diverse Zufahrten in das Wüstengelände abzweigen – ohne dass wir hinein gelangen können, weil jede versperrt ist. Es sieht allerdings sehr staubig und trocken, grau-beige und steinig und damit längst nicht so interessant aus wie die Landschaften der Gorafe-Wüste, wo wir im Februar 2023 waren. So reisen wir nur wenig enttäuscht weiter Richtung Guadix und schließlich nach Loja, wo wir den Heiligabend verbringen.

Loja ist eine mittelgroße Stadt auf dem Weg von Granada nach Sevilla mit einem kostenlosen Stellplatz für Wohnmobile im Tal. Die Stadtteile ziehen sich die umgebenden Bergrücken hinauf. Nachmittags spazieren wir in die Altstadt, deren unscheinbare Alcazaba  oben auf dem Hügel nicht zugänglich ist. Von hier aus bieten sich Ausblicke auf das Tal bis hin zu den leicht mit Schnee bedeckten Gipfeln der Sierra Nevada.

Die Spanier feiern zumindest hier den Heiligabend ausgiebig auf der Straße, vor den Restaurants sitzen Menschen, essen und trinken und singen zu wenig weihnachtlicher spanischer Disco-Musik. Schon nachmittags klingen die Klänge zu uns herüber, werden zunehmend lauter und schallen durch das Tal. Nach einer durchwachten Nacht machen wir uns auf die letzte Etappe nach Portugal auf.

Nach Spanien und Portugal im Winter 2024/25

Die ersten Stationen in Spanien

4.-7. Dezember

Endlich fahren wir wieder nach Süden! Das heißt: Zunächst geht es über Trier nach Luxemburg und am 6. Dezember dann bis kurz hinter Lyon. Wir durchfahren Frankreich sehr zügig, da der Wetterdienst für den nächsten Tag Schneefälle in der Nordhälfte Frankreichs und in den Bergen westlich und östlich der Rhone meldet. Da wir die Mautstrecken für das schnelle Weiterkommen nutzen, kostet uns die Fahrt 130€ Maut.

Am 7. Dezember überqueren wir die Grenze zu Spanien in einem wilden Wetter-Mix: Es stürmt aus Westen, die Sonne scheint und es regnet zeitweilig stark. Entsprechend bietet der Himmel ein einzigartiges Farbspiel.

Eine ruhige und wenig besuchte Übernachtungsstelle finden wir an der Mündung des Rio Fluvia an einem abseits und sehr schön gelegenen Naturhafen. Beim abendlichen Spaziergang können wir das intensive Leuchten des Himmels beim Sonnenuntergang einfangen.

Der Sturm heult nachts um Biene, doch nachdem wir ein wenig umgeparkt haben, schütteln uns die Böen nur noch mäßig durch.

8./9. Dezember

Nach den zahlreichen Stunden am Steuer legen wir einen Ruhetag ein. Immer noch herrscht sehr viel Wind, zudem sind die Temperaturen nicht „spanisch“, doch das hält uns nicht davon ab, einen längeren Spaziergang im Delta des Rio Fluvia zu machen.

9. Dezember

Noch vor Tarragona biegen wir von der Autobahn ab und fahren über Reus nach Miravet, einem hübschen kleinen (Alt)städtchen am Fuße eines Bergmassivs und am Ebro gelegen. Der Fluss fließt hier mit hoher Geschwindigkeit, obwohl er noch etwa 70km bis zum Delta zurück legen muss, und bildet eine natürliche Stadtgrenze. Ein vor der Stadt gelegener großer kostenloser Parkplatz ist für Wohnmobile ausgewiesen, außer uns stehen noch 4 andere Camper hier.

Miravet am Ebro

Vor Sonnenuntergang laufen wir den gewundenen steilen Weg hoch zum Castel, das über der Altstadt thront. Die Sonne taucht den Fluss, das Castel, die Landschaft und die Altstadt in goldenes Licht.

Alte Kirche Miravet

10. Dezember

Tom wagt sich den kühlen Temperaturen zum Trotz (10 Grad um 12 Uhr mittags)  aufs Fahrrad, ich laufe lieber einen Wanderweg am Ebro entlang, bis der Weg abbiegt zum Coll de la Covalta. Immer schmaler wird der Pfad und ist schließlich nur noch zu erraten. Es geht immer steiler hinauf, über Felsen und Geröll, nur der mehr oder weniger spärliche Bewuchs aus Rosmarin, Lavendel und vielen stacheligen Sträuchern gibt den Wanderschuhen einen gewissen Halt. Die Aussicht ist traumhaft, doch ich muss schließlich vor einer mehrere Meter hohen Felswand kapitulieren und umkehren – eine schwierige Kletterpartie.

fast auf dem Gipfel

Nachdem ich den Abstieg mit Mühe geschafft habe, nehme ich den Weg zurück über das Castel, das heute für Besucher*innen geöffnet ist. Natürlich muss ich da noch hinein!

auf dem Castel de Miravet

Mit ein wenig Hoffnung auf wärmeres Wetter fahren wir wieder ans Meer. Nach einem Spaziergang bei immer noch sehr kühlem Wind übernachten wir auf einem riesigen Platz in L´Arenal und fahren am Morgen des 12. Dezember 200 Kilometer südwärts bis kurz hinter Denia, wo die Costa Blanca beginnt.

Auf einem Parkplatz in Les Rotes finden wir ein schönes, ruhiges und küstennahes Plätzchen für unsere Biene. Wohnmobile dürfen auf dem Parkplatz übernachten, außer uns stehen hier noch zwei andere Camper, ansonsten ist es leer.

Cala Les Rotes

Am Nachmittag mache ich eine Wanderung an der Cala Les Rotes entlang zur Cova Tallada – mit herrlichen Ausblicken und steilen Auf- und Abstiegen. 200m vor der Höhle muss ich allerdings umdrehen, da die Felsen aufgrund des nächtlichen Regens zu rutschig sind und der Weg deswegen zu gefährlich wird – schade!

Stattdessen besuche ich auf dem Rückweg den Torre del Gerro.

Wir bleiben zwei weitere Tage au dem ruhigen Parkplatz bei Denia und machen Radtouren, über den küstennahen Berg zum Cap de Sant Antoni mit Blick auf Xàbia und um den beeindruckenden Felsklotz Montgó herum zurück. Anderntags geht es nach Ondara und zurück nach Denia über den halb ausgebauten Bahntrassenradweg.

Der gesamte Küstenabschnitt ist, wie so oft, auch hier extrem dicht besiedelt, sodass die Wege immer an Häusern vorbei, durch Städte oder Industriegebiete und nur selten durch natürliche Landschaften führen. Zu viele Straßen, zu viele Autos, zu viele Menschen…

Gegen Abend des 14. Dezember verlassen wir die Küste in Richtung Berge.

Guadalest gilt als eines der „schönsten Dörfer Spaniens“ – davon gibt es allerdings etliche. Die Straße führt immer höher hinauf durch die Berge. Links und rechts in den Tälern sind riesige, mit hohen Netzen bespannte Flächen zu sehen, unter denen Japanische Wollmispeln angebaut werden. Den Likör, der aus den Früchten gewonnen wird, probieren wir später und finden ihn köstlich.

Gegen Abend parken wir auf dem großen Parkplatz unterhalb der Burg, auf dem Camper für 6€ übernachten dürfen. Es ist ruhig und recht idyllisch, und außer unserer Biene stehen nur drei andere Wohnmobile hier.

Anderntags laufe ich durch den kleinen Ort, dann hinter der Burg den Berg steil abwärts und gelange zum Embalse de Guadalest. 15% Wasser beinhaltet der See noch, die Wasserarmut in Andalusien zeigt sich deutlich. Hier und da ragen die Mauern ehemaliger Wohngebäude aus dem Wasser, die Ufer setzen sich hellbraun, fast weiß, vom türkisfarbenen See ab.

Am Ende des Sees liegt das interessant in die Landschaft eingepasste Vivood Landscape Hotel. Weiter bergauf sieht man von Weitem den Ort Benimantell und auf der anderen Seite wieder das Castel de Guadalest.

Am Nachmittag besichtigen wir die Burg, deren Ursprung bereits im 11. Jahrhundert liegt. Von den maurischen Resten ist nur noch die Turmruine erhalten. Der Ort innerhalb der Burgmauern beherbergt eine Kirche, ein Museum, das Rathaus, einen mit Platanen bestandenen Platz und viele Andenken- und Geschenkeläden.

Die Aussicht von der oberen Burg ist berauschend – in die Berge, bis zum Meer und auf den Stausee fällt der Blick.