Von der Algarve ins Alentejo bis zum Alqueva- Stausee

Von Salema aus machen wir einen eintägigen Abstecher nach Alvor, einem der malerischsten kleinen Ferienorte an der Algarve. Hier treffen wir uns mit Freunden, gehen in einem der zahlreichen ansprechenden Restaurants essen, schlendern durch das auch jetzt im Januar belebte Hafenstädtchen mit den weiß getünchten traditionellen Häusern und an der „Strandpromenade“ entlang. Über kilometerlange Holzstege, die Passadicos de Alvor, kann man durch die Dünenlandschaft des Naturreservats Ria da Alvor gehen.

Am weitläufigen Sandstrand laufen wir zwei Kilometer nach Osten bis zu den herrlichen Felsformationen der Praia dos Tres Irmaos.

Auf dem großen kostenlosen (Camper-) Parkplatz in Alvor ist es ziemlich voll.

Die Salinenlandschaft am Ria da Alvor lädt zu einem Mittagsspaziergang ein, bevor wir in Richtung der Serra de Monchique und nach Alferce weiterfahren. Hier treffen wir auf einen weiteren Holzsteg – die Portugiesen lieben diese Holzbauwerke, und es werden immer mehr.

Vom Stellplatz in Alferce aus führt ein Wanderweg in den Barranco do Demo. Über den langen und mit 500 Stufen etwas schweißtreibenden Holzsteg geht es hinab, unten über eine Hängebrücke und ein kleines Bächlein und auf der anderen Seite der Schlucht wieder hinauf. Schön ist es hier, grün, abwechslungsreich und sehr hügelig. Im Winter 2018/19 waren wir schon einmal hier, damals war alles schwarz und verbrannt von den großen Waldbränden im Sommer/Herbst 2017 und 2018. Heute sind die Korkeichen zum Teil neu ausgeschlagen, zum Teil abgestorben – aber Büsche und Eukalytusbäume sind wieder grün und hoch gewachsen. Die portugiesische Regierung plant, in diesem Jahr Schneisen gegen die Waldbrände in dieser Gegend zu verbreitern und auszubauen.

In Alferce wird wohl demnächst ein neuer, großer Stellplatz eröffnet – wir werden hier allerdings nicht mehr übernachten. Hundegebell und Hähne haben uns die halbe Nacht wach gehalten.

Blick auf Alferce

19. Januar

Von Alferce aus geht es weiter über die schöne, gewundene Verbindungsstraße N267 zunächst nach Urique und weiter zur IC1. Auf 20 Kilometer begegnet uns nur ein einziges Fahrzeug. Bedauerlicherweise werden wir hier auf dieser Reise nicht Rad fahren können, da ein mächtiges Regengebiet immer näher rückt und sich auch laut Prognose etliche Tage halten wird. Bis Serpa fahren wir, wo wir am Schwimmbad einen ruhigen Nachtplatz finden.

Am Spätnachmittag erkunden wir noch diese interessante Stadt zwischen Beja und der spanischen Grenze. Über der Stadt erheben sich die Reste eines Castells aus dem 13. Jahrhundert. Hier darf man, wie nahezu überall in Portugal, über schmale Treppen auf die umlaufenden Mauern klettern, in den Bergfried hinein und über die Mauer hinweg den Blick auf Stadt und Umland genießen.

Die gotische Kirche Santa Maria ist leider geschlossen, der Platz mit dem Uhrenturm und auch der Platz in der Stadt sind überaus sehenswert.

In der Nähe des noch erhaltenen Stadttores Porta de Beja ist ein Aquädukt auf die Stadtmauer gesetzt worden und teilweise noch erhalten.

Interessant sind auch die weißen, hübsch herausgeputzten Häuser einerseits, aber auch die „Tinyhäuser“ der ärmeren Bevölkerung andererseits: Winzig kleine flache Häuschen ohne Fenster, Tür an Tür an die Stadtmauer gebaut.

21. Januar

Von Serpa geht es weiter durch riesige – teils neu angepflanzte – Olivenbaum-Plantagen nach Moura, wo wir eine Nacht auf dem Parkplatz des Intermarché verbringen. Praktisch, um nachmittags und am nächsten Morgen gleich noch einmal einzukaufen, während der Regen auf Biene niederprasselt. Ansonsten gibt es hier nichts zu sehen – Moura scheint eine kaputte Stadt zu sein: Die Straßen sind völlig zerlöchert, die Häuser verfallen, alles sieht kaputt und schmutzig aus.

Weiter geht es anderntags an das Südufer des Alqueva-Stausees. An der Marina von Moura gibt es eine Menge Parkplätze, wir haben die freie Auswahl. Bis auf zwei weitere Camper ist es hier einsam – dennoch kommt die GNR (Guarda Nacional Republicana – der Polizeidienst für ländliche Gebiete) vorbei und sieht nach uns. Der ältere Polizist kann Englisch, und es entwickelt sich ein sehr nettes langes Gespräch über Camper, Allrad-Fahrzeuge und Reiseziele. Natürlich, so der Polizist, dürfen wir hier stehen, gerne auch mehrere Nächte!

Zwischen Regenschauern, Sturmböen und Gewitter können wir eine Stunde laufen und besuchen den Staudamm dieses größten aller Stauseen in Europa.

Hier wird der Guadiana gestaut, über 85 Kilometer Länge. Ein Teil des Sees liegt in Spanien, der größere Teil in Portugal. Seine Oberfläche beträgt etwa 250qkm. Die Eder- Talsperre könnte 20 mal darin versinken! Der Bau von 1995-2002 hat natürlich Befürworter und Gegner eines solchen Riesen-Projektes auf den Plan gerufen, doch nach über zwanzig Jahren Erfahrung überwiegen wohl die Vorteile. Ein Dorf, Luz, ist im See versunken und wurde neu aufgebaut. Der See versorgt große Teile der landwirtschaftlichen Flächen mit ausreichend Wasser, und die Luft hat – besonders im Sommer – eine größere Feuchtigkeit, was Menschen, Tieren und Pflanzen zu Gute kommt. Am 22. Januar ist uns die Luftfeuchtigkeit allerdings zu hoch, zumal es auch noch kräftig stürmt und gewittert – so reisen wir nicht, wie ursprünglich geplant, ans Ostufer, sondern direkt nach Monsaraz nördlich des Stausees.

Die Umgebung des Alqueva gefällt uns sehr gut, und kurz vor Reguengos sieht man die ersten runden, großen „Kullersteine“ inmitten von Steineichengruppen auf grünen, saftigen Wiesen. Hier kann man hervorragend Rad fahren – wenn das Wetter mitspielt.

Monsaraz ist ein kleines historisch interessantes, sehr gut erhaltenes Städtchen im Norden des Alqueva-Stausses, hoch oben auf einer Bergkuppe gelegen. Der Ort hat eine durchlaufende geschlossene Stadtmauer und etliche historische Gebäude und ein in seiner Grundstruktur und den Mauern erhaltenes Castelo.

Monsaraz

Wir kennen das bezaubernde Städtchen schon von einer früheren Reise. Jetzt gibt es hier einen recht neuen kostenlosen Stellplatz für Wohnmobile, auf dem wir uns für zwei Nächte einquartieren.

Stellplatz Monsaraz
Blick von der Burg über die Stadt
… und über Land zum See

Bei einer kurzen Wanderung durch die nähere Umgebung leuchtet das Convento da Ordada, heute ein Hotel, vor dem dunklen Himmel. Etwas weiter gibt es den Cromeleque do Xerez, einen Stein“kreis“ mit rechteckiger Anordnung von etwa 50 kleinen Steinen um einen größeren Stein, zu erkunden. Allerdings befindet sich keiner der Steine in situ, sie wurden auf Feldern der Umgebung zusammengesammelt, zunächst bei Telheiro aufgebaut und schließlich vor dem Bau des Stausees  „umgesiedelt“ an den heutigen Standort.

Cromeleque do Xerez

Der Wanderweg führt an der kleinen Igreja Santa Caterina vorbei. Sonne und Regenschauer wechseln sich  beständig ab, und immer wieder sind die schönsten Regenbögen zu bewundern. Zum Radfahren eignet sich dieses Wetter allerdings nicht. Da auch für die nächsten Tage Regen und Wind und dazu noch kältere Temperaturen gemeldet werden und keine Besserung in Sicht ist, beschließen wir letztendlich, ganz langsam die Heimreise anzutreten.

An der Atlantikküste nach Süden und an die Algarve

An der Westküste

Wir stehen gut auf dem Stellplatz bei Sao Teotonio und verbringen den ganzen Sonntag in Biene, denn es regnet stark und ohne Unterbrechungen. Montags lässt der Regen nach, so dass wir auf den Markt in Sao Teotonio gehen, um dort Gemüse und eine neue Pfanne zu kaufen.

Erst am 7. Januar ist das Wetter wieder sonnig und warm, so dass ich eine Wanderung von Zambujeira zum Cabo Sardao machen kann. Der Weg führt über die Rota Vicentina, den bekannten Küstenwanderweg, der mit blau-grünen Streifen immer gut gekennzeichnet ist. Er führt über die letzten sieben Kilometer ausschließlich an der Steilküste entlang, wo sich immer wieder tolle Blicke auf Klippen und Meer bieten.

Das kleine Fischerdorf Porta das Barcas wirkt noch ursprünglich und hat einen sehr sehenswerten Charme. Flache Fischerhütten reihen sich aneinander, in der Bucht liegen die Fischerboote, Fischer flicken Netze oder Boote.

Steil führt eine schmale, mit Geröll überspülte Treppe nach dem Abstieg wieder steil nach oben auf die nächsten Klippen. Der Regen hat große Pfützen und teils schlammige Wege hinterlassen. Wanderer begegnen mir selten.

Ein paar Kilometer vor dem Cabo sehe ich in der steil abfallenden Felswand viele Storchennester, deren Bewohner darüber schweben, mit weit nach unten hängenden Beinen – leider zu weit entfernt um ein gutes Foto abzugeben. Am Cabo Sardao werde ich abgeholt, und wir verbringen den Rest des Nachmittags mit Blick aufs Meer, bevor wir uns einen ruhigen Nachtplatz jenseits des Naturschutzgebietes östlich der EN393 suchen.

In Odeceixe treffen wir am späten Vormittag des 8. Januar ein, wandern den Hügel zur Mühle hinauf und schauen uns das mäßig sehenswerte Städtchen an, das wir bisher nur von Weitem von mehreren Fahrradtouren in den vergangenen Jahren kannten.

Später fahren wir auf einen der großen Parkplätze oberhalb des Strandes von Odeceixe. Das Wetter ist trüb, so dass wir nach dem Spaziergang am Strand wieder vor dem Regen in Biene flüchten und dem Wellenspiel von oben zusehen.

Aufgrund der Wohnmobilflut und dem teils sehr unbedachten Verhalten von Freistehern in den letzten Jahren ist das Übernachten in Strandnähe – auch auf den großen leeren Parkplätzen im Winter – nirgendwo mehr gestattet und wird im Naturschutzgebiet auch mit hohen Strafen geahndet. Selbst das Parken tagsüber ist nur noch auf bestimmten Abschnitten gestattet. Leider gibt es allerdings an der Westküste Portugals nur wenige schöne Stellplätze in relativer Strandnähe, sodass man oft entweder weiter weg vom Strand oder illegal übernachten muss.

Somit sind wir heute gezwungen, auf einen Nachtplatz in Odeceixe auszuweichen, der mit 10€ zwar preiswert, aber nicht schön ist. Naja, es ist früh dunkel und wird auch erst um 7.30 Uhr hell – da macht das im Winter nicht viel.

9. Januar

Die Sonne kommt hervor und schon früh stellen wir Biene ein paar Kilometer weiter südlich auf einem Parkplatz am Ribeira de Aljezur ab. Von hier aus radeln wir zunächst nach Aljezur über den steil aufragenden Berg mit der Burgruine. Auf der anderen Seite geht es hinab und auf der Südseite des Flusses entlang, bald bekommen wir die großen kultivierten Flächen des Flussdeltas in den Blick. Nach Monte Clerigo ist es nicht weit.

Auf der Flussseite können wir fast bis zum riesigen Strand von Amoreira hinabgehen. Viele Holztreppen führen bis an den Klippenrand, und jetzt, bei Niedrigwasser, werden wir auf der Südseite nur durch wenige Meter Flusswasser von dem Strand auf der Nordseite getrennt.

Nur ein paar hundert Meter weiter liegt der alte Fischerort Monte Clerigo mit weitem, recht belebten Strand. Die Wellen türmen sich vor der Küstenlinie heute bis zu vier Metern auf, die Gischt weht über den Strand und salzt uns ein.

Auf dem weiteren Weg durch den Barranco de Monte Clerigo und die „unfertig“ wirkende großflächig angelegte Siedlung Vale da Telha zur Ponta da Atalaia befahren wir überwiegend zwar geteerte, aber so häufig geflickte und in den Löchern geschotterte Straßen, dass ein Waldweg wohl eine deutlich bessere Alternative wäre. Von der Ponta aus gibt es wieder einmal tolle Ausblicke nach Norden und Süden.

Vale da Telha

Optimal erscheinende (Nacht)plätze sehen wir überall, doch auch hier Schilder verbieten immer wieder das Nächtigen im Wohnmobil, manchmal auch die Zufahrt.

Arrifana, etwas weiter südlich an der Küste gelegen, ist der letzte Ort der heutigen Tour, und an den Ruinen des Fortaleza kehren wir um.

Zum wiederholten Mal zeigt sich auf dem Rückweg durch Aljezur, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, dem Eurovelo 1 zu folgen. Hier führt er über schmale und steile, teils zugeparkte Kopfstein-gepflasterte Gassen auf und ab – das ginge auch einfacher!

10./11. Januar

Die beiden folgenden Nächte verbringen wir auf dem ziemlich neuen Stellplatz „Francelho on wheels“ bei Monte Ruivo, für 10€ /Nacht kostengünstig und ruhig, allerdings ohne Baum- oder Strauchbewuchs noch kahl vor einem Eukalyptushain gelegen. Von hier aus radeln wir an die Westküste an den weiten Praia de Vale Figueiras – eine zuletzt drei Kilometer lange, immer abwärts zum Meer hin (…und später dann immer aufwärts) führende Ruppel- und Holperstrecke. Am Ende belohnt uns der Strand mit den immer noch hoch aufschäumenden Wellen für die Strapazen. Die Fältelung der Gesteinsschichten ist auch hier wieder beeindruckend fotogen.

Tage an der Algarve

Auf dem Weg zum Salema Eco-Camp verbringen wir noch einen Tag in Lagos – unter anderem, um Oberbekleidung zu kaufen. Parken kann man hier hervorragend und stadtnah auf einem riesigen Parkplatz direkt hinter der Stadtmauer. Beim Stadtbummel durch die wenig belebten Gassen und Sträßchen sehen wir zwar -zig Restaurants und Cafés, etliche Geschäfte, in denen man Cannabis kaufen kann, drei Unterwäschegeschäfte nebeneinander – aber kein einziges „normales“ Bekleidungsgeschäft. Dann eben nicht – die Stadt ist dennoch ansprechend.

Auf dem Campingplatz Eco Camp Salema verbringen wir fast eine ganze Woche. Er ist auf einem steilen Hang etwa 1,5 Kilometer landeinwärts angelegt. In Serpentinen führt der Weg den Berg hinauf, die Stellplätze befinden sich auf mehreren Ebenen und können nur von relativ kleinen Wohnmobilen angefahren werden. Von vielen Plätzen aus hat man eine gute Sicht ins Tal oder auf die umliegenden Hügel. In den letzten Jahren sind noch einige feste Hütten und Zelte auf aufgestelzten Holzplattformen hinzugekommen. Vor fünf Jahren haben wir den Platz kennen gelernt und uns dort wohl gefühlt. Inzwischen ist er, wie wir nun feststellen, sehr beliebt und entsprechend gut gefüllt – fast ausschließlich mit deutschen und niederländischen Wohnmobilen. Wir fühlen uns dennoch wohl.

Die Tage sind sehr sonnig, allerdings mit etwa 15 bis 16 Grad nicht besonders warm. Die Temperaturen sind wie gemacht zum Wandern und auch zum Radfahren. An einem Tag wandere ich einige Kilometer auf einem weiteren Teil der Rota Vicentina mit wunderbaren Ausblicken auf kleine Strände und die Klippen.

In dem ehemals kleinen Küstenort Salema hat man in den letzten Jahren sehr viele zweistöckige Ferienbungalows gebaut, angepasst an die Form der Klippen und ohne die Bausünden wie sie an der spanischen Küste oder bei Portimao zu sehen sind zu begehen. Noch stehen die Wohnungen fast alle winterlich leer, lediglich die Strandpromenade ist etwas belebter.

Eine Radtour machen wir von hier aus an der Küste entlang zur Ponta da Piedade zu den wohl schönsten und bekanntesten Felsformationen der Algarve. An der höchsten Stelle sind die Felsen 20m hoch, wir steigen hinauf und schließlich auch hinab bis zur Anlegestelle der Boote im Sommer.

Auf dem Rückweg schauen wir uns einen der immer häufiger werdenden Golfplätze an der Algarve an. Angesichts der Wasserknappheit und der leeren Talsperren in diesen südlichen Gebieten Europas eine unglaubliche Dreistigkeit.

Bei einer anderen Tour radeln wir in die entgegengesetzte Richtung, nach Westen bis zum südwestlichsten Punkt Europas, dem Cabo Sao Vicente. Der Leuchtturm und das Areal darum herum sind leider „vorübergehend geschlossen“, und auch der Kultstand mit der „letzten Bratwurst vor Amerika“ ist nicht da. Winterzeit! Über Sagres geht es wieder nach Salema.

Der Radweg – mal wieder der EV1 – ist leider genau so schlecht wie zuvor an der Küste und wie wir ihn schon von den letzten Jahren in Erinnerung haben. Qualität und Befahrbarkeit haben sich nicht geändert, an manchen Stellen wurden die besonders tiefen Schlaglöcher mit viel grobem Schotter aufgefüllt. Auch eine Art, Radfahrer*innen von den vorgesehenen Wegen auf die Straße zu bringen. Lediglich zwischen dem Cabo und Sagres gibt es einen neuen, breiten Radweg.

Die etwas skurrile Skulpturenausstellung von Deodato Inácio Santos besuchen wir Barao de Sao Joao. Das Tal und der Weg, an dem sie stehen, leuchten saftig grün und gelb in der Sonne, die Skulpturen sind zum Teil in die Jahre gekommen und verblasst. Dennoch interessant!

Und dann faulenzen und lesen in Salema, kurz: Wir machen Urlaub. Für die nächsten Tage ist nasseres Wetter vorausgesagt, dann reisen wir weiter.

Von Guadalest durch den Süden Spaniens bis zur portugiesischen Grenze

Alcoi liegt im Hinterland der Costa Blanca auf einer Höhe von 560m. Dass es in dieser Höhe merklich kühler ist, sehen wir schon an der von Reif überzogenen Wiese am Morgen. Die Fahrradtour etwas später am Vormittag führt uns rund um den Naturpark Del Carrascar de la Font Roja. Auf rund 1000m Höhe strampeln wir hinauf, bevor die Straße nach Ibi wieder hinunterführt.

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Nach Spanien und Portugal im Winter 2024/25

Die ersten Stationen in Spanien

4.-7. Dezember

Endlich fahren wir wieder nach Süden! Das heißt: Zunächst geht es über Trier nach Luxemburg und am 6. Dezember dann bis kurz hinter Lyon. Wir durchfahren Frankreich sehr zügig, da der Wetterdienst für den nächsten Tag Schneefälle in der Nordhälfte Frankreichs und in den Bergen westlich und östlich der Rhone meldet. Da wir die Mautstrecken für das schnelle Weiterkommen nutzen, kostet uns die Fahrt 130€ Maut.

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Zurück nach Dover – Abschluss und Resumée

Im Dartmoor

Auf dem Rückweg nach Dover wollen wir noch das Dartmoor besuchen. Allerdings verhindert das nasse und kalte Wetter eine intensivere Erkundung. In Lydford am Rande des Dartmoors nehmen wir Quartier auf einem überteuerten Campingplatz. Von hier aus ist es nicht weit zur Lydford Gorge, der mit 30 Metern tiefsten Schlucht Südenglands. Sie wird vom River Lyd durchflossen und bildet einen feuchten, tiefgrünen Märchenwald mit tropfenden Felshängen. Auf schmalen, etwas rutschigen Wegen gelangt man bis zu einem Pool, in den das Wasser sprudelt.

Kurz vor den nächsten Regenschauern durchqueren wir den Ort Lydford mit Kirche und Burgruine und laufen zurück zum Campingplatz.

Am Folgetag schauen wir uns einen anderen, etwas südlicher gelegenen Teil der Schlucht mit dem White Lady Waterfall an. Neben dem Fluss entdecken wir Coin Trees, in welche tausende von Münzen geschlagen worden sind. Ein Brauch, der Glück bringen soll.

Das gesamte Gebiet wird vom National Trust verwaltet, und so fallen uns auch hier, wie überall zuvor bei Besichtigungen, einige „typisch englische“ Details ins Auge. So wird, wo immer es möglich ist, besondere Rücksicht auf Besucher*innen mit Behinderungen und auf Menschen mit kleinen Kindern genommen: Rollis und Rückentragegestelle sind umsonst auszuleihen. Die Wege und Zugänge sind selbst hier, in diesem zerklüfteten und hügeligen Gebiet, soweit wie möglich behindertengerecht gestaltet.

Auch auf die Hunde der Besucher*innen wird besonders eingegangen, sei es mit Pfählen zum Anbinden von vierbeinigen Begleitern vor den Toiletten oder mit dem Angebot an Hunde- Eis. Dennoch wird die Sicherheit und das Wohlbefinden der Besucher*innen geachtet.

Da Radfahren bei 12 Grad und Dauerregen nicht attraktiv ist, verschieben wir die Erkundung weiterer Sehenswürdigkeiten im Dartmoor auf einen trockeneren Sommer. Nach einem Stadtrundgang in Tavistock, einer kleinen historischen Stadt am Westrand des Dartmoors mit riesigem Rathaus und einer großen gotischen Hallenkirche, vielen kleinen Geschäften und einer imposanten Markthalle, durchfahren wir zügig das unter Naturschutz stehende Gebiet. Die steilen Hügel des Dartmoors verschwinden in den Wolken, die Heide- und Moorlandschaft und auch die Tors, typische Steinaufhäufungen, sind nur zu erahnen. Schade, denn hier begrenzen einmal keine Hecken wie in Cornwall den Blick.

Bis Salisbury kommen wir gut voran. Diese als besonders sehenswert beschriebene Stadt wollen wir anschauen – allerdings ist das aufgrund der Parkplatzsituation nicht möglich. Der große Parkplatz am Stadtrand ist eine riesige Baustelle, auf der sich lange Staus bilden und es unmöglich ist, eine Lücke für Biene zu finden. Entnervt geben wir nach einer Stunde auf und wagen uns auf die M25, die südlich an London vorbei führt. Aufgrund der katastrophalen Verkehrssituation hat sich um London herum auf dieser Strecke ein etwa 50 Kilometer langer Stau gebildet, und die Möglichkeiten auf andere Straßen abzufahren sind genauso schlecht wie durchzuhalten – wir brauchen entsprechend lange, um am heutigen Etappenziel bei Sevenoaks anzukommen.

Zwei Herrenhäuser in Kent

Inzwischen befinden wir uns in der Grafschaft Kent auf einer Campingsite des National Trust. Eine letzte Entdeckungstour ohne Regen gelingt am 10. Juli. Auch wenn immer wieder schwarze Wolken durchziehen, bleibt es trocken, und so radeln wir zunächst zum Knole House, einem Herrenhaus, das ursprünglich als Bischofspalast vor etwa 600 Jahren erbaut wurde. Heinrich VIII verleibte sich das Anwesen schließlich 1538 ein und baute es weiter aus, weilte dort jedoch selber nie lange Zeit. Seit 1566 gehörte es der Familie Sackville- West, die dort über 400 Jahre lebte. Mit jeder neuen Generation wurde erweitert, angebaut und umgebaut. Angeblich gibt es im Haus 7 Innenhöfe, 52 Treppen und 365 Räume – gesehen haben wir davon nur einige. Seit 1946 gehört das Anwesen dem National Trust.

Knole House vom Park aus

So spektakulär wie der Bau ist auch das Interieur. Wandteppiche, Möbel, aufwendig gestaltete Kamine und königliche Betten aus dem 16. und 17. Jahrhundert lassen uns staunen.

Durch den Damwild- Park radeln wir zu einem weiteren Besitztum des National Trust, es liegt nur acht Kilometer entfernt. Es ist nicht so prunkvoll und groß, aber ebenfalls ein besonderes Herrenhaus und hat in den ältesten noch erhaltenen Teilen das stolze Alter von 700 Jahren erreicht: Ightham Mole. Nur geringfügige Änderungen in der Grundstruktur des Hauses lassen es heute noch ähnlich wie damals erscheinen. Es hat einen Innenhof, um den sich die vier Seiten gruppieren und nach innen orientieren, nach außen umschließt das Gebäude ein Wassergraben.  Äußerlich erinnert es an Bauten in der Normandie, da es aus Stein und einem Fachwerk aus vielen senkrechten Eichenstämmen erbaut ist.

Ightham Mote

Der weitläufige Garten erstreckt sich über eine Rasenfläche hinaus bis zu einem Teich, der durch einen kleinen Bach gespeist wird. Ein Teil des Gartens ist mit Blumenflächen, Gemüsebeeten und Brunnen gestaltet. Wie in jedem bisher gesehenen englischen Garten herrscht eine angenehme Atmosphäre von gepflegt- verwilderter Gestaltung mit vielen blühenden Pflanzen, Büschen und Bäumen.

Canterbury

Das letzte Ziel der Reise ist Canterbury in Kent. Canterbury liegt nur noch eine halbe Fahrstunde von Dover entfernt und – besonders erwähnenswert: Es gibt einen preiswerten Stellplatz für Wohnmobile, von dem aus man bequem und kostenfrei die Altstadt in wenigen Minuten erreichen kann.

Canterbury ist vor Allem durch die Kathedrale bekannt, die auch heute noch der Sitz des Erzbischofs und damit Zentrum der Anglikanischen Kirche ist. Die Studentenstadt hat Flair und wird von vielen Jugendgruppen besucht, schließlich hat sie außer der Kathedrale noch einige Sehenswürdigkeiten zu bieten.

Das Old Weaver House am River Stour aus dem 15. Jahrhundert erinnert an die Weber, die sich hier niederließen; es gibt die King´s School, eine Privatschule und älteste Schule der Welt, das Beaney House of Art and Knowledge,  das Eastbridge Hospital, das Denkmal Thomas Becket´s und weitere interessante Gebäude wie das Canterbury Castle und etliche Kirchen. Einige davon sind mit Flintstein verkleidet, was der Wand einen besonderen Glanz verleiht.

Old Weaver´s House

Die Canterbury Cathedral überragt alle anderen Bauten und liegt in einem abgeschlossenen großen Gebäudekomplex, der Domfreiheit. Die Kathedrale wurde bereits im 11. Jahrhundert erbaut, Reste hiervon sind heute noch in der Krypta zu sehen. Die meisten Bauteile stammen aus romanischer und gotischer Zeit. Die schiere Größe der Kathedrale mit ihren unzähligen Kapellen lässt uns Staunen.

ein Teil der Kathedrale von Canterbury

Die Besichtigung Canterburys ist ein gelungener Abschluss der Reise, und am Morgen des 12. Juli bringt uns die Fähre von Dover nach Calais und damit nach fast acht Wochen zurück aufs Festland.

Ein kleines Fazit

Fremd war uns England in den ersten Tagen, nicht nur wegen des Linksverkehrs, sondern weil alles ein bisschen „anders“ ist: Das hohe Verkehrsaufkommen auf Straßen, die in Teilen autobahnähnlich sind, dann aber wieder in einen Kreisverkehr münden, an dem sich alles staut; die Campingplätze, die oft nur große Wiesen sind ohne Grauwasserentsorgung; die kleinen Läden, die es – anders als in Deutschland – noch vielfach gibt; die alten, oft noch einfach verglasten und ungedämmten Häuser und vor Allem und immer wieder die Freundlichkeit der Menschen.

Südengland war für uns landschaftlich beeindruckend schön. Saftig-grüne und farbenfrohe, ungemähte hohe Wiesen, Hecken und steile Hügel, eine zerklüftete und wunderbar wanderbare Küste mit Felsen, Kies- und Sandbuchten und hübsche kleine Städte haben für Abwechslung und Wohlbefinden gesorgt. Die nicht sommerlichen, etwas niedrigen Temperaturen haben unsere Unternehmungen nicht behindert, zumal es in den ersten Wochen kaum geregnet hat. Und schließlich haben wir in den gesamten fast acht Wochen keine Mücke und keine Pferdebremse gesehen oder gespürt.

Entgegen vielen Kommentaren im Internet haben wir das Radfahren in England zwar wegen der steilen Berge als anstrengend, aber nahezu durchgehend schön und ungefährlich empfunden und genossen. Es war fast immer möglich, die Routen so zu wählen, dass sie nicht über stärker befahrene A-Straßen führten, und meistens war auf schmaleren Straßen nur wenig Verkehr. Auf einspurigen Straßen haben die Autofahrer*innen stets Rücksicht genommen, oft angehalten und uns freundlich grüßend vorbei fahren lassen.

Anders erging es uns als Autofahrer*in. Weite Strecken zu fahren empfanden wir als sehr anstrengend. In Südengland kommt man nur langsam voran: Entweder ist es voll oder eng. Die Verkehrsplanung in England ist so gewöhnungsbedürftig, dass wir auch auf der Rückfahrt noch Schwierigkeiten mit aufeinander folgenden Kreisverkehren, sehr langen oder fremd ausgeschilderten, teilweise kilometerlangen Auf- und Abfahrten haben.

Ganz beeindruckend positiv ist die Freundlichkeit und Zugewandtheit der Menschen in England. So viele Engländer*innen haben uns angesprochen und sich nach Erfahrungen und Wohlbefinden erkundigt, Tipps für Ausflüge und Einkaufsmöglichkeiten gegeben und Wege gewiesen. Keine einzige schlechte Erfahrung mussten wir im Umgang mit Menschen machen. Diese Umsichtigkeit und Höflichkeit spiegelt sich auch im Umgang mit Verbotsschildern (als Bitte formuliert), mit gehandikappten Menschen (ich habe noch nie so viele Rollstuhlfahrer*innen in der Öffentlichkeit gesehen) und nicht zuletzt mit Hunden (schätzungsweise gibt es in England ebenso viele Hunde wie Menschen, aber keine Hundehaufen auf den Gehwegen). Die Engländer*innen haben unsere Herzen erobert!

Eine gute Entscheidung war es, im Vorfeld der Reise dem Verein „Kulturerbe Bayern“ für 18€ jährlich als Mitglied beizutreten, da dies den kostenfreien Besuch sämtlicher Denkmaler des National Trust beinhaltet. So hat jede*r etwa 135 Pfund (etwa 150€) bei den Eintritten für Denkmäler des National Trust gespart, da in England die Eintrittsgelder sehr hoch sind.

In England gewöhnt man sich das Rauchen ab: Nachdem wir für eine Schachtel Zigaretten umgerechnet 20€ bezahlt haben, schmecken die Zigaretten nicht mehr. Zudem ist das Rauchen fast überall nicht erwünscht oder zumindest nicht gern gesehen – auch nicht im Außenbereich von Cafés. Rauchende Engländer*innen haben wir sehr selten gesehen.

Erstaunt hat uns die oft schlechte Internet- Verbindung in einigen Gebieten Südenglands – und dass wir kaum deutsche Camper gesehen haben. Gegen Ender unserer Reise wurden es langsam mehr; England ist wohl für die meisten Deutschen ein eher ungewöhnliches Sommer- Reiseland.

Für uns steht fest: Wir werden nicht zum letzten Mal in England gewesen sein!

An der Nordküste Cornwalls

Von Saint Agnes nach Newquay

Am 26. Juni fahren wir etwa 50 Kilometer weiter nach Nordosten und nehmen bei Saint Agnes für zwei Nächte Quartier auf einem besonders preiswerten, gut ausgestatteten Campingplatz. Der Tag ist trüb, so dass es bei einem kleinen Spaziergang in den Ort bleibt und wir anschließend lesen und faulenzen.

Am nächsten Tag sieht es wieder freundlicher aus – die Wetterlage wechselt schnell und ist grundsätzlich nicht voraussagbar. Neben Verpflegung werden die Regensachen eingepackt, dann drehen wir eine große Radrunde entlang der Atlantikküste mit ihren abwechslungsreichen Buchten, über Perranporth und Holywell und in einem Bogen über Land zurück. Der größte Teil des Weges führt über schmale Straßen mit wenig Verkehr, auf denen das Radeln Freude macht. In Holywell fühlen wir uns an die Nordsee versetzt – hier gibt es Sanddünen mit dem typischen Strandhaferbewuchs und einen großen Sandstrand.

Das Trerice- Haus liegt auf unserem weiteren Weg nach Newquay. Trerice ist ein großes, sehenswertes elisabethianisches Herrenhaus, welches im 16. Jahrhundert erbaut wurde und sehr lange Zeit im Besitz zweier adeliger Familien war. 1957 wurde es vom National Trust übernommen und restauriert. Typisch sind der E-förmige Grundriss, die großen, vielfach unterteilten Fenster und die Innenaufteilung des Hauses. Die zu besichtigenden Einrichtungsgegenstände stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, einige sind auch späteren Datums.

Trerice House

Im Knotengarten fängt gerade der Lavendel an zu blühen, es gibt Apfelbäume und gemütliche Ecken mit Bänken und etwas höher gelegen eine Wiese mit alten Kegelbahnen. Ein Café nahe den Stallungen lädt zum Verweilen ein, doch auch auf den Wiesen breiten die Menschen ihre Picknicks aus.

Nahe der größeren Küstenstadt Newquay verbringen wir bei „Piggies“ auf dem großen Wiesen- Campingplatz zwei Tage. Die Besitzer sind sehr freundlich und erkundigen sich täglich, wie es uns geht – sie sind neu im Geschäft und haben den Platz erst im November übernommen.

Von hier aus erkunden wir am 30. Juni Newquay, das größte Seebad Cornwalls. An der Küste liegen mehrere Sandstrände, die den Ort für Touristen attraktiv gemacht haben – heute macht er auf uns einen in Teilbereichen etwas verwahrlosten Eindruck.

Im kleinen, etwas abgeschiedenen Hafen erkennt man noch, dass Newquay einst ein Fischerdorf war, doch heute spielt sich das Leben oberhalb der Strände in den Straßen ab. Quirlig, bunt und überfüllt ist es hier, fast alle Menschen sind sommerlich gekleidet, kurzärmelig und mit kurzen Hosen und kurzen Röcken unterwegs und trotzen den kühlen Temperaturen. Engländer haben eine hohe Schmerzgrenze gegenüber den ortstypischen Temperaturen, die bisher die 18-Grad – Marke nicht überstiegen haben, eher meist darunter liegen. Surfshops, Bekleidungsgeschäfte und vor Allem Imbissgeschäfte gibt es hier zuhauf.

Über eine Landzunge führt der Weg von der Stadt zum Headland mit dem Luxushotel „The Headland“ und schließlich zurück am Huer´s Hut vorbei, einer heute weiß gekalkten Steinhütte, von der aus früher ein Beobachter den Fischern die Sichtung von Fischschwärmen lautstark Kund tat.

Von Newquay nach Padstow

Leider wird das Wetter insgesamt kühler und windiger als in den ersten Wochen und auch häufiger nass, was unsere Aktivitäten etwas behindert. Wir verlagern unseren Ausgangspunkt an die Küste auf eine riesige Camper-Wiese ohne jeglichen Komfort für 25£ in bar, aber mit tollem Blick auf den Atlantik und unmittelbar am Coast Path gelegen.

Von hier aus geht es bei sehr windigem, aber trockenem Wetter über den SWCP zu den Bedruthan Steps, gewaltigen, der Küste vorgelagerten Felsen, auf denen einst der Riese Bedruthan an Land gestiegen sein soll – so ein cornisches Märchen. Immer aufs Neue begeistert uns der Pfad, der – mal breiter, oft schmal, hier ohne Hecken mit direktem freiem Blick aufs Meer, unmittelbar an der Küste entlangführt.

Anderntags, am 1. Juli, laufen wir in die entgegengesetzte Richtung zum kleinen Ort Porthcothan, in der nächsten Bucht gelegen. Bei Niedrigwasser läuft das Wasser so weit aus der flachen sandigen Bucht heraus, dass Badende mehr als 200 Meter laufen müssen, um noch nasse Füße zu bekommen. Sehr attraktive Ferienhäuser gibt es hier, mit riesigen Fenstern dem Meer zugewandt.

Im Dorf gibt es zwar einen kleinen Laden, doch hier können wir, entgegen anders lautenden Informationen, keine englischen Pfund holen. Das letzte Bargeld, zusammengekratzt aus sämtlichen Jackentaschen, ermöglicht uns eine weitere Nacht auf der Atlantikwiese, dann müssen wir weiter.

Auf dem Weg nach Padstow kommen wir an Prideaux Place vorbei, einem noblen Herrenhaus, das 1592 erbaut wurde. Noch heute ist es im Besitz der Prideaux- Familie. Rosamunde-Pilcher-Fans werden es aus einigen der verfilmten Bücher wiedererkennen.

Prideuax Place

Das Haus besichtigen wir nur von außen, wandern durch die Gärten und am hauseigenen Damwild- Gehege vorbei und fahren schließlich nach Padstow, wo wir einen etwas außerhalb gelegenen Tagesparkplatz für Biene finden.

Padstow, ein weiterer kleiner, recht hübscher Küstenort mit Hafen, ist touristisch sehr überlaufen. Nach einer Laufrunde durch den Hafen und die anliegenden Sträßchen haben wir genug gesehen und suchen wir einen Campingplatz auf der anderen Seite des River Camel auf, Blakes Keiro Farm. Mal wieder eine große Wiese mit Aussicht, für die wir zunächst 32£ pro Nacht zahlen sollen, letztendlich nach einigen Verhandlungen aber nur 20£ bezahlen. Unbedingt möchten wir von hier aus den Camel Trail radeln.

Campsite Blakes Keiro Farm mit Blick Richtung River Camel

Ein sehr freundlicher älterer Nachbar bringt sogar noch eine eigens für uns erstellte Zeichnung des zu fahrenden Weges vorbei und gibt Tipps, in welchem Pub man am besten essen könne. Allerdings durchkreuzt das stürmische Regenwetter des nächsten Tages unsere Pläne, wir bleiben eine Nacht länger und verschieben die Tour auf den 4. Juli, an dem es zumindest trocken ist.

Bis zum Beginn des Trails auf einer stillgelegten Bahnstrecke – für uns in Tresarrett – radeln wir über etliche Hügel nach Osten, danach führt die Strecke am River Camel entlang zurück bis Padstow. Gemütlich geht es hier immer ein wenig bergab, zuerst durch knorrige Wälder, später durch die Wiesen- und Wasserlandschaft bis Padstow, wo die Fähre uns hinüber bringt nach Rock. Ein schöner Rad- und Fußwanderweg, der allerdings zwischen Wadebridge und Padstow sehr voll wird – hier gibt es Fahrradverleihe und zusätzlich laufen viele Spaziergänger diese letzten Kilometer entlang. Während wir radeln, füllt sich der Fluss immer mehr mit dem einströmenden Meereswasser.

Leider stürmt und regnet es am folgenden Tag wieder, so dass weder eine weitere Radtour noch eine Wanderung sinnvoll sind und wir die Reise an der Nordküste Cornwalls fortsetzen.

Von Padstow nach Tintagel

Einen Stopp legen wir bei Port William ein und vertreten uns die Füße in dieser hübschen kleinen Hafenbucht mit dem Trebarwith Beach. Windig und regnerisch ist es auch hier, doch Felsstrand und Ort laden zum Schauen und Fotografieren ein.

Nachmittags findet sich ein kostenfreier Parkplatz in Nähe der St. Materiana Church bei Tintagel. Von hier aus kann man mit einem kleinen Spaziergang an der Küste entlang den Felsen mit der Burg Tintagel erreichen. Die Burgruine, hoch gelegen auf zwei heute mit einer Brücke verbundenen Klippen, ist Grund für die Touristenmassen, die hier jährlich angeschwemmt werden (im Jahr 2022 waren es 280.000). Hier in dieser Burg soll nach der Legende Artus gezeugt worden und unter Anleitung des Zauberers Merlin aufgewachsen sein. Die Höhle unterhalb des Burgberges wird denn auch Merlin´s Cave genannt und ist vom Strand aus bei Niedrigwasser zugänglich.

Den Eintritt von über 20£ pro Person für die Überquerung der Brücke und eine Nahaufnahme der Skulptur König Artus´ sparen wir uns. Die Edelstahlskulptur, die König Artus darstellt, steht auf dem vorgelagerten Felsen und hat eine Höhe von 5,80m.

Wir erkunden statt dessen lieber die Bucht mit ihren riesigen Felsen, der Höhle und einem Wasserfall.

Am 5. Juli spielt das Wetter wieder mit: Zwar stürmt der Wind in Böen bis 70 km/h, doch die Sonne scheint und es bleibt trocken während der Wanderung vom Wohnmobilstellplatz in Tintagel bis nach Boscastle. Wie an anderen Streckenabschnitten zuvor begeistert uns auch jetzt wieder der hier besonders steil auf und ab führende Küstenweg mit seinen Ausblicken auf Wasser, Felsen und übers Land.

In Boscastle haben wir genügend Zeit uns den Teil des schmucken Städtchens zwischen Carpark und Hafen anzuschauen, bevor der Bus uns zurückbringt nach Tintagel.

Auch ein Erlebnis der besonderen Art ist es, mit dem Bus durch die engen Straßen Cornwalls zu reisen! Touristen-Passagiere schreien immer wieder auf und weichen von der Außenseite zurück, wenn es an Hecken oder im Millimeter-Abstand an Autos vorbei geht.

Am 7. Juli statten wir dem über 600 Jahre alten Old Post Office in Tintagel noch einen Besuch ab, bevor wir Cornwall Richtung Osten verlassen. In dem alten Stadtbauernhaus biegen sich die Dachbalken unter dem Schieferdach, das im 17. Jahrhundert gegen ein Reetdach ausgetauscht wurde. Die mittelalterlichen offenen Feuerstellen wurden im 17. Jahrhundert durch Kamine in jedem Zimmer ersetzt. Innen ist das Haus mit Möbeln und Utensilien aus dem 16.-19. Jahrhundert ausgestattet.

Old Post Office, Tintagle

Etliche kleine Geschäfte verkaufen in Tintagel die typischen Andenken, einige ansprechende Steinhäuser vervollständigen das Ortsbild.

Im westlichsten Zipfel Cornwalls

Rund um St. Hilary

Der nächste Ausgangspunkt liegt für uns in St. Hilary bei Marazion. Der neu eröffnete Stellplatz ist offenbar noch kaum bekannt und bietet viel Platz, wir sind fast die Einzigen auf dem großen, sorgfältig angelegten und gepflegten Wiesenplatz. Von hier aus radeln wir am nächsten Tag nach Porthleven, etwas südöstlich an der Küste Cornwalls gelegen. In der hügeligen Umgebung entdecken wir auf dem Weg zwischen den drei Meter hohen Hecken, die mit Farnen, Brombeeren, Fingerhut und vielen Gräsern bewachsen sind, die Ruine einer ehemaligen Kupfer- und Zinnmine.

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Von Kingsbridge zur Lizard-Halbinsel

An der Südküste Englands bewegen wir uns langsam weiter nach Westen. Längere Strecken können wir über die autobahnähnliche A38 fahren, die Abstecher in küstennahe Kleinstädtchen und Dörfer führen oft über schmale, mit hohen Hecken gesäumte und kaum einsehbare Straßen. Auf diesen Wegen legen wir manchmal nur 15 Meilen in einer Stunde zurück. Die Landschaften und Dörfer in Küstennähe sind beeindruckend saftig, grün, farbenfroh und bergig. Die Engländer, mit denen wir ins Gespräch kommen, sind auch vom etwas wechselhaften, aber meist trockenen Wetter begeistert: Sobald die Sonne herauskommt, ist es ein lovely day und lädt zum Wandern, Baden oder Reiten ein. Footpathes und auch bridleways gibt es überall zuhauf.

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Entlang der südenglischen Küste

Von Alfriston zu den Seven Sisters

Zwischen Eastbourne und Brighton liegt das hübsche Städtchen Alfriston, wo wir zwei Tage auf einer riesigen „Camping“wiese verbringen. In Alfriston gibt es einige schöne alte Fachwerkhäuser, ein Marktkreuz, eine 700 Jahre alte Kirche mit großem Kirchhof und das Clergy House, eines der ältesten noch erhaltenen Wohnhäuser Englands.

Campingplatz Alfriston
Clergy-House aus dem 13. Jahrhundert
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