Die ersten Stationen in Spanien
4.-7. Dezember
Endlich fahren wir wieder nach Süden! Das heißt: Zunächst geht es über Trier nach Luxemburg und am 6. Dezember dann bis kurz hinter Lyon. Wir durchfahren Frankreich sehr zügig, da der Wetterdienst für den nächsten Tag Schneefälle in der Nordhälfte Frankreichs und in den Bergen westlich und östlich der Rhone meldet. Da wir die Mautstrecken für das schnelle Weiterkommen nutzen, kostet uns die Fahrt 130€ Maut.
Am 7. Dezember überqueren wir die Grenze zu Spanien in einem wilden Wetter-Mix: Es stürmt aus Westen, die Sonne scheint und es regnet zeitweilig stark. Entsprechend bietet der Himmel ein einzigartiges Farbspiel.
Eine ruhige und wenig besuchte Übernachtungsstelle finden wir an der Mündung des Rio Fluvia an einem abseits und sehr schön gelegenen Naturhafen. Beim abendlichen Spaziergang können wir das intensive Leuchten des Himmels beim Sonnenuntergang einfangen.
Der Sturm heult nachts um Biene, doch nachdem wir ein wenig umgeparkt haben, schütteln uns die Böen nur noch mäßig durch.
8./9. Dezember
Nach den zahlreichen Stunden am Steuer legen wir einen Ruhetag ein. Immer noch herrscht sehr viel Wind, zudem sind die Temperaturen nicht „spanisch“, doch das hält uns nicht davon ab, einen längeren Spaziergang im Delta des Rio Fluvia zu machen.
9. Dezember
Noch vor Tarragona biegen wir von der Autobahn ab und fahren über Reus nach Miravet, einem hübschen kleinen (Alt)städtchen am Fuße eines Bergmassivs und am Ebro gelegen. Der Fluss fließt hier mit hoher Geschwindigkeit, obwohl er noch etwa 70km bis zum Delta zurück legen muss, und bildet eine natürliche Stadtgrenze. Ein vor der Stadt gelegener großer kostenloser Parkplatz ist für Wohnmobile ausgewiesen, außer uns stehen noch 4 andere Camper hier.
Vor Sonnenuntergang laufen wir den gewundenen steilen Weg hoch zum Castel, das über der Altstadt thront. Die Sonne taucht den Fluss, das Castel, die Landschaft und die Altstadt in goldenes Licht.
10. Dezember
Tom wagt sich den kühlen Temperaturen zum Trotz (10 Grad um 12 Uhr mittags) aufs Fahrrad, ich laufe lieber einen Wanderweg am Ebro entlang, bis der Weg abbiegt zum Coll de la Covalta. Immer schmaler wird der Pfad und ist schließlich nur noch zu erraten. Es geht immer steiler hinauf, über Felsen und Geröll, nur der mehr oder weniger spärliche Bewuchs aus Rosmarin, Lavendel und vielen stacheligen Sträuchern gibt den Wanderschuhen einen gewissen Halt. Die Aussicht ist traumhaft, doch ich muss schließlich vor einer mehrere Meter hohen Felswand kapitulieren und umkehren – eine schwierige Kletterpartie.
Nachdem ich den Abstieg mit Mühe geschafft habe, nehme ich den Weg zurück über das Castel, das heute für Besucher*innen geöffnet ist. Natürlich muss ich da noch hinein!
Mit ein wenig Hoffnung auf wärmeres Wetter fahren wir wieder ans Meer. Nach einem Spaziergang bei immer noch sehr kühlem Wind übernachten wir auf einem riesigen Platz in L´Arenal und fahren am Morgen des 12. Dezember 200 Kilometer südwärts bis kurz hinter Denia, wo die Costa Blanca beginnt.
Auf einem Parkplatz in Les Rotes finden wir ein schönes, ruhiges und küstennahes Plätzchen für unsere Biene. Wohnmobile dürfen auf dem Parkplatz übernachten, außer uns stehen hier noch zwei andere Camper, ansonsten ist es leer.
Am Nachmittag mache ich eine Wanderung an der Cala Les Rotes entlang zur Cova Tallada – mit herrlichen Ausblicken und steilen Auf- und Abstiegen. 200m vor der Höhle muss ich allerdings umdrehen, da die Felsen aufgrund des nächtlichen Regens zu rutschig sind und der Weg deswegen zu gefährlich wird – schade!
Stattdessen besuche ich auf dem Rückweg den Torre del Gerro.
Wir bleiben zwei weitere Tage au dem ruhigen Parkplatz bei Denia und machen Radtouren, über den küstennahen Berg zum Cap de Sant Antoni mit Blick auf Xàbia und um den beeindruckenden Felsklotz Montgó herum zurück. Anderntags geht es nach Ondara und zurück nach Denia über den halb ausgebauten Bahntrassenradweg.
Der gesamte Küstenabschnitt ist, wie so oft, auch hier extrem dicht besiedelt, sodass die Wege immer an Häusern vorbei, durch Städte oder Industriegebiete und nur selten durch natürliche Landschaften führen. Zu viele Straßen, zu viele Autos, zu viele Menschen…
Gegen Abend des 14. Dezember verlassen wir die Küste in Richtung Berge.
Guadalest gilt als eines der „schönsten Dörfer Spaniens“ – davon gibt es allerdings etliche. Die Straße führt immer höher hinauf durch die Berge. Links und rechts in den Tälern sind riesige, mit hohen Netzen bespannte Flächen zu sehen, unter denen Japanische Wollmispeln angebaut werden. Den Likör, der aus den Früchten gewonnen wird, probieren wir später und finden ihn köstlich.
Gegen Abend parken wir auf dem großen Parkplatz unterhalb der Burg, auf dem Camper für 6€ übernachten dürfen. Es ist ruhig und recht idyllisch, und außer unserer Biene stehen nur drei andere Wohnmobile hier.
Anderntags laufe ich durch den kleinen Ort, dann hinter der Burg den Berg steil abwärts und gelange zum Embalse de Guadalest. 15% Wasser beinhaltet der See noch, die Wasserarmut in Andalusien zeigt sich deutlich. Hier und da ragen die Mauern ehemaliger Wohngebäude aus dem Wasser, die Ufer setzen sich hellbraun, fast weiß, vom türkisfarbenen See ab.
Am Ende des Sees liegt das interessant in die Landschaft eingepasste Vivood Landscape Hotel. Weiter bergauf sieht man von Weitem den Ort Benimantell und auf der anderen Seite wieder das Castel de Guadalest.
Am Nachmittag besichtigen wir die Burg, deren Ursprung bereits im 11. Jahrhundert liegt. Von den maurischen Resten ist nur noch die Turmruine erhalten. Der Ort innerhalb der Burgmauern beherbergt eine Kirche, ein Museum, das Rathaus, einen mit Platanen bestandenen Platz und viele Andenken- und Geschenkeläden.
Die Aussicht von der oberen Burg ist berauschend – in die Berge, bis zum Meer und auf den Stausee fällt der Blick.