18.-22. Juli
Vom Camping Sili fahren wir heute nach Kuldiga. In Alsunga besuchen wir den Sonntagsmarkt mit vielen Leckereien aus der Region und einigen Informationen über die hiesigen Traditionen. Eine Frau aus der Region erzählt mir, dass je nach Alter die Frauen unterschiedliche Trachten mit unterschiedlichen Gürteln, Handgelenk-Stulpen und unterschiedlichen Schmuckstücken tragen. An einem Stand kaufe ich Karotten-Rhabarber-Marmelade, an einem anderen teste ich Rhabarberwein, der allerdings sehr süß ist. Lieber nehme ich eine Flasche Birkenwein mit.
In Kuldiga gibt es so viele große freie Parkplätze, dass wir uns aussuchen können, wo wir stehen möchten. Von unserem Platz nahe der Altstadt erkunden wir nachmittags die Haupt- Einkaufsstraße und einige Nebenstraßen. Wie überall interessieren uns vor Allem die Baustile der Häuser und deren Zustand sowie die Atmosphäre in der Stadt. Hier in Kuldiga fühlen wir uns wohl, etliche Passanten schlendern wie wir durch die Stadt und essen oder trinken an den Ständen und Cafes Kleinigkeiten.
Einige Holzhäuser sind renoviert, bei anderen blättert die Farbe von den Brettern und Bohlen und verleiht dem Haus einen besonderen Charme. In der Liepajas Iela gibt es etliche restaurierte Steinhäuser, die von einem gewissen Wohlstand künden. Die Stadt war bereits im 14. Jahrhundert Mitglied der Hanse und wirtschaftlich gut gestellt. Heute ist die Stadt weniger bedeutend, es kommen aber viele Touristen in die Stadt, um die Ventas Rumbas zu besichtigen.
Wir laufen den kurzen Weg durch den Ort und durch einen Park, in dem viele Imbissstände Touristen mit Leckereien locken, bis zum Zugang zu den Ventas Rumbas, dem breitesten Wasserfall Europas mit 240m.
Nach dem Besuch hier gehen wir am Hauptplatz in Kuldiga essen und machen die Erfahrung, dass man in Lettland sehr lange auf die Bedienung warten muss. Offenbar bestellen sich Einheimische direkt an der Theke etwas und verkürzen so die Wartezeit. Wieder etwas gelernt!
In der Nacht regnet es und kühlt deutlich ab. Morgens geht es weiter ins 60 km entfernte Ventspils. Hier parken wir Biene auf einem großen, neu angelegten Parkplatz zwischen der Marina und der Mole. Hier haben wir eine tolle Aussicht auf die Ventamündung und die -sehr!- wenigen ein- und auslaufenden Schiffe. Ein wunderbarer Platz bis zum Abend, dann kommen Touristen, die bis spät in die Nacht das hell beleuchtete nebenan liegende Museumsschiff besuchen, und Möwen, die die Nacht mit ihrem Gekreische zum Tag machen.
Am Nachmittag zuvor haben wir die Stadt mit den Fahrrädern erkundet und das gut ausgebaute Radwegenetz genossen. Wir staunen über die breit angelegten Boulevards und die große Hafenpromende, während ein „Altstadtzentrum“ gänzlich fehlt. Straßen, Marktplatz und Rathausplatz sind fast unbelebt, und wieder wundern wir uns, wie wenig Menschen die sauber und gepflegt wirkenden Anlagen der Stadt nutzen.
Am folgenden Tag besuchen wir das kleine Freilichtmuseum in Ventspils – in einem Park gelegen, nicht weit vom Hafen entfernt. Es gibt verschiedene restaurierte Fischerboote mit unterschiedlichen Antriebsarten zu sehen, einige darf man auch betreten. Desweiteren schauen wir uns auf unterschiedliche Arten gebaute Holzhäuser an, gedeckt mit Holzschindeln, Schilf oder Brettern. Immer wieder stellt sich für mich die Frage, wie gut die Wände gegen die Kälte im Winter isoliert haben. In zwei Häusern, die als Viehställe gedient haben, entdecken wir einen Kamin.
Ebenfalls ungewöhnlich sind die Bienenstöcke im Hof eines Hauses und die Größe der Holländerwindmühle mit vier verschiedenen Mahlwerken.
Am Nachmittag fahren wir weiter die Nord-Westküste entlang durch endlos scheinenden Mischwald auf gut asphaltierter Straße bis zum Nationalpark Slitere. Auf dem Campingplatz Kaleji in Mazirbe finden wir einen schönen, ruhigen Platz für 10€/ Nacht. Wir können uns einen beliebigen Platz aussuchen – es ist fast vollkommen leer hier -, und wir bleiben gleich drei Nächte.
Vor dem Abend radeln wir zur nahen Ostsee, ich laufe ein Stück und genieße den warmen Wind.
Von Mazirbe aus machen wir einen Ausflug zum Petersmoor, von einem Wanderparkplatz aus, den wir bequem mit dem Rad erreichen. Durch den Wald, der auf den weit ins Land ragenden Dünen gewachsen ist, laufen wir über kleine Berge und Täler, Brücken und Stiegen bis zum Moorsee Peterezers.
Eine etwas längere Radtour führt uns am nächsten Tag durch die livischen Dörfer Mazirbe, Kosrags, Pitrags, Saunags und Vaide und schließlich bis zum Kap Kolka. Die ersten 12 km sind etwas gewöhnungsbedürftig: Es geht in sanften Kurven über sanddurchsetzte Waldwege, auf denen man ab und zu auch schieben muss. Immer wieder bleiben wir stehen und schauen uns die kleinen, teils auch großen alten und neuen wunderschönen Holzhäuser an. Meistens stehen sie auf großen Grundstücken, die bepflanzt und bewirtschaftet sind.
Kurz hinter Vaide machen wir Rast an einem See und wechseln dann bis Kap Kolka auf die P124, eine neu asphaltierte, wenig befahrene Straße. Hierauf fahren wir dann, bei recht starkem Gegenwind, zurück nach Mazirbe.