Auf nach Spanien und Marokko!
Am 21. November starten wir zu unserer Winterreise. Gerade rechtzeitig vor dem Kälteeinbruch mit viel Schnee in Deutschland, wie sich wenige Tage später herausstellt. Die Heizung in unserer Biene ist repariert, und der neue Fahrradträger ist angebracht, also steht einer Abfahrt nichts mehr entgegen.
Die erste Nacht verbringen wir bei frostigen Temperaturen in der Eifel, in Stadtkyll. Am Morgen weckt uns die Sonne und begleitet uns während der Weiterfahrt bis Luxemburg. In der Nähe der Stadt Luxemburg parken wir und schauen uns die Stadt an. Über die Bock- Kasematten gehen wir an den Befestigungsanlagen entlang, immer mit dem Blick in die tiefe Schlucht der Alzette und auf die Unterstadt.
Die Innenstadt ist geprägt von großen, oft neoklassizistischen Gerichts-, Verwaltungs- und Geschäftsgebäuden, schönen Plätzen und schicken Einkaufsmeilen.
Nach dieser kurzen Stadtbesichtigung besuchen wir unsere Reisefreunde Jacques und Patricia, die eine halbe Stunde entfernt wohnen. Ein schöner, unterhaltsamer und anregender Abend mit leckerem Essen wird es, bevor wir am nächsten Tag bei grauem Himmel weiter reisen und nach 400 Kilometern in Égriselles-le-Bocage übernachten. Bei Gien geht es am Folgetag über die Loire. Einen Streckenabschnitt fahren wir, von vielen Kreiseln genervt, über die Autobahn, und beim Wechsel von einer auf die andere Autobahn erleben wir erstmals, dass das Mautticket nicht angenommen wird. Vor geschlossener Schranke stehen wir nun und versuchen, die Anweisungen der französischen Automatenstimme zu befolgen. Nach 10 Minuten öffnet sich schließlich die Schranke, und um 12,50€ ärmer (für gefühlte 10 Kilometer) dürfen wir weiterfahren.
Hinter Limoges beginnt die schöne Landschaft der Dordogne – bei wärmerem Wetter eine ideale Fahrradgegend! Für uns geht es heute aber weiter bis hinter Perigueux, wo wir auf einem heruntergekommenen Bauernhof im „Garten“ für 6€ übernachten.
25. November
Das Gras ist morgens noch gefroren, aber die Sonne scheint, als wir Richtung Bergerac und Agen starten. Die Route durch das Perigord und später durch das Arondissement Condom im Kanton Baise-Armagnac und über Pau ist nur gemächlich zu befahren, aber so können wir uns an den schönen Landschaften erfreuen. Sechs Stunden brauchen wir für 300 Kilometer und landen schließlich am Fuße der Pyrenäen in Laruns.
30. November
Wir haben Glück: Während unserer Pyrenäenüberquerung scheint den ganzen Tag über die Sonne, und so können wir die Strecke hinauf über Fabrèges und Frontera de Portalet hinein in den Schnee auf 1850m Höhe und schließlich über den „Schneezirkus“ in Formigal hinab nach Sallent de Gállego so richtig genießen. Oben auf dem Parkplatz am Pass Col du Portalet darf Biene ihre ersten Schnee- und Eiserfahrungen machen, bevor wir die Grenze zu Spanien überqueren.
In Sallent de Gálego müssen wir uns erstmal die Füße vertreten und laufen durch den hübschen Ort auf etwa 1350m Höhe. Wintersporthotels und Ferienunterkünfte gibt es hier, recht unauffällig und passend in die ursprüngliche, allerdings fast vollständig restaurierte Ortschaft eingepasst. Noch sind kaum Touristen da. Eine Herde Kühe wird direkt am Orteingang auf dem Betonboden vor dem Wasserkraftwerk von zwei Hirten bewacht.
Am Embalse de Lanuza vorbei fahren wir zum Embalse de Búbal und weiter bergab Richtung Huesca. Die Autobahn ab Sabinanigo wirkt wie neu gebaut und ist hervorragend zu befahren – und wie die meisten Autobahnen in Spanien kostenlos. Der Blick zurück auf die lange Kette von bis zu 3200m hohen Gipfeln ist beeindruckend.
In Almudévar biegen wir ab zum Embalse de la Sotonera, wo wir ein recht idyllisches abgelegenes Nachtquartier am See finden. Dieser See ist zu 93% gefüllt, Baumkronen ragen aus dem Wasser. Viel hat es offenbar hier geregnet im letzten Monat. Am Morgen nach einer sehr ruhigen Nacht laufen wir am Ufer zu der langen Staumauer, bevor die Reise weitergeht Richtung Saragossa.
In Saragossa ist der kostenlose Stellplatz am Campo de Ebro gut ausgeschildert. Etliche Wohnmobile stehen hier schon; wir richten uns ein und haben den Nachmittag noch vor uns, um zu einer ersten Stadtentdeckungstour aufzubrechen.
Direkt gegenüber vom Stellplatz fährt die Straßenbahn los, die uns für 1,50€ in 15 Minuten in die Innenstadt bringt. An den Murallas Romanas, den römischen Mauerresten, steigen wir aus. Schon ein paar Jahre vor unserer Zeitrechnung wurde die Stadt von den Römern gegründet. Wir überqueren den Platz an der Fuente de la Hispanidad, um uns vom Turm der barocken Basilica de Nuestra Senora del Pilar einen ersten Überblick über die Stadt zu verschaffen.
Nach der Besichtigung der im Innenraum besonders pompös gestalteten Kathedrale erkunden wir die Straßen der Altstadt. Die großen mehrstöckigen Häuser mit ihren Balkonen und Erkern und vielen Jugendstilelementen gefallen uns ausgesprochen gut. Die Leckereien in den Schaufenstern werden immer verführerischer, bis wir schließlich in verschiedenen Tapas- Bars unseren Hunger und Durst stillen. Zum Abschluss gibt es zwei köstliche, extrem süße Stücke Kuchen, bevor wir an der abendlich erleuchteten Markthalle in die Tram steigen.
Das gleichmäßige Summen der nahen Autobahn singt uns in den Schlaf und weckt uns früh morgens auf. Noch einmal fahren wir mit der Tram in die Stadt, denn es gibt noch viel zu sehen.
Die Catedral del Salvador erhebt sich nahe der Catedral del Pilar am Ebro. La Seo, wie sie auch genannt wird, ist in ihren ältesten Teilen viel älter als die Catedral del Pilar, bereits im 12. Jahrhundert wurde mit dem Bau begonnen. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie erweitert und renoviert, so dass sie heute in vielen verschiedenen Baustilen und damit als Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen erscheint. Leider darf man im Innenraum nicht fotografieren. Dieser ist – neben dem Hauptaltarraum – in sehr viele sehr unterschiedliche Kapellen unterteilt, eine kunstvoller und reicher ausgestattet als die nächste. Die achteckige Turmkuppel und eine Orgel aus dem 15. Jahrhundert schmücken den Hauptraum.
Von der Kathedrale aus gelangt man in ein Wandteppich- Museum, in dem riesige Wandteppiche aus dem 16. Jahrhundert zu sehen sind.
Der Eintritt in beide Kathedralen, den Turm und ein weiteres Gebäude beträgt übrigens lediglich 18 € für uns gemeinsam, was gegenüber anderen europäischen Eintrittsgeldern ein sehr geringer Preis ist.
Ein weiteres imposantes und umgewöhnliches Gebäude lernen wir an diesem Vormittag kennen, nachdem wir durch die Altstadt geschlendert sind. Die Aljaferia ist der Stadtpalast von Saragossa und ist von Wehrmauern und einem Graben umgeben.
Die maurischen Ursprünge aus dem 11. Jahrhundert sind im Innenhof und den umgebenden Räumen noch gut zu erkennen. Diese sind in den 1980er Jahren restauriert worden und gehören als Werk der Mudéjar- Architektur zum UNESCO- Weltkulturerbe.
In den großen repräsentativen Räumen hat man die farbigen Deckenkonstruktionen restaurieren können, alle weiteren Räumlichkeiten sind als Verwaltungssäle und Konferenzräume wieder aufgebaut worden und werden heute auch vom dem aragonesischen Regionalparlament genutzt.
Sicher gibt es in Saragossa noch viel mehr zu sehen, unter Anderem die Gebäude und Parks der Weltausstellung von 2008, doch wir wollen hier nicht noch eine Nacht verbringen und verlassen die Stadt Richtung Westen.