Nach Portugal und entlang der Algarve nach Westen

Desierta de Gorafe am Morgen
Blick auf die Sierra Nevada am Morgen

Nach einer sehr ruhigen Nacht verlassen wir am Vormittag die staubige Wüste und fahren nur wenige Kilometer weiter nach Guadix. Guadix ist eine Stadt in der fruchtbaren Hochebene auf immer noch 915m Höhe und am Ufer des Rio Guadix gelegen. Nachdem wir auf einem großen Platz neben etlichen anderen Wohnmobilen geparkt haben, überqueren wir den Fluss – das heißt: das betonierte Flussbett, in dem einst der Rio Guadix geflossen ist. Wie alles in Andalusien ist es auch hier staubtrocken.

Flussbett des Guadix

Bei einem Rundgang durch die Stadt laufen wir zunächst auf die alles überragende Kathedrale zu. Sie wurde zwischen 1510 und 1796 gebaut und beinhaltet wegen der langen Bauzeit sämtliche Stilrichtungen von Gotik bis Barock.

Besonders beeindruckend ist das Chorgestühl aus der Zeit des Barock.

Nach dem Besuch der Kathedrale trinken wir einen Kaffee auf der schönen Plaza de la Constitucion und laufen dann weiter an der Alcazaba de Guadix (die leider geschlossen ist) vorbei in Richtung der Hügel über den südlich gelegenen Höhlenvierteln der Stadt.

Von hier aus haben wir den Überblick – sowohl über die ärmlichsten Höhlen der Menschen, die hier im Müll unter schlechtesten Bedingungen hausen, als auch über die Hügel mit luxuriösen Höhlenwohnungen. Die Wohnungen sind in das weiche Kalktuff- und Lößgestein gegraben. Es gibt etwa 2000 davon; die oftmals weiß getünchten Schornsteine ragen aus den konischen Hügeln heraus.

Gegen Abend fahren wir noch einige Kilometer weiter bis zu einem ruhigen Platz am Stausee „Francisco Abellan“ und sind völlig überrascht, als wir den Platz sehen – hier waren wir doch vor vier Jahren schon einmal! Heute ist der Stausee allerdings nur noch halb gefüllt.

Den Plan, Granada zu besuchen, verwerfen wir, da das Wetter grau ist, es regnet leicht, und für den Besuch der Alhambra muss man weit im Voraus Karten buchen. Ein Fahrtag also, und so fahren wir, abgesehen von einer kurzen Mittagsrast an der Laguna de Fuente de Piedra, bis kurz vor die spanische Grenze und übernachten an einem abgelegenen Friedhof.

 

Am 8. Februar erreichen wir die Guadiana- Brücke und fahren in Portugal ein. Das erste Ziel ist nicht weit: Der Stellplatz Campo e mare liegt wenige Kilometer vom Meer entfernt und beherbergt uns für zwei Nächte. Voll ist es hier, die Wohnmobile stehen dicht an dicht, das ist schon gewöhnungsbedürftig nach der Freiheit in Griechenland! Doch wir brauchen Strom, und außerdem wird, so liest man, das freie Stehen in Meeresnähe an der Algarve recht streng geahndet.

Bei einem kleinen Spaziergang im Nachmittagsgrau erkunden wir die Umgebung. Am nächsten Tag radeln wir schließlich zunächst nach Süden zum Meer, ein paar Kilometer über die recht neu angelegten Holzstege zwischen Manta Rota und Cacela Vela mit Blick auf die Lagunenlandschaft der Sand-Algarve und zurück nach Norden bis zum Embalse de Beliche, den wir aus früheren Jahren noch kennen.

10. Februar

Nach dem sonnigen Tag gestern ist der Himmel nun wieder grau. Wir fahren eine Stunde weiter bis nach Olhao, wo wir für zwei Nächte auf dem großen Campingplatz (für 10,20€/Nacht!) bleiben. Von hier aus spaziere ich nachmittags durch die Lagunenlandschaft mit Sanddünen, kleinen Flüssen und Landzungen. Müll, insbesondere Plastiktüten, haben sich in jeder Wasserrinne gesammelt. Zudem riecht es unangenehm nach vergammelten Algen und Fisch. Das Gebiet des Naturpark Ria Formosa erstreckt sich hier über 170qkm. Für Vogelbeobachter*innen muss das hier paradiesisch sein, mir gefällt es weniger.  

Leider ist auch der nächste Tag grau und kühl, was uns jedoch nicht von einer Radtour abhalten kann. Diese ist dem Wetter angepasst: Durch graue Industriezonen geht es bis Olhao- Stadt, von dort aus über Teile der Ecovia Literal – einem immer wieder unterbrochenen Radweg in Küstennähe – und Hauptverkehrsstraßen, die als Radverbindungen gekennzeichnet sind. Das macht weder Spaß noch ist die Gegend ansehnlich! Lediglich ein paar Flamingos zwischen den riesigen Salzgewinnungsanlagen sind sehenswert.

Nach Faro geht es weiter über stark befahrene Straßen – Radwege oder schmale Straßen führen allesamt in Sackgassen. In der Stadt halten wir uns nicht lange auf – zu kalt ist der starke Wind mit Böen bis zu 60 Stundenkilometern. Während wir auf dem Hinweg noch Rückenwind hatten, bläst er uns auf dem Rückweg entgegen. So treten wir uns warm und sind froh, wieder an unserer Biene anzukommen!

An den folgenden Tagen bleibt das Wetter durchwachsen: starker Wind treibt immer wieder Wolken über das Land, und die Temperaturen von gemessenen 16 oder 17 Grad fühlen sich deutlich kühler an.

12. Februar

Wir fahren nach Armacao de Pera an der Küste entlang nach Westen. Der große Stellplatz, auf dem bisher viele Wohnmobile stehen durften, ist nun geschlossen, so dass wir auf den örtlichen Campingplatz ausweichen. Der ist zwar mit 11€ billig, bietet allerdings auch nur kaltes Wasser beim Duschen.

Zum Brunchen treffen wir uns mit Bekannten, danach laufe ich an der Strandpromenade entlang und über den Küstenpfad einige Kilometer nach Westen. Der Wanderweg wird immer wieder um große Appartement- Blocks herumgeleitet, die, je westlicher ich komme, desto luxuriöser wirken. Immer wieder gleitet der  Blick über die Felsformationen und die dazwischen liegenden Strandbuchten.

Am 13. Februar wagen wir trotz des kühlen Windes eine Radtour von Armacao de Pera nach Carvoeiro, möglichst nah an der Küste wollen wir entlang radeln. Das ist allerdings oft nicht möglich, da immer wieder Straßen als Sackgassen in Edel- Wohngebieten enden oder der Küstenabschnitt mit schwierig zu befahrenden Sand- und Schotterstrecken durchzogen ist. So landen wir immer wieder auf relativ stark befahrenen Straßen. Der europäische Radweg R1, welcher hier durch die Algarve verläuft, ist nur in kleinen Teilen ausgebaut und oftmals nicht als solcher erkennbar – wenn er nicht als Schotterstrecke verläuft oder einfach über die Hauptverkehrsstraßen ohne eigene Radspur verlegt ist.

Blick auf Carvoeiro

Nach Carvoeiro kann man mit dem Wohnmobil nicht mehr hineinfahren, schon hunderte von Metern vor der Küste stehen Verbotsschilder.

Nach einer weiteren Nacht auf dem CP fahren wir weiter nach Alvor, wo wir Freunde auf dem einzigen großen Parkplatz treffen, wo es zur Zeit noch erlaubt ist, mit dem Camper zu stehen. Nachmittags laufen wir über den Strand bis zu den Tres Irmaos, großen Felsen, die aus dem Sand und dem Wasser herausragen. Das Wiedersehen wird abends bei einem leckeren portugiesischem Essen in einem der zahlreichen Restaurants in Alvor gefeiert.

15. Februar

Nach einem gemütlichen Start bewegen wir Biene nur wenige Kilometer weiter nach Lagos. Wir brauchen eine portugiesische SIM-Karte, damit wir in den nächsten Wochen unbegrenzt im Internet surfen können, und werden bei MEO in Lagos fündig: 40€ für einen Monat unbegrenzte Daten.

Bei einem kleinen Stadtbummel entdecken wir das berühmte grün gekachelte Haus und andere hübsche Ecken. Einen Besuch in einem Laden, in dem es Cannabis(produkte) zu kaufen gibt, lassen wir uns natürlich nicht nehmen.

Nachmittags klart es etwas auf, und so fahren wir noch zur Ponta da Piedade, dem wohl am häufigsten fotografierten Küstenabschnitt Portugals. Wir haben Glück – vielleicht ist den Touristen der Wind auch zu stark – jedenfalls sind die Wege an den Klippen entlang nicht stark besucht. Überall hat man hier in den letzten Jahren Holzstege gebaut, damit die Touristenströme in gelenkten Bahnen auf den Felsvorsprünge laufen. Durch Erosion bröckeln die Felsen stark, und so waren – neben dem Naturschutz – wohl auch Sicherheitsmaßnahmen erforderlich.

Von der Klippe steigen wir zuletzt über die steile Treppe hinunter zu den Grotten. Hier starten in wärmeren Zeiten die Boote, die die Felsentore durchfahren. Heute schlagen hohe Wellen an die Felsen, die Gischt spritzt mehrere Meter hoch.

Am Spätnachmittag entschließen wir uns, die Algarve zu verlassen und an der Westküste nach nach Norden weiterzufahren.

Unser Algarve- Fazit: Die Blicke in Richtung Meer und Küste sind atemberaubend. Die Städte mit ihrer immer dichter werdenden Bebauung sind es nicht. Das Radfahren ist schwierig, da es kaum ausgebaute Radwege gibt und der Verkehr dicht ist. Erst im Hinterland der Algarve wird es ruhiger. Hier sind wir vor drei bzw. vier Jahren mit Freude ausgiebig Rad gefahren. Jetzt zieht es uns aber in unbekanntere Gegenden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert