Die Vorbereitungen für die nächste Reise laufen auf Hochtouren. Im Winterhalbjahr soll es über Südtirol Richtung Kroatien, Montenegro, Albanien bis Südgriechenland und auf den Peloponnes gehen. Dazu wollen wir uns viel Zeit lassen.
An der Biene haben wir für diese lange Reise noch ein paar kleine Verbesserungen und Verschönerungen vorgenommen. Innen an der vorderen Schlafzimmerwand gibt es nun eine Tapete aus weiß und gelb melierten Filzkacheln, außen haben wir auf der Rückwand ein Rohr angebracht, in dem lange Gegenstände wie Wanderstöcke, Abspannstangen und Sonnenschirm verstaut werden können.
Allerdings werden wir uns für die nächsten Monate mit einem Kartuschen-Gaskocher und einer Elektro- Herdplatte für den Notfall begnügen müssen: Vor zwei Wochen wurde der Gasherd aufgrund einer Rückrufaktion wegen undichter Gasschläuche ausgebaut – wegen Materialmangels kann dieser aber nicht repariert werden und auch nicht durch einen neuen Gasherd ersetzt werden. Ärgerlich, aber unabänderlich.
25. September
Nach einem Besuch in Fulda und einer Inspektion unserer Biene in Mering fahren wir über den Fernpass zum Reschensee hinunter und verbringen in St. Valentin auf der Haide unsere erste Nacht.
Am 28. September radeln wir eine Runde um den Reschensee und oberhalb des Haidersees über Dörfl an den Bergen entlang bis Burgeis und wieder zurück. Wir genießen Berge und Sonne. Wie haben wir die Berge und Hügel vermisst, das ist doch etwas anderes als flache Nurbaumländer!
Der Reschensee ist aufgrund von Wartungsarbeiten nur halbvoll. Der Kirchturm von Graun steht in einer Pfütze.
An der Etsch entlang geht es zurück.
Nach der Radtour und einer kleinen Erholungspause fahren wir mit Biene weiter talwärts an der Etsch entlang bis Glurns und übernachten auf dem Stellplatz Gloria Vallis. Mit 20€ ist dieser in dieser Gegend der günstigste Platz. Frei stehen kann man hier nicht – das ist überall verboten und wird auch streng geahndet. Am frühen Abend laufen wir noch über die Apfelplantagen bis in das kleine, hübsche Städtchen Glurns.
Am nächsten Morgen erwartet uns nach kräftigem nächtlichem Regen in der Nacht wieder ein aufklarender Himmel.
Wir wollen die beiden nächsten Tage, für die noch Sonnenschein vorausgesagt ist, nutzen, um ins Schnalstal hinaufzufahren und dort zu wandern. Schließlich erwarten uns dort deutlich kühlere Temperaturen, sodass wir ein paar wärmende Sonnenstrahlen brauchen.
Am Vernagter Stausee, etwa 6 Kilometer vor dem Talende, finden wir mühelos einen Parkplatz. Anscheinend ist die Saison wirklich vorüber, Massen von Campingbussen und Wohnmobilen kamen uns auf der Hauptverbindungsstraße aus Richtung Meran zum Reschenpass entgegen. Hier am See parken nur noch vereinzelt Touristen-PKW. Die Wanderung um den See ist keine große Herausforderung, erfordert aber schon ein wenig Trittsicherheit und gutes Schuhwerk.
Nach der kleinen Wanderung um den See fahren wir bis nach Kurzras, dem letzten Ort im Schnalstal mit dem am höchsten gelegenen Stellplatz Europas.
Außer unserer Biene stehen hier nur noch vier Camper, der Platz bietet Raum für viele mehr! Wie es hier wohl zur Schisaison oder im Hochsommer aussieht? Vermutlich bekommt man dann kaum einen Platz. Wir richten uns für ein paar Nächte ein und nutzen bei fast 0 Grad in der Nacht am Morgen und Abend die Heizung zum ersten Mal. Als die Sonne am Morgen über den Berg kommt, überkommt uns dieses große Glücksgefühl angesichts der mächtigen Bergketten.
Da die Sicht heute gut ist, beschließen wir, heute das zu tun, was ich schon seit langen Jahren im Sinn habe: Mit der Gletscherbahn zum Grawand hinaufzufahren und auf den Finailsee hinunter zu blicken. Hier ist vor über 40 Jahren ein Unglück geschehen, das mein Leben entscheidend beeinflusst hat.
An der Bergstation bestaunen wir die Schifahrer, die auf dem klein gewordenen Hochjochferner Gletscher die letzten Reste Schnee für ihren Sport nutzen. Doch ab 13 Uhr ist Schluss, der einzige Lift, der noch in Betrieb ist, steht still.
Ganz schön kalt ist es hier oben, glücklicherweise weht jedoch kaum Wind, und so steigen wir einige Treppen bis zur Plattform hinauf.
Von hier oben führt ein schmaler Grat über den Bergkamm. Dieser scheint gut befestigt durch ein Seil und meist trittsichere Steine, aber etwas mulmig ist es uns doch, als wir hier hinüber balancieren, immer eine Hand am Seil, die andere am Fels. Beide sind wir keine Bergsteiger*innen, und die Knie wackeln zunächst ein wenig.
Nach der Mittagsrast auf einer großen Steinplatte mit dem großartigsten Ausblick kehren wir über den Weg zurück, über den wir gekommen sind. Zu riskant ist uns das Weiterklettern, und schließlich ist der Rückweg bergauf etwas einfacher als der Hinweg.
Hinab geht es wieder mit der Gletscherbahn.
Am Nachmittag will ich noch überschüssige Energien verbrauchen und mache eine kleine, aber anstrengende Wanderung zum Roten Kofel hinauf.
So viel ungewohnte Bewegung für mich als Radfahrerin! Kein Wunder, dass der Hunger anschließend groß, der Abend kurz und die nächste Nacht lang ist!
Am 1. Oktober hält sich das Sonnenwetter noch, und so machen wir gemeinsam noch eine Wanderung zur Lazaun- Hütte hinauf.
So langsam gewinne ich immer mehr Freude am Wandern, die Ausblicke sind überwältigend, und die langsamer als beim Rad fahren vorbeiziehende Landschaft gibt den Blick auf Details frei. Schön hier!
Am Nachmittag ziehen immer mehr Wolken auf, und so machen wir uns doch wieder auf den Weg hinunter ins Etschtal. Am nächsten Tag soll das Wetter dort noch freundlich sein, und so planen wir eine Radtour die Etsch hinauf. Daraus wird allerdings nichts: Der einzige freie Übernachtungsplatz kostet uns 46€ und liegt auf einem übervollen Campingplatz in Naturns, wo wir dicht gedrängt zwischen anderen Campern stehen. Zudem müssen wir den Platz bis 11 Uhr am nächsten Morgen verlassen haben. Notgedrungen und zähneknirschend nehmen wir Preis und aufdringliche Nähe in Kauf, entschließen uns aber, hier keine weitere Nacht zu verbringen, die Dusche am nächsten Morgen ausgiebig zu nutzen, den Wassertank randvoll zu machen und dann weiter zu fahren Richtung Triest.