14.- 18. August
Am 14. August beginnt unsere Rückreise. Wir verlassen Käsmu und den Lahemaa Nationalpark, einen der schönsten Orte unserer Reise. Zügig geht es an der Nordküste Estlands entlang bis Jorvi, von dort nach Süden bis zum Kloster Pühtitsa in Kuremäe. Als erstes russisch- orthodoxes Kloster auf estnischem Boden wurde es 1891 gegründet und war durchgehend bewirtschaftet. Heute leben und arbeiten hier noch etwa 100 Nonnen.
Besucher sind willkommen, und man kann auf dem Gelände spazieren gehen. Wir sind beeindruckt von den gepflegten Holzbauten und der gepflegten Anlage. Schon der Gang durch das Klostertor, aber auch die sechs Kirchen des Konvents und die Wohn- und Wirtschaftsbauten zeugen von viel Geld, das hier investiert wurde.
Nach dem Besuch kaufen wir noch ein Glas Honig und machen uns dann auf den Weg zum Peipus-See, wo wir bei Rannapungerja an der Flussmündung einen ruhigen Platz zum Übernachten finden. Auf der großen Wiese trocknen Fischer ihre Netze neben den Wohnmobilen. Der Blick auf den See gaukelt uns vor, wir seien am Meer: Gegenüber ist kein Ufer in Sicht.
Wir laufen noch eine kleine Runde zum alten Leuchtturm auf der Landspitze und haben anschließend eine ruhige Nacht.
Am nächsten Tag führt die Fahrt am Ufer des Peipussees entlang, den Blick auf den See hat man hier nur selten. Am Straßenrand verkaufen Händlerinnen jede Menge Zwiebeln, nicht umsonst haben die Dörfer hier den Beinamen „Zwiebeldörfer“. Mustvee und Kolkja gelten als Heimat der Altgläubigen, die sich hier vor Jahrhunderten ansiedelten und noch heute ihre Bräuche leben. In Mustvee laufen wir durch den Hafen und am See entlang. Überall herrscht gähnende Leere: Kaum Bewohner, kein Tourismus. Und vor Allem: auf dem ganzen riesigen See sehen wir nicht ein einziges Boot, keinen Wassersportler. Ob das an der russischen Grenze liegt, die mitten durch den See führt, oder am starken Wind? Eigentlich soll es hier zumindest Fischer geben….
Durch einsame, wenig abwechsungsreiche menschenleere Wälder, Wiesen und Felder geht die Fahrt weiter Richtung Tartu. Nichts reizt uns, hier länger zu verweilen, und so kommen wir am Mittag in Tartu an.
Der Innenstadtkern ist schnell erkundet. Ein Café reiht sich ans nächste, Restaurants im Überfluss, und bei dem warmen Wetter sind diese auch recht gut besucht. Viele Kirchen gibt es, und die alte Universität mit ihrem Hauptgebäude, doch auch viele Neubauten unterschiedlichster Art. Auch hier zeigt sich wieder, dass man in Estland beim Bauen offenbar deutlich mehr Freiheiten hat als in Deutschland.
In Tartu muss Tom – zum ersten und letzten Mal auf unserer Reise – seinen Impfpass vorzeigen – vor der Besichtigung einer Kirche.
Uns zieht es nun mit Macht wieder heimwärts, und nach einer Übernachtung im Gauja- Nationalpark am Ungurssee fahren wir bei starkem Westwind auf direktem Wege ohne Stopps weiter bis Polen. An der polnischen Grenze wirft zum ersten Mal ein polnischer Grenzbeamter einen kurzen Blick in unsere Biene – das erste Mal, dass sich an einer Grenze überhaupt jemand für uns interessiert. Die Ausweise oder den Impfausweis müssen wir aber auch hier nicht vorzeigen. Bei Jaglowo übernachten wir auf einem kleinen privaten Stellplatz in wunderschöner Umgebung. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen bei einem Bad im Fluss.
Von hier aus geht es innerhalb zweier Tage durch Polen bis nach Deutschland.
Nachdem die „Hürde“ eines 30km langen Schlamm- und Schotterweges vom Stellplatz auf die Autobahn geschafft ist und unser Auto seine Offroad- Tauglichkeit bewiesen hat, geht es zügig voran.
Unser letztes Ziel ist der Niedere Fläming, südlich von Berlin. Wir wollen hier nachholen, was wir im Baltikum nur bedingt konnten: Eine lange Fahrradrunde auf dem Fläming Skate fahren. Der gesamte Fläming Skate umfasst 230km, die mit feinstem Asphalt bedeckt und dazu noch autofrei sind
Es wird eine entspannte, große Runde, bevor wir nach Hause fahren.