An der Atlantikküste nach Süden und an die Algarve

An der Westküste

Wir stehen gut auf dem Stellplatz bei Sao Teotonio und verbringen den ganzen Sonntag in Biene, denn es regnet stark und ohne Unterbrechungen. Montags lässt der Regen nach, so dass wir auf den Markt in Sao Teotonio gehen, um dort Gemüse und eine neue Pfanne zu kaufen.

Erst am 7. Januar ist das Wetter wieder sonnig und warm, so dass ich eine Wanderung von Zambujeira zum Cabo Sardao machen kann. Der Weg führt über die Rota Vicentina, den bekannten Küstenwanderweg, der mit blau-grünen Streifen immer gut gekennzeichnet ist. Er führt über die letzten sieben Kilometer ausschließlich an der Steilküste entlang, wo sich immer wieder tolle Blicke auf Klippen und Meer bieten.

Das kleine Fischerdorf Porta das Barcas wirkt noch ursprünglich und hat einen sehr sehenswerten Charme. Flache Fischerhütten reihen sich aneinander, in der Bucht liegen die Fischerboote, Fischer flicken Netze oder Boote.

Steil führt eine schmale, mit Geröll überspülte Treppe nach dem Abstieg wieder steil nach oben auf die nächsten Klippen. Der Regen hat große Pfützen und teils schlammige Wege hinterlassen. Wanderer begegnen mir selten.

Ein paar Kilometer vor dem Cabo sehe ich in der steil abfallenden Felswand viele Storchennester, deren Bewohner darüber schweben, mit weit nach unten hängenden Beinen – leider zu weit entfernt um ein gutes Foto abzugeben. Am Cabo Sardao werde ich abgeholt, und wir verbringen den Rest des Nachmittags mit Blick aufs Meer, bevor wir uns einen ruhigen Nachtplatz jenseits des Naturschutzgebietes östlich der EN393 suchen.

In Odeceixe treffen wir am späten Vormittag des 8. Januar ein, wandern den Hügel zur Mühle hinauf und schauen uns das mäßig sehenswerte Städtchen an, das wir bisher nur von Weitem von mehreren Fahrradtouren in den vergangenen Jahren kannten.

Später fahren wir auf einen der großen Parkplätze oberhalb des Strandes von Odeceixe. Das Wetter ist trüb, so dass wir nach dem Spaziergang am Strand wieder vor dem Regen in Biene flüchten und dem Wellenspiel von oben zusehen.

Aufgrund der Wohnmobilflut und dem teils sehr unbedachten Verhalten von Freistehern in den letzten Jahren ist das Übernachten in Strandnähe – auch auf den großen leeren Parkplätzen im Winter – nirgendwo mehr gestattet und wird im Naturschutzgebiet auch mit hohen Strafen geahndet. Selbst das Parken tagsüber ist nur noch auf bestimmten Abschnitten gestattet. Leider gibt es allerdings an der Westküste Portugals nur wenige schöne Stellplätze in relativer Strandnähe, sodass man oft entweder weiter weg vom Strand oder illegal übernachten muss.

Somit sind wir heute gezwungen, auf einen Nachtplatz in Odeceixe auszuweichen, der mit 10€ zwar preiswert, aber nicht schön ist. Naja, es ist früh dunkel und wird auch erst um 7.30 Uhr hell – da macht das im Winter nicht viel.

9. Januar

Die Sonne kommt hervor und schon früh stellen wir Biene ein paar Kilometer weiter südlich auf einem Parkplatz am Ribeira de Aljezur ab. Von hier aus radeln wir zunächst nach Aljezur über den steil aufragenden Berg mit der Burgruine. Auf der anderen Seite geht es hinab und auf der Südseite des Flusses entlang, bald bekommen wir die großen kultivierten Flächen des Flussdeltas in den Blick. Nach Monte Clerigo ist es nicht weit.

Auf der Flussseite können wir fast bis zum riesigen Strand von Amoreira hinabgehen. Viele Holztreppen führen bis an den Klippenrand, und jetzt, bei Niedrigwasser, werden wir auf der Südseite nur durch wenige Meter Flusswasser von dem Strand auf der Nordseite getrennt.

Nur ein paar hundert Meter weiter liegt der alte Fischerort Monte Clerigo mit weitem, recht belebten Strand. Die Wellen türmen sich vor der Küstenlinie heute bis zu vier Metern auf, die Gischt weht über den Strand und salzt uns ein.

Auf dem weiteren Weg durch den Barranco de Monte Clerigo und die „unfertig“ wirkende großflächig angelegte Siedlung Vale da Telha zur Ponta da Atalaia befahren wir überwiegend zwar geteerte, aber so häufig geflickte und in den Löchern geschotterte Straßen, dass ein Waldweg wohl eine deutlich bessere Alternative wäre. Von der Ponta aus gibt es wieder einmal tolle Ausblicke nach Norden und Süden.

Vale da Telha

Optimal erscheinende (Nacht)plätze sehen wir überall, doch auch hier Schilder verbieten immer wieder das Nächtigen im Wohnmobil, manchmal auch die Zufahrt.

Arrifana, etwas weiter südlich an der Küste gelegen, ist der letzte Ort der heutigen Tour, und an den Ruinen des Fortaleza kehren wir um.

Zum wiederholten Mal zeigt sich auf dem Rückweg durch Aljezur, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, dem Eurovelo 1 zu folgen. Hier führt er über schmale und steile, teils zugeparkte Kopfstein-gepflasterte Gassen auf und ab – das ginge auch einfacher!

10./11. Januar

Die beiden folgenden Nächte verbringen wir auf dem ziemlich neuen Stellplatz „Francelho on wheels“ bei Monte Ruivo, für 10€ /Nacht kostengünstig und ruhig, allerdings ohne Baum- oder Strauchbewuchs noch kahl vor einem Eukalyptushain gelegen. Von hier aus radeln wir an die Westküste an den weiten Praia de Vale Figueiras – eine zuletzt drei Kilometer lange, immer abwärts zum Meer hin (…und später dann immer aufwärts) führende Ruppel- und Holperstrecke. Am Ende belohnt uns der Strand mit den immer noch hoch aufschäumenden Wellen für die Strapazen. Die Fältelung der Gesteinsschichten ist auch hier wieder beeindruckend fotogen.

Tage an der Algarve

Auf dem Weg zum Salema Eco-Camp verbringen wir noch einen Tag in Lagos – unter anderem, um Oberbekleidung zu kaufen. Parken kann man hier hervorragend und stadtnah auf einem riesigen Parkplatz direkt hinter der Stadtmauer. Beim Stadtbummel durch die wenig belebten Gassen und Sträßchen sehen wir zwar -zig Restaurants und Cafés, etliche Geschäfte, in denen man Cannabis kaufen kann, drei Unterwäschegeschäfte nebeneinander – aber kein einziges „normales“ Bekleidungsgeschäft. Dann eben nicht – die Stadt ist dennoch ansprechend.

Auf dem Campingplatz Eco Camp Salema verbringen wir fast eine ganze Woche. Er ist auf einem steilen Hang etwa 1,5 Kilometer landeinwärts angelegt. In Serpentinen führt der Weg den Berg hinauf, die Stellplätze befinden sich auf mehreren Ebenen und können nur von relativ kleinen Wohnmobilen angefahren werden. Von vielen Plätzen aus hat man eine gute Sicht ins Tal oder auf die umliegenden Hügel. In den letzten Jahren sind noch einige feste Hütten und Zelte auf aufgestelzten Holzplattformen hinzugekommen. Vor fünf Jahren haben wir den Platz kennen gelernt und uns dort wohl gefühlt. Inzwischen ist er, wie wir nun feststellen, sehr beliebt und entsprechend gut gefüllt – fast ausschließlich mit deutschen und niederländischen Wohnmobilen. Wir fühlen uns dennoch wohl.

Die Tage sind sehr sonnig, allerdings mit etwa 15 bis 16 Grad nicht besonders warm. Die Temperaturen sind wie gemacht zum Wandern und auch zum Radfahren. An einem Tag wandere ich einige Kilometer auf einem weiteren Teil der Rota Vicentina mit wunderbaren Ausblicken auf kleine Strände und die Klippen.

In dem ehemals kleinen Küstenort Salema hat man in den letzten Jahren sehr viele zweistöckige Ferienbungalows gebaut, angepasst an die Form der Klippen und ohne die Bausünden wie sie an der spanischen Küste oder bei Portimao zu sehen sind zu begehen. Noch stehen die Wohnungen fast alle winterlich leer, lediglich die Strandpromenade ist etwas belebter.

Eine Radtour machen wir von hier aus an der Küste entlang zur Ponta da Piedade zu den wohl schönsten und bekanntesten Felsformationen der Algarve. An der höchsten Stelle sind die Felsen 20m hoch, wir steigen hinauf und schließlich auch hinab bis zur Anlegestelle der Boote im Sommer.

Auf dem Rückweg schauen wir uns einen der immer häufiger werdenden Golfplätze an der Algarve an. Angesichts der Wasserknappheit und der leeren Talsperren in diesen südlichen Gebieten Europas eine unglaubliche Dreistigkeit.

Bei einer anderen Tour radeln wir in die entgegengesetzte Richtung, nach Westen bis zum südwestlichsten Punkt Europas, dem Cabo Sao Vicente. Der Leuchtturm und das Areal darum herum sind leider „vorübergehend geschlossen“, und auch der Kultstand mit der „letzten Bratwurst vor Amerika“ ist nicht da. Winterzeit! Über Sagres geht es wieder nach Salema.

Der Radweg – mal wieder der EV1 – ist leider genau so schlecht wie zuvor an der Küste und wie wir ihn schon von den letzten Jahren in Erinnerung haben. Qualität und Befahrbarkeit haben sich nicht geändert, an manchen Stellen wurden die besonders tiefen Schlaglöcher mit viel grobem Schotter aufgefüllt. Auch eine Art, Radfahrer*innen von den vorgesehenen Wegen auf die Straße zu bringen. Lediglich zwischen dem Cabo und Sagres gibt es einen neuen, breiten Radweg.

Die etwas skurrile Skulpturenausstellung von Deodato Inácio Santos besuchen wir Barao de Sao Joao. Das Tal und der Weg, an dem sie stehen, leuchten saftig grün und gelb in der Sonne, die Skulpturen sind zum Teil in die Jahre gekommen und verblasst. Dennoch interessant!

Und dann faulenzen und lesen in Salema, kurz: Wir machen Urlaub. Für die nächsten Tage ist nasseres Wetter vorausgesagt, dann reisen wir weiter.