Erste Tage in Portugal: Vom Guadiana bis an den Atlantik

Am 25. Dezember fahren wir über die Ponte International do Guadiana nach Portugal ein. Das erste Ziel ist ein Platz am Guadiana, dem Grenzfluss zu Spanien. Ruhig in einer Flussschleife gelegen ist der Platz und nicht einsehbar. Nachts ist nur ein Käuzchen zu hören.

Unser erster Ausflug mit dem Fahrrad führt am Fluss entlang. Der fließt uns am Morgen in umgekehrter Richtung entgegen: Die Flut drückt das Wasser und damit das Treibgut den sehr langsam fließenden, breiten Fluss über 20 Kilometer flussaufwärts.

Schmale, asphaltierte Sträßchen führen ab Alcoutim in die westlich gelegenen Hügel bis zur völlig autofreien EN 122. Auf und ab geht es wieder hinunter zum Guadiana.

Für die kommende Nacht suchen wir uns einen Platz weit oberhalb des Guadiana, von wo wir morgens in der Frühe die Nebelschwaden über dem Flusstal beobachten können.

Eine Fahrradrunde um den Barragem de Odeleite muss sein, auch wenn wir diese schon zweimal in den letzten Jahren ganz ähnlich gemacht haben. Zu schön ist die Strecke mit ihren Aufs und Abs und den entsprechenden Ausblicken auf grüne Hügel, Wiesen, kleine Dörfer und ab und zu auch auf den See.

28. Dezember

Nacht am Lieblingsplatz

Nach einer Nacht auf einem Lieblingsplatz oberhalb des Stausees steht ein Wasch- und Putztag an. Dazu reisen wir an die Küste auf den Platz in Manta Rota, wo man für 10€ direkt am Strand übernachtet – und haben Glück, dass noch nicht allzu viele Camper hier sind und wir einen Platz finden. Ein Waschsalon ist in der Nähe, so dass wir nachmittags sämtliche Wäsche waschen und trocknen können. Während sich die Maschinen drehen, wird Biene wieder blitzsauber – zumindest im Innenraum.

Wir wandern am Strand entlang, der weit und ziemlich menschenleer ist. Ungewohnt ist es, nach den einsamen Nächten wieder zwischen vielen Campern – viele mit bellenden Hunden – zu stehen.

Zwei Nächte bleiben wir in Manta Rota, denn auch hier wollen wir eine Radtour machen, die eine Wiederholung einer früheren Tour ist. Nach Cacela Velha müssen wir einfach hinauffahren, atemberaubend sind die Ausblicke von der Fortaleza hinaus auf die östlichste Lagune der Ria Formosa, die in der Sonne glitzert.

Schließlich radeln wir weiter über Cabanas mit Blick auf die vorgelagerte Ilha de Cabanas und die Salinas do Forte do Rato, wo allerdings anscheinend kaum noch Salz gewonnen wird.

Die Radstrecke führt über den offiziell ausgeschilderten Weg EV1 (Ecovia Literal), der in weiten Teilen nicht wirklich gut zu befahren ist, da er grob geschottert und voller Löcher ist – mit einem normalen Tourenrad sicher kein Spaß.

In Tavira, einer Stadt mit Flair,  genießen wir die Sonne im Park, besuchen die Burgruine mit dem wunderschönen Innenhof und kehren schließlich nach Manta Rota zurück.

30. Dezember

Auf der Suche nach neuen Erkundungsmöglichkeiten und Übernachtungsplätzen fahren wir in Richtung Sao Bras de Alportel und dann weiter auf der N2 durch die Ausläufer der Serra do Caldeirao nach Norden. Beeindruckt von den geschwungenen Hügeln, den Wäldern und der Einsamkeit in diesem Teil der Algarve parken wir im Quellgebiet Fonte Férrea. Durch das Tal der schmalen Ribeira do Alportel gibt es schöne Wanderwege, ein schmaler Sandpfad führt über Stein- und Holzbrücken, vorbei an Eukalyptusbäumen, an Erdbeerbäumen und blühenden blauen Blümchen sowie weißer Portugiesischer Heide. Schließlich geht es hoch hinauf, an Korkeichen vorbei, mit tollen Ausblicken auf die saftig-grünen Berge.

31. Dezember

Etwas weiter nördlich, in Ameixial, in Nähe der Grenze von der Algarve zum Aletejo, finden wir einen etwas fragwürdigen kostenlosen Stellplatz mit Raum für etwa 20 Camper. Riesige ausgebaute LKW stehen hier. Der Platz wird offenbar vor Allem von Franzosen mit vielen freilaufenden Hunden als Winterquartier genutzt.

Stellplatz in Ameixial

Von hier aus radeln wir eine Runde mit etlichen, auch steilen, Aufs und Abs um den Berg Pulo de Lobo bis Santa Cruz und durch das Tal des Rio Vascao wieder zurück nach Ameixial.  Die sehr gebirgige Waldlandschaft wirkt nicht so, als ob zu wenig Regen gefallen sei, und die Wiesen mit gelben und weißen Sprenkeln, die Pinien und die Flüsschen, welche die Täler durchziehen, gefallen uns richtig gut.

Die Silvesternacht ist ruhig und friedlich. Am Morgen des 1. Januar  fahren wir nur wenige Kilometer weiter und starten wir zu einer recht kurzen, dennoch anstrengenden Radrunde bei Almodovar. Auch hier gefällt uns die Landschaft mit ihren steilen, kürzeren und längeren Auf- und Abfahrten ausgesprochen gut. Die Wege sind allerdings gewöhnungsbedürftig, da selbst „befestigte“ Straßen einen nicht asphaltierten, felsigen oder geschotterten, unebenen Untergrund haben.

An einer kleinen, ausgedienten Dorfschule essen wir die mitgebrachte Mahlzeit, in den Dörfern sehen wir auf nahezu jedem Mast ein Storchenpaar. Die grünen Wiesen sind mit Gänseblümchen übersät, oft stehen Korkeichen hier als Solitär auf den saftig wirkenden Flächen. Schön hier!

Von Almodovar aus führt die Reise über eine sehr schöne Verbindungsstrecke über Santana da Serra an den Barragem de Santa Clara. Das Westende haben wir bereits 2019/20 erkundet, jetzt übernachten wir auf einem Parkplatz am nördlichsten Ost-Arm. Nun befinden wir uns im Alentejo, in einer der am wenigsten dicht besiedelten Regionen Portugals. Der Stausee Santa Clara staut den Fluss Mira auf und umfasst bei normalem Stauziel fast 20qkm an der Oberfläche – allerdings ist dieses Stauziel seit Jahren nicht mehr erreicht worden. Das Wasser wird zu etwa 90% von der Agrarwirtschaft verbraucht. Diese wächst stetig und führt zu einer Trinkwasserknappheit. Heute liegt der Füllpegel dieses Sees bei etwa 34% – das ist wenig, im Vergleich zum letzten Januar aber schon recht gut (24% Januar 2024).

Die Nächte auf dem Parkplatz sind so leise, dass man die Stille hören kann – und so dunkel, dass die Milchstraße hell am Nachthimmel strahlt. Zwei Nächte genießen wir diese Einsamkeit, tagsüber radeln wir nach Norden bis Sao Martinho das Amoreiras und zurück, den Rest des Tages faulenzen wir in der Sonne.

Am 3. Januar ziehen wir um an das westliche Ende des Sees. In dem kleinen Ort Santa Clara gibt es zwar einen Stellplatz, doch der ist mit fünf Wohnmobilen überfüllt. Wir parken und nächtigen schließlich direkt am See. Über die Staumauer dürfen wir mit Biene leider nicht mehr fahren, hier haben sich wohl auf dem schönen großen Parkplatz in der Vergangenheit zu viele Camper niedergelassen – nun ist das Befahren und Nächtigen hier verboten.

Ein Spaziergang hoch über dem Ufer des Sees zeigt, wo sich zu wasserreichen Zeiten die Wasserkante befand – nun wandeln wir „im“ See.

4. Januar

Angesichts einer schweren Regenfront, die am Wochenende ganz Portugal erreichen soll, suchen wir am Samstag den altbekannten Stellplatz Aguas Vivas bei Sao Teotonio auf.

Bevor der Regen kommt, machen wir allerdings noch einen kleinen Ausflug zum Atlantik, der sich nur wenige Kilometer von hier befindet. Auf dem Weg nach Zambujeira do Mar schauen wir zu, wie in Minutenschnelle etliche Quadratmeter Eukalytuswald gefällt und verarbeitet werden. Faszinierend – und bedenklich! Eukalyptusbäume werden in Portugal als sehr schnell wachsender Papierlieferant seit etlichen Jahren angebaut. Sie sind jedoch hoch invasiv. Wo Eukalyptuswald stand, wächst kein anderer Wald mehr. Zudem ist Eukalyptus aufgrund seines Gehalts an ätherischen Ölen leicht brennbar – und mit Waldbränden hatte das Land in den letzten Jahren allzu häufig zu kämpfen. Diese Plantagen sind also kritisch zu beurteilen.

Die Küste in Zambujeira do Mar ist wunderschön und immer wieder beeindruckend. Nach einem Kaffee und kurz bevor es dunkel wird radeln wir zurück zu Biene – und der Regen setzt ein.

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