In diesem Landesteil, rund um Flensburg und Glücksburg, gibt es nicht viele legale Übernachtungsplätze. Nach kurzer Suche und dem Anfahren verschiedener Parkplätze entscheiden wir uns, den Parkplatz direkt am Campingplatz Holnis zu beziehen, auf dem man 24 Stunden für 4 Euro stehen darf. Die Ostsee ist von hier aus zwar nicht zu sehen, jedoch sind es nur 100m bis zum Strand. Bei einem ersten kurzen Gang wundern wir uns darüber, dass kaum Menschen zu sehen sind. Wo sind die Touristen? Es sind bereits Sommerferien in NRW, Mecklenburg und Schleswig- Holstein! Vielleicht fliegen die alle wieder in Urlaub? Naja, die Behörden möchten 2,60€ pro Tag von jeder Person haben, die den Strand betritt. Vielleicht ist das so Manchem zu viel?
Uns gefällt es hier umso besser – auch ohne Strandeintrittsgebühr. Ich entdecke eine Surfschule und bedaure, dass niemand hier ist, dem man beim Surfen zuschauen kann.
Nachmittags laufe ich eine Runde um die nördliche Spitze der Halbinsel Holnis.
Der Weg führt zunächst am Kleinen Noor vorbei. Noore sind verlandete Meeresbuchten, die durch eine Wallbildung von der offenen Förde abgetrennt werden. Hier hat man das Noor vor etwa 20 Jahren zum Meer hin wieder geöffnet, eine kleine Brücke führt über den Einlass. So ist ein besonderer Lebensraum geschaffen worden.
Das ganze Gebiet auf und um die Nordspitze Holnis ist Naturschutzgebiet. Nachdem ich am Kleinen Noor vorbei gelaufen bin, gehe ich durch Salzwiesen und schließlich am naturbelassenen Strand entlang. Nach einer Weile kommt die Sonne hervor, und ein Kiter wagt sich aufs Wasser.
Am 8. Juli machen wir eine recht kurze Radtour, da der Küstenradweg gesperrt und eine Umleitung nicht vorhanden ist. Also radeln wir auf direktem Weg nach Glücksburg, schauen uns Schlosspark – so viele Rosen! – und Schloss an und trinken einen Kaffee im Park. Zurück geht es in einer kurzen Runde über die Küste. Hier darf man nirgendwo mit seinem Wohnmobil übernachten – schade nur, dass es keine offiziellen Stellplätze, sondern nur Campingplätze ab 30€ aufwärts gibt.
Am Parkplatz angekommen, überrascht uns eine freundliche Politesse mit der Aussage, dass unser 24-Stunde-Parkticket nicht nachts gültig ist. So fahren wir noch am Nachmittag weiter Richtung Dänemark.
Am Felstedvej in der Nähe von Grasten / Gravenstein finden wir bei Stine und Torben einen wunderbaren Platz im Garten ihres Hofes. Hier bleiben wir ein paar Nächte, der freundliche Gastgeber bringt uns morgens sogar Brötchen vorbei.
Von hier aus erkunden wir das östliche Südjütland auf zwei Radtouren, die erste führt nach Norden Richtung Aalborg, dann geht es östlich entlang der Küste bis Soenderborg. Immer wieder fallen die großen Höfe auf. Nahezu jedes Haus ist schön renoviert. Bei den vielen in diesem Landesteil typischen Dreiseithöfen ist das Haupthaus, das mittig eingeschlossen wird von Stall- und Scheunengebäuden, wie ein Herrenhaus herausgeputzt. Vorbild für diesen Baustil waren die dreiseitigen Gutshöfe und Herrenhäuser in dieser Gegend. Zur Bauzeit erschien das Zusammenleben von Mensch und Vieh aufgrund verbesserter Hygiene nicht mehr ratsam, deswegen wurden seit dem 19. Jahrhundert vermehrt Höfe gebaut, bei denen die Gebäude getrennt waren.
Jeder größere Hof ist vorne von einer schlossparkähnlichen Wiese mit entsprechender Bepflanzung erschlossen. Das häufigste Gartengerät, das der Däne/ die Dänin braucht, ist ein Rasenroboter…
Aber auch an anderen, kleineren Häusern fällt auf, dass sie sauber und gut gepflegt aussehen und dass immer – egal, wie der Hof ansonsten aussieht – neue Fenster eingebaut sind. Ob das auf ein Förderprogramm der dänischen Regierung in Südjütland oder in ländlichen Gebieten zurückzuführen ist?
Natürlich sieht man immer wieder die See, und vielfach radeln wir direkt an der Küste entlang; der Radweg ist hier manchmal nur ein Wiesenpfad. An den Straßen finden sich kleine Stände, wo Erbsen, Kirschen oder Johannisbeeren und Kartoffeln angeboten werden.
Anderntags erkunden wir Broagerland, eine Halbinsel, die über Grasten und den Egernsund zu erreichen ist. Unter der Hebebrücke passieren gerade einige Segelschiffe den Sund. Anschließend besuchen wir einen Gedenkpark für Gefallene des 1. Weltkrieges und die Kirche im Ort Broager.
In einer großen Runde radeln wir im Uhrzeigersinn über die Halbinsel, durch den Ort Broager, an der Ostküste mit den mäßig besuchten Badestränden und Ferienhaussiedlungen entlang und über den Gendarmenpfad, einen (Rad- und) Wanderweg, über den etwas abenteuerlichen bewaldeten Abschnitt und durch die Wiesen im Süden der Halbinsel.
Sogar an einem Rastplatz mit ehemaligem Trafo- Turm für Radfahrer kommen wir vorbei.
Über die weiten, im Wind wogenden Korn- und Rapsfelder schaut man weithin bis zur Ostsee, über das hügelige Land, sehr vereinzelt liegen die großen Höfe inmitten der Felder. Schön ist es hier!
Auf dem Rückweg über den Egernsund und Richtung Grasten fallen uns zum wiederholten Mal die zweispurigen, gut ausgebauten Radwege entlang größerer Straßen auf. Auf kleinen Straßen sind keine Radwege nötig, hier herrscht nur wenig Verkehr.
Auf der Weiterfahrt nach Norden in Richtung Haderslev versorgen wir uns mit den nötigen Lebensmitteln und entdecken den superleckeren Gjetost, ein normalerweise norwegischer – hier dänischer – Ziegenkäse mit Karamellgeschmack. Mmmh…
11. Juli
Schon morgens beziehen wir den Stellplatz auf dem Hof bei Haderlev (Hadersleben) an der Straße Richtung Fjelstrup. Hier haben außer uns noch einige Wohnmobile eine Bleibe gefunden. Interessant ist hier (und im Rest Jütlands) die Mülltrennung: Es gibt zweigeteilte Mülltonnen für jede erdenkliche Art von Müll. Dann müssen die Müllfahrzeuge wohl auch zweigeteilt sein – leider haben wir keines gesehen.
Den Schönwettertag nutzen wir für eine weitere Tour über Südjütland nach Norden Richtung Kolding, um dann an der Ostseeküste wieder südwärts zu radeln. Es ist hügeliger als gedacht, und vom höchsten Punkt der Tour hat man einen weiten Blick übers Land.
Auf dem Rückweg geht es mal wieder an wenig bevölkerten Badestränden mit ansprechender, großer und teils sehr luxuriös erscheinender Ferienhausbebauung entlang. Der Weg führt am Hejls Nor vorbei durch Wiesen und Felder. Immer wieder genießen wir den weiten Blick.
Am 12. Juli fahren wir weiter nach Fünen.